Im Küsterhaus gegenüber der Kirche von Heimerzheim war die Bücherei St. Kunibert schon vor 28 Jahren. Nach der Zerstörung ihres Inventars füllt sie am neuen alten Ort ihre Regale neu.
Nach der Flut in SwisttalBücherei St. Kunibert zieht zurück ins Küsterhaus – nach 28 Jahren
Die Lokomotive als Kindersitz und Bücherregal stammt wie viele der Holzregale mit roten Flanken aus der geschlossenen Bücherei in Lommersum. Hier im Küsterhaus von St. Kunibert füllen sich zum Neustart nach der Flut die Regale. „Wir haben schon aus dem Container heraus Verlage angeschrieben und regelrecht angebettelt“, berichtet Käthe Langer, die den Neuaufbau leitet. Am Sonntag ist feierliche Einweihung.
Mit Blick auf andere Büchereien im Bistum hatte die„ Katholische öffentliche Bücherei St. Kunibert“, wie sie korrekt heißt, Glück, nicht in den Strudel der Büchereischließungen zu geraten, aus denen sich das Bistum finanziell zurückzog, weil sie zu einer kommunalen Kooperation gehörten. „Wir gehörten nie zur Kommune. Das ‚öffentlich‘ in unserem Namen bedeutet bloß, dass wir jedem offen stehen, also ungeachtet der Konfession“, erklärt Langer. Und außerdem arbeitet hier jeder ehrenamtlich - alle 13 Frauen aus dem Bibliotheks-Team, betont die 67-Jährige.
Das Schicksal ereilte die Heimerzheimer Bücherei eiskalt mit der Flut im Sommer 2021. „Wir waren im Pfarrzentrum untergebracht, und dort stand alles bis zum Erdgeschoss einschließlich im Wasser, nur ein Teil der Sachbücher aus dem Obergeschoss sind uns geblieben“, so Langer. Die wurden allerdings allesamt in Kisten verpackt und in Bonn zum Borromäusverein in Sicherheit gebracht. Sie wieder auszupacken und zu sichten, wird noch eine Arbeit in der Zukunft sein.
Nach der Flut startete die Bibliothek in einem Container neu. Vor allem Bücher für Kinder wurden neu beschafft, weil ja viele Menschen im Ort von der Flut betroffen waren und auch noch immer die Folgen zu verarbeiten haben. Am Anfang gab es ein paar Spenden. Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner habe die Rotarier vermittelt, und deren Club für Bonn und Rheinbach habe etwa 3000 Euro gespendet, ein Club aus Süddeutschland sogar 5000 Euro. Allein die Spende aus Süddeutschland entspricht fast dem Jahresetat, der sich aus einem Beitrag des Bistums von 1800 Euro, Kirchenmitteln von 2400 Euro und 900 Euro aus der eigenen Kasse zusammensetzt. Unser Geld stammt hauptsächlich aus den Mitgliedsbeiträgen: 7,20 Euro zahlt jeder Erwachsene im Jahr. 171 Leser hat die Bücherei derzeit, da sind aber die Kinder mitgezählt.
Die Flut hat finanziell einige Dämme gebrochen. So sammelten Messdiener, wie der Kreisdechant vermittelte, 500 Euro für die Bücherei, ein Spielehersteller zeigte sich großzügig und es gab einen Einkaufsgutschein von 500 Euro. Das war ein Effekt der Bettelbriefe an die Verlage.
Inzwischen hat die Bücherei wieder 1800 Medien im Bestand. Alle in den beiden Jahren nach der Flut angeschafft. Im alten Küsterhaus in der Kirchstraße 22 gibt es im Erdgeschoss zwei größere Räume, einen für die Kinder und Jugendlichen, einen für die Erwachsenen. Zwölf Regale mit Belletristik und Sachbüchern für Erwachsene stehen in dem einen Raum sowie das Regal für Zeitschriften. Der Schreibtisch für Verwaltung und Ausleihe steht in dem anderen - in Reichweite des Holzbahnregals aus Lommersum. Die Möbel waren übrigens von der Fachstelle des Bistums in Köln vermittelt worden. Langer: „Ich habe sie mir in Lommersum angeschaut und war begeistert. Es waren genau die Möbel, die ich haben wollte. Darum sind sie jetzt auch von den dazugekauften Regalen nicht zu unterscheiden.“
„Jetzt müssen wir noch gut daran arbeiten, dass wir wieder auf 6000 Medien kommen wie vor der Flut“, meint Langer. Sie hat auch die Verlustliste auf dem Tisch: „Wir hatten einen Schaden von 50.300 Euro 2300 Kinderbücher, 450 Sachbücher, 650 CDs, 380 DVDs, 120 Zeitschriften, 50 Spiele.“
Die neuen Bücher sind nun verstaut, die Fenster wieder mit dem weißen Schriftzug auf grünem Untergrund beklebt. Am 7. Januar gab es bereits die erste Ausleihe, und die Kontakte mit den Schulen werden genutzt, um die Grundschüler an die Nutzung der Bibliothek heranzuführen. „Wir sind ganz vielen Menschen zu Dank verpflichtet“, sagt Langer. Darum soll am Sonntag, 28. Januar, auch groß gefeiert werden, mit Messe um 10.30 Uhr. Anschließend erfolgt die feierliche Einsegnung der Büchereiräume und es wird einen kleinen Umtrunk geben. „Groß auffahren können wir allerdings nicht, das geben die Räume auch nicht her.“
Das Datum für die Eröffnungsfeier drängte sich auf. Langer: „Ich habe bei der Vorarbeit in der Winterpause ein Plakat von der Eröffnung der Bücherei vor 28 Jahren im Pfarrzentrum in die Hand bekommen, und da war klar, es ist wieder ein Sonntag, und auf den Tag genau kann dann die Rückkehr gefeiert werden. Denn die Bücherei war vor dem Umzug ins Pfarrzentrum schon hier im Haus.“ Das ist allerdings so lange her, dass nicht einmal die dienstälteste Mitarbeiterin, Dorothee Braun. Das miterlebt hat. Die heute 66-Jährige hatte damals kurz nach dem Einzug ins Pfarrzentrum angefangen.
Öffnungszeiten: Montag 18–19 Uhr, Mittwoch 16–18 Uhr, Donnerstag 9.30 –11.30 Uhr, Sonntag 10.30–12.30 Uhr