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Neubau für die weiterführende SchuleSchulneubau in Swisttal wohl zig Millionen teurer als zuvor beabsichtigt

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In der Containeranlage an der Gesamtschule Swisttal werden die Klassenräume vergrößert.

In der Containeranlage an der Gesamtschule Swisttal werden die Klassenräume vergrößert.

Der Neubau der Gesamtschule in Heimerzheim muss wohl sechszügig werden, um mit dem Einwohnerwachstum der Gemeinde Swisttal standhalten zu können. Die Bürgermeisterin korrigierte die Kostenschätzung um zig Millionen nach oben.

Bauarbeiter gehen derzeit ein und aus in der Containeranlage auf dem Gelände der Gesamtschule Swisttal in Heimerzheim. Kabel werden verlegt, Verkleidungen angebracht, es wird gehämmert und gebohrt. Ende dieser Woche sollen die Umbauarbeiten fertig sein, dann können die Gesamtschüler in die Klassencontainer einziehen.

Im vorigen Schuljahr waren darin interimsweise Mädchen und Jungen der „Swistbachschule“ unterrichtet worden, da ihre Grundschule an der Bachstraße bei der Flutkatastrophe im Sommer 2021 erheblich beschädigt worden war und saniert werden musste. Die 300 Grundschüler sind inzwischen in die Bachstraße zurückgekehrt; einige Klassen werden dort in Containern unterrichtet.

Die Arbeiten an den Containern auf dem Gelände der Gesamtschule sind Vorboten dessen, was in den kommenden Jahren am Blütenweg in Heimerzheim passieren soll. Auf einer Freifläche zwischen dem jetzigen Schulgebäude und dem Areal der Schützenbruderschaft St. Sebastianus-Kunibertus auf der Viehtrift soll ein Neubau für die weiterführende Schule entstehen. Dies hatte der Gemeinderat vor zwei Jahren einstimmig beschlossen.

Auswirkung auf die Grundsteuern noch unklar

„Unser Wunsch ist es, zum Schuljahr 2028/29 starten zu können“, sagte Swisttals Beigeordneter Tobias Weingartz bei einer Besichtigung des Standorts, an der auch Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, Michael Kleist als Fachbereichsleiter Schule in der Gemeindeverwaltung, und Peter Schröder vom Bau- und Planungsamt teilnahmen. Nach momentaner Schätzung liegen die Kosten für den Neubau bei 50 Millionen Euro. Doch schon jetzt rechnet Petra Kalkbrenner damit, dass dies bei den aktuellen Entwicklungen auf dem Bau- und Finanzmarkt nicht reichen werde: „Wir gehen eher von 70 bis 80 Millionen Euro aus.“ Ob wegen des Schulneubaus auch die Grundsteuer angehoben werden müsse, vermochte Kalkbrenner nicht zu sagen.

Michael Kleist ist überzeugt, dass sich die Investition lohnen werden: „Dadurch, dass wir uns neu aufstellen, werden wir Großes für unsere Schullandschaft bewegen.“ Aktuell besuchen 555 Schüler die vierzügige Gesamtschule Swisttal. Der Neubau könnte Platz für 700 oder 800 Jungen und Mädchen machen. Eigentlich sollte er die Schule fünfzügig machen, doch die Verwaltung erwartet, dass sich die Gemeinde weiter entwickelt, Neubaugebiete hinzukommen und darum eine Sechszügigkeit geplant werden sollte, erklärte Kalkbrenner.

Schießbahn der Schützen ist neu auszurichten

Für den Neubau müssten die Schützen von ihrem Gelände nichts abtreten, so Kalkbrenner, aber die Schießbahn müsse anders platziert werden, da sie in das Grundstück für den Schulbau hineinrage. Planung und Bauausführung will sie in eine Hand legen, daher werde ein Generalunternehmer beauftragt. So müsse nicht jedes Gewerk einzeln ausgeschrieben werden. Auf einen Architekturwettbewerb soll verzichtet werden. Dies sei mit der Schulleitung so bereits abgesprochen.

