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St. Georg läutet ab Ostermontag wiederBaufortschritt gibt die Glocken von Miel frei

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Die drei Glocken im Kirchturm von St. Georg

Die drei Glocken im Kirchturm von St. Georg

Wenn am Ostermontag im Turm von St. Georg in Swisttal-Miel die Glocken läuten, ist nicht nur die Osterpause vorüber. Nach flut- und abnutzungsbedingter Sanierung, hatte ein Gerüst für Reparaturen am Dach für lange Zeit die Glocken blockiert.

Drei Glocken hängen im Turm von St. Georg in Miel; am Ostermontag dürfen sie seit Langem wieder läuten. Die Gerüststangen, die das Geläut blockierten, sind bereits demontiert - ein weiterer Schritt bei der Renovierung der mehr als 800 Jahre alten Kirche. Doch noch ist das Gotteshaus großflächig eingerüstet, Kunststofftoilette und Abfallcontainer sind notwendig, der noch fehlende Steinbelag für die Außentreppen erfordert einen beschwerlichen Umweg.

Die Flutkatastrophe im Sommer 2021 war für St. Georg Fluch und Segen zugleich. „Das Wasser lief in den Keller, und es war ganz sicher nicht nur Grundwasser, denn der Abfluss hat es nicht gepackt“, berichtet Sylvia Müller-Kukel. Sie ist als stellvertretende geschäftsführende Vorsitzende der katholischen Kirchengemeinde aus dem Seelsorgebereich Swisttal für das Gotteshaus mitverantwortlich: „Was wir damals nicht wussten: Die Luftschächte der Heizung, die vom Keller rauf in die Kirche führen, waren mit Gipsplatten ausgekleidet. Durch die Feuchtigkeit bildete sich Schwarzschimmel, und als im September die Heizung angeschmissen wurde, sind die Schimmelsporen munter in den Innenraum geblasen worden.“

Mittelalterliche Deckenbemalung in St. Georg in Miel

Mittelalterliche Deckenbemalung in St. Georg in Miel

Der Segen an der Geschichte: „Der Schimmelbefall hat positiv dazu beigetragen, dass das andere angegangen wurde“, sagt Müller-Kukel. Zunächst wurde alles gereinigt, was in der Kirche war. Die Bänke wurden in der Mitte zusammengestellt, und dann ging es mit alkoholischen Lösungen ans Werk. Im Frühjahr 2022 begann bereits die Innenrenovierung. Die beiden Restauratorinnen Birgit Schwieder und Lilian Pauli aus Köln kümmerten sich im Auftrag des Erzbistums um die mittelalterlichen Gewölbemalereien im Chor der katholischen Pfarrkirche. Reinigung, Konservierung und Restaurierung der Darstellungen aus der Zeit, in der das Gotteshaus noch allein der Jungfrau Maria gewidmet war, standen an. Ein Jahr später, im März vor einem Jahr, war wieder der erste Gottesdienst in St. Georg möglich. Die Statue des Drachentöters an der Seitenwand glänzt in neuer Pracht.

Der Kreuzweg ist renoviert, Jesus verhüllt wegen Ostern

Der Kreuzweg ist renoviert, Jesus verhüllt wegen Ostern

Auch der Kreuzweg, der hier aus Motivtafeln als Wandschmuck besteht, ist wie neu. Der barocke Altar erstrahlt in neuem Glanz, und die Stuckdecke überspannt den gesamten Kirchenraum wie neu, dabei ist die Arbeit aus dem Jahr 1636, also aus der Zeit des 30-jährigen Krieges.

Die Stuckdecke aus dem frühen 17. Jahrhundert

Die Stuckdecke aus dem frühen 17. Jahrhundert

Elektriker, Heizungsmonteure und Lüftungsbauer erledigten bereits ein Großteil ihres Werks, noch riecht es nach Malerarbeiten, eine Folientür sperrt den Zugang zur Empore ab, draußen stehen noch Kisten mit Schieferplatten für die Dacheindeckung, von der ein bedeutender Teil schon erneuert ist, und zwar so, dass vom Gerüst nach etlichen Monaten Bauzeit endlich der obere Teil abgebaut werden konnte. Damit die Handwerker sicher arbeiten konnten, war eine Stange durch den Turm hindurch geführt worden, ganz knapp an den Glocken vorbei, sodass diese nicht mehr schwingen konnten.

Die Kirche St. Georg in Miel ist eingerüstet

Die Kirche St. Georg in Miel ist eingerüstet

Drei schöne Glocken sind in dem hölzernen Gebälk des Kirchturms aufgehängt. Ketten treiben die alten Schwungräder heute elektrisch an, und der grobe Klöppel scheint alle Zeit bereit zu sein, gegen die Wand der ältesten Glocke zu schlagen, um ihr den gis-Ton abzuverlangen, für den der Gießer Georg Claren (1781-1852) aus Sieglar sie 1847 entworfen hatte. 500 Kilogramm schwer und mit einem Durchmesser von 97 Zentimetern.

