Der Neubau der Gesamtschule in Swisttal-Heimerzheim ist der Politik zu teuer. Schüler und Eltern lassen sich die Entscheidung nicht gefallen und Demonstrieren.
Ablehnung des SchulneubausHunderte Schüler und Eltern protestierten in Heimerzheim

Schüler zeigten Transparente gegen den Schulneubau-Stopp in Swisttal.
Copyright: Frank Engel-Strebel
„Wir sind hier! Wir sind laut! Weil ihr unsere Zukunft klaut!“ „Ihr spart unsere Schule kaputt“, „Wir sind mehr wert. Wir brauchen Geld, setzten, 6.“ Diese und andere markige Slogans waren an diesem Freitag auf selbst gemachten Pappschildern und Bannern zu sehen, die mehrere hundert Eltern und Schüler der Gesamtschule Swisttal vorbereitet hatten, um gegen den Baustopp des neuen Schulcampus' in Heimerzheim zu demonstrieren.
Unter dem Motto „Bildung zum Nulltarif? – Nicht mit uns!“ trafen sich, organisiert von Patrick Reichelt, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Elternpflegschaft, die ersten Demonstranten in der Aula der Gesamtschule. Von dort ging es weiter zur Swistbachschule in Heimerzheim und zum Gottfried-Velten-Platz zur großen Abschlusskundgebung.
Mit der Demonstration sollte den Ratspolitikern und der Verwaltung gezeigt werden, dass die Eltern bereit sind, für ihre Kinder zu kämpfen, betonte Reichelt. Anna Bäumchen, die Vorsitzende der Elternpflegschaft, glaubte zunächst an einen „Witz“, als ihr Reichelt seinerzeit berichtete, dass der Gemeinderat überraschend den seit längerem geplanten Schulneubau gestoppt hatte, der zuletzt mit 134 Millionen Euro kalkuliert worden war. In dem maroden Gebäude aus den 1970er Jahren war einst die Hauptschule untergebracht, die in eine Gesamtschule umgewandelt worden ist.
Anna Bäumchen kritisierte, dass kein vernünftiges Raumkonzept erarbeitet wurde: „Die Schule platzt aus allen Nähten.“ Ob dort 2027 der erste Jahrgang Abitur machen könne, sei daher mehr als fraglich. Schon jetzt gebe es zu wenig Klassenräume. Klausuren müssten beispielsweise in der Schulaula geschrieben werden, und das bei unruhigem Rahmenbedingungen.
Eine gute Schule ist kein Luxus. Wir fordern, dass das Projekt nicht aufgeschoben, sondern endlich umgesetzt wird.
Vernünftiges WLAN gebe es in dem alten Schulgebäude nicht, viele Schüler müssten auf ihre mobilen Daten zurückgreifen. Klare und mahnende Worte fand auch Schülersprecherin Fidana Ali. Sie kritisierte, dass das Bauprojekt trotz der maroden Bausubstanz und der schlechten Lernbedingungen einfach gestrichen wurde: „Warum? Wegen Geld? Wegen politischem Desinteresse? Wir sagen, Bildung ist nicht verhandelbar.“ Es werde immer gespart, wenn es um die Zukunft von Kindern gehe: „Eine gute Schule ist kein Luxus. Wir fordern, dass das Projekt nicht aufgeschoben, sondern endlich umgesetzt wird.“
Für ihre Worte erntete die Neuntklässlerin donnernden Applaus und ein dickes Lob von Patrick Reichelt. Er dankte ihr, dass sie sich getraut habe, vor so vielen Menschen zu sprechen: „Das zeigt, dass hier alles richtig läuft, sowohl von Seiten der Schüler als auch von Seiten der Lehrer.“

Fidana Ali, Anna Bäumchen und Patrick Reichelt (von links) begrüßten die Demonstranten in der Aula.
Copyright: Frank Engel-Strebel
Eine Mutter, die für den Neubau des Schulcampus kämpft, ist Melanie Damann. Ihre Tochter besucht derzeit noch die Swistbachschule. Dass ihre Tochter einen Platz an der Gesamtschule bekommen habe, sei ein „Glücksfall“ gewesen. Vielleicht liege es ja auch daran, dass sie ein Förderkind sei, für das die Schulen mehr Geld bekämen, mutmaßt ihre Mutter. Doch auch darüber hinaus ist es der Ollheimerin wichtig, dass es zu dem neuen Campus kommt: „Überall heißt es, dass die Kinder heutzutage nicht genug gebildet sind. Vor allem nach Corona und der Flutkatastrophe. Doch dafür braucht es auch vernünftige Schulen und Klassenräume, dafür wollen wir uns heute Gehör verschaffen.“

Als Investition in die Zukunft sehen Schüler ein Schulgebäude.
Copyright: Frank Engel-Strebel
Auch ein Elternpaar aus Rheinbach, das namentlich nicht genannt werden will, machte mobil: „Wir möchten, dass unsere Kinder an dieser Schule auch ihr Abitur machen können, doch in diesen Räumlichkeiten ist das nicht möglich.“ Sie sehen sogar den Status der Schule als Gesamtschule gefährdet.
Betroffen von dem Ratsbeschluss seien aber nicht nur Mädchen und Jungen aus der Gemeinde Swisttal, sagte Anna Bäumchen der Rundschau, sondern auch aus Weilerswist und vor allem Kinder aus der Gemeinde Alfter treffe es hart, da dort statt einer Gesamtschule ein Gymnasium gegründet wurde. In Odendorf, Buschhoven, Morenhoven, Heimerzheim sowie in Weilerswist-Metternich und Alfter soll es noch Informationsabende geben.
Weitere Demo
Auch am Schulstandort Merten wird demonstriert: Am kommenden Dienstag, 8. April, ab 17 Uhr, wehren sich Eltern und Schüler gegen den Neubau-Stopp der Heinrich-Böll-Gesamtschule, den der Stadtrat beschlossen hat. Grund war die Kostenexplosion, die sich Bornheim nicht leisten könne. Treffpunkt für die Demonstration ist der Schulhof der Martinus-Grundschule an der Beethovenstraße. Bürgermeister Christoph Becker und Politiker sind ebenfalls angefragt.