Dieses Vorgehen soll Kosten sparen sowie ein bis zwei Jahre Planungszeit. Am Ende soll ein „funktionaler und energetisch nachhaltiger Neubau“ stehen. Das Raumkonzept werde in einer Lenkungsgruppe vorgestellt und dann den politischen Gremien vorgelegt. Vorbild der neuen Bildungsstätte ist das Münchener Lernhauskonzept. Dies hat laut Michael Kleist viele Vorteile, spare Geld und habe einen geringeren Raumbedarf. Im Zentralgebäude befinden sich Pausenbereich, Schulleitung und Lehrerzimmer. Von dort gehen Lernhäuser mit den Unterrichtsräumen ab.

Ortsbesichtigung  mit (von links): Michael Kleist, Peter Schröder, Petra Kalkbrenner und dem Beigeordneten Tobias Weingartz.

Ortsbesichtigung mit (von links): Michael Kleist, Peter Schröder, Petra Kalkbrenner und dem Beigeordneten Tobias Weingartz.

Dieses Raumprogramm soll auch an den Grundschulen umgesetzt werden. Räume haben meist mehrere Funktionen: morgens für den klassischen Unterricht, nachmittags für die Offene Ganztagsschule (OGS) der Grundschulen oder den Nachmittagsunterricht an der Gesamtschule. Abends könnten darin Kurse der Volkshochschule stattfinden, findet Kalkbrenner.

Die Sanierung der „Swistbachschule“ ist nach Darstellung der Bürgermeisterin „größtenteils abgeschlossen“, zumindest im Neubau. Im Altbau gebe es jedoch Überraschungen und Probleme. So habe es beispielsweise länger als erwartet gedauert, die Wände zu trocknen: „Aber zum Glück haben wir dort keine Schadstoffe entdeckt“, erklärte Kalkbrenner. Nach den Herbstferien sollen auch diese Arbeiten erledigt sein.

Container billiger als Anbau

Während der Reparaturarbeiten an der „Swistbachschule“ hatten die Gesamtschüler in den vergangenen beiden Jahren eng zusammenrücken müssen. Vor allem Räume, um sich zurückzuziehen und individuell lernen zu können, hatten nicht zur Verfügung gestanden. Dabei war die Gesamtschule schon vor der Flut an die Grenzen ihrer Raumkapazitäten gestoßen. Aus diesem Grund ist die Containeranlage aus 67 Modulen nach dem Auszug der Grundschule auch nicht abgebaut worden. Sie wird stattdessen derzeit an den Bedarf der Gesamtschule angepasst. Dies ist laut Peter Schröder günstiger als ein Anbau. Die Gemeinde zahle lediglich rund 73.000 Euro.

Bislang bildeten je drei Module einen Klassenraum, insgesamt waren 14 Klassenräume vorhanden. Die restlichen Module bildeten Differenzierungsräume, Sanitäranlagen, Flure und Treppen. Da die durchschnittliche Klassenstärke in der Grundschule geringer als die von weiterführenden Schulen ist und die Kinder und Jugendlichen aufgrund ihrer Körpergröße mehr Platz benötigen als die vormaligen Nutzer, werden die Klassenräume vergrößert. Fortan bilden somit je vier Module einen der acht geplanten Klassenräume. Damit stehen mehr Differenzierungsräume zur individuellen Förderung zur Verfügung. Diese werden um „Lernwaben“, „Leseecken“ und „Stillarbeitsplätze“ ergänzt.

„Ich freue mich, die neue Containerschule endlich für die Stufen 5 bis 7 nutzen zu können“, erklärte Gesamtschulrektorin Sybille Prochnow-Penedo. Derzeit streben die Schüler in die Außenbereiche, die Aula oder die Flure, um individuell arbeiten zu können: „Diese sind im alten Gebäude sehr laut.“

Neubau macht auch Platz für eventuelle Förderschule

Die Lösung wird dann erst der Neubau bringen können. In das bisherige Gesamtschulgebäude soll anschließend die Grundschule einziehen. Die bisherige „Swistbachschule“ soll damit aber nicht leer bleiben. Petra Kalkbrenner hat bereits Ideen für die weitere Nutzung. Sie kann sich vorstellten, dass dieses Gebäude für eine mögliche Förderschule des Rhein-Sieg-Kreises interessant sein dürfte.