Die älteste Glocke von St. Georg wird seitlich angeschlagen

Die älteste Glocke von St. Georg wird seitlich angeschlagen

Die beiden Glocken zur Rechten und zur Linken stammen aus dem Jahr 1955. Sie sind Maria und Johannes geweiht und entstanden bei der Firma Otto in Bremen-Hemelingen, wo auch Glocken für den Dom in Trier und den in Bremen selbst gefertigt wurden. Die „kleine Glocke“ (Johannes) mit h als Schlagton misst 80,7 Zentimeter und ist nur 4,8 Zentimeter schmaler als die „große Glocke“ (Maria), die auf ais schlägt.

Das Glockenbuch mit einer klanglichen Beurteilung durch den einstigen Musikdirektor Jakob Schaeben (1905-1980) bescheinigt den beiden jüngeren einen stehenden Ton, der alten Glocke einen unruhigen. Wörtlich heißt es von Schaeben: „Die Schlagtöne der Glocken von 1955 sind genau getroffen, sodass der gewünschte Anschluss an die alte Glocke bestens erreicht ist.“ In den Obertönen lasse ihr Klang bei schön geschlossener Mixtur nichts zu wünschen übrig. Von einer fülligen, lockeren und gebundenen Klangentfaltung spricht der Experte und urteilte: „Naturgemäß kann sich die vibrationsärmere alte Glocke im Zusammenspiel mit den neueren dynamisch nicht recht behaupten.“

Die Klais-Orgel ist seit Jahren nicht spielbereit

Acht, neun Firmen seien an der aktuellen Restaurierung unter dem Architekten Bernhard Sauer aus Euskirchen beteiligt, erklärt Müller. Das Dach ist noch nicht fertig, danach geht es an die Außenwände. An den Außentreppen müssen die Steinstufen erneuert werden, denn da waren im Laufe der Zeit Stücke herausgebrochen. In der zweiten Maihälfte könne das Gerüst wohl abgebaut werden, schätzt Müller-Kukel.

Die Kosten der Sanierung zu stemmen, wird ein großes Werk, das die örtliche Gemeinde überfordern würde. Mit Unterstützung des Bistums, das sich auch um die Erstattung flutbedingter Kosten kümmert, wird die Finanzierung gesichert. 217.000 Euro für die Innensanierung, 740.000 Euro für das Äußere der Kirche dürften fällig werden. „Die Gemeinde wird dabei so viel zahlen, wie sie kann. 30 Prozent sind üblich, aber die haben wir nicht.“

Sylvia Müller sammelt für eine Wiederherstellung der Klais-Orgel.

Sylvia Müller sammelt für eine Wiederherstellung der Klais-Orgel.

Dennoch gibt die stellvertretende geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstands ein weiteres Projekt nicht auf: Die Instandsetzung der Klais-Orgel. Das Musikinstrument der bekannten Bonner Orgelmanufaktur ist sicher seit den 80er Jahren nicht mehr gespielt worden und muss in den Gottesdiensten durch eine elektrische Orgel ersetzt werden. Doch sie ist noch vorhanden und renovierungsfähig. Derzeit sind die Orgelpfeifen noch ausgebaut, weil auch sie gereinigt werden mussten nach dem Schimmelbefall, aber es steht eine andere Orgelpfeife als Sammeldose bereit, um Geld für das Zusatzanliegen einzuwerben. Wer weiß, vielleicht gelingt auch dieses Vorhaben so gut, wie die bisherige Renovierung von St. Georg.


Der Mieler Bäcker klappert seit 34 Jahren

Klappern gehört bekanntlich zum Handwerk. Für den Mieler Bäcker Konrad Vitt (44) sowieso. Er hat mit dem zehnten Lebensjahr als Messdiener damit angefangen, in der Karwoche durch den Lärm hölzerner Klappern das zum Schweigen verdonnerte Geläut zu ersetzen. „Diese hier stammt noch von meinem Großcousin“, berichtet der Familienvater stolz und zeigt eine gewaltige Holzapparatur, in deren Resonanzkasten eine kurbelbetriebene Welle über Zapfen Holzstreifen zum Klappern bringt. Ein Höllenlärm jedenfalls, der auch in der übernächsten Seitenstraße sicherlich noch gut zu hören ist.

Bäcker Konrad Vitt mit einer Klapper

Bäcker Konrad Vitt mit einer Klapper

Früher machten das sehr viel mehr Kinder als heute, erinnert sich Vitt, der auch seinem Sohn Marlon eine Klapper gekauft hat. „Aber heute fahren ja viele Familien in die Osterferien. Wir nicht.“ Vitt ist demnach mit seinem Sohn Marlon dabei. „Sieben standen schon Mitte der Woche fest.“ Einige der Klappern stammen noch vom Schreiner Jupp Kommer, müssen also gut und gerne 40 Jahre