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Nach Streit unter MännernDetonation beschädigt Auto in Swisttal

Lesezeit 4 Minuten
Ein Böller hat ein Loch in einem alten VW Passat verursacht.

Ein Böller hat ein Loch in einem alten VW Passat verursacht.

Ein Streit, ein Knall ein Loch: Das Kriminalkommissariat 16 ermittelt in Odendorf wegen eines beschädigten Autos. Die Rundschau sprach mit der Autobesitzerin.

Ein Streit unter Männern, ein gewaltiger Rumms, und das Auto von Kerstin Flottmann hat ein Loch. Nun ermittelt die Polizei, und die Autobesitzerin, die bei ihrem Freund in Odendorf geparkt hatte, weiß nicht, wie sie den 21 Jahre alten VW-Passat retten soll, der nach erster Diagnose ein wirtschaftlicher Totalschaden ist.

Das lautstarke Ereignis trug sich bereits am Montag vergangener Woche zu und hat einige Anlieger der Flamersheimer Straße aufgeschreckt. Es war schon gegen 21 Uhr, als Kerstin Flottmann von einem Streit auf der Straße mitbekommt. Trotz der späten Stunde, denkt sie zuerst an Kinder und steckt den Kopf zum Fenster heraus, doch es handelt sich um eine Auseinandersetzung zwischen Männern in einer Sprache, die die eigentlich aus dem Bergischen stammende Frau nicht versteht. Seit etwa einem halben Jahr ist sie mit ihrem Freund zusammen, der aus Odendorf stammt.

Swisttal: Explosion weithin zu hören

Mitten im Streit gibt es eine Detonation. „Die Explosion muss jeder im Ort gehört haben“, findet Flottmann, daraufhin sei es urplötzlich still geworden, danach hätten sich die Männer in Autos in verschiedene Richtungen entfernt. Eine Nachbarin berichtet später, sie habe die Polizei verständigt. Doch zu diesem Zeitpunkt ist Flottmann noch ahnungslos: „Die Fenster waren ganz.“ Die 52-Jährige wird erst am nächsten Morgen erfahren, was der Knall für sie bedeutet - und für ihr Auto.

Das Fahrzug, ein 21 Jahre alter VW-Passat, seit acht Jahren in ihrem Besitz und liebevoll gepflegt, damit er mal als historisches Fahrzeug ein H-Kennzeichen bekommen kann, hat ein Loch. „Ich wollte mit dem Wagen zu meinem Freund in dessen Werkstatt, weil die Hauptuntersuchung fällig ist. Das Loch habe ich direkt gesehen.“ Der Wagen war auf der Flamersheimer Straße, der Hauptdurchfahrtsstraße, so quer zum Haus eingeparkt, dass sein Heck gegenüber einer Wand stand. Das Loch bot durch die dahinter hervorquellende Innenraumdämmung einen Kontrast zum dunklen Blech. Es hat die Form eines Einschusses und ist so groß, dass sich locker ein Finger hindurchstecken lässt.

„Das hat die Polizistin auch getan, die den Fall aufgenommen hat“, berichtet Flottmann der Rundschau. „Sie hat mich gefragt: ‚Warum haben Sie denn da Watte reingesteckt?‘, und mir lag auf der Zunge zu antworten, damit es nicht blutet.“ Dabei blutete ihr das Herz, denn das Liebhaberfahrzeug ist ihr ans Herz gewachsen.

Auf der Straße fanden sich die Reste einer Hülse.

Auf der Straße fanden sich die Reste einer Hülse.

Flottmann wunderte sich, dass die Polizei nicht zu ihr nach Odendorf kam, sondern sie aufgefordert wurde, Fotos zu machen und Beweismittel einzusammeln. Wie die Bonner Polizei der Rundschau auf Nachfrage später erklärte, wäre das bei „einer Schussabgabe“, also wenn jemand geschossen hätte, anders gewesen. Die Autobesitzerin tat, wie ihr geheißen: Sie sammelte „Metallteile wie von einer Patrone“ ein und wickelte sie in ein Papiertaschentuch. Flottmann: „Mir war das unangenehm, das sollte die Polizei doch vermessen und selber einsammeln. Aber ich habe es gemacht.“

Explosion in Swisttal: Bonner Polizei erscheint nicht vor Ort

Die Autobesitzerin war insgesamt nicht mit der Reaktion der Polizei zufrieden und hat darum selbst einen Aufruf im Internet gestartet, damit sich Zeugen melden. „Nachbarn haben den Streit gesehen, die haben mich auch angeschrieben und aufgefordert, den Post aus dem Netz zu nehmen“, sagt die Betroffene. Sie sei gewarnt worden: Die Männer seien gefährlich, hätten Nachbarn bedroht und ließen Spekulationen über Drogen und eine Bande folgen.

Doch Kerstin Flottmann gehört nicht zu den Menschen, die sich von sowas einschüchtern lassen. 18 Jahre lang war sie Personenschützerin, hat sich um Prominente und Reiche in privatem Auftrag gekümmert: „Ich will den Schaden bezahlt haben und nehme den Vorfall nicht einfach hin.“ Sie sorge sich um die Kinder, die diesen Bürgersteig tagsüber nutzten, und gegenüber sei die Post. Ihr Freund fragte: „Willst Du wirklich hierhinziehen?“

Auto ist ein Totalschaden

Sorgen macht sie sich mehr um ihr altes Auto. „Mein Freund sagt, das ist ein wirtschaftlicher Totalschaden. Die Seitenwand muss herausgetrennt und ersetzt werden. Das würde 3000 Euro kosten, den neuen Lack, l Metallic mit Flakes, noch nicht eingerechnet. Das wird nichts werden. Das übersteigt mein Budget.“ Flottmann seufzt: „Ich hänge sehr an dem Wagen, kenne sogar die Fahrgestellnummer auswendig. Einmal im Jahr wird er von mir poliert.“

Als Soforthilfe, damit kein Wasser eindringt, hat sie einen Aufkleber von der Firma ihres Freundes über das Loch geklebt. Irgendwie will sie das Auto reparieren, selbst. Das hat sie ein Jahr lang gelernt: „Der muss repariert werden. Der war so treu. Kann ihn doch nicht einfach verschrotten lassen, nur weil einer drauf geschossen hat. Das wär undankbar von mir.“

Die Polizei ist gar nicht so untätig, wie die Autobesitzerin glaubt. Allerdings hat sie keine Anhaltspunkte, dass jemand auf das Fahrzeug geschossen hätte. Den Ermittlern des Kriminalkommissariats 16 liegen zudem Hinweise auf die Männer vor, die sich als Arbeiter im Ort aufhalten. Weitere Zeugenhinweise sind den Polizisten willkommen: Ruf (0228) 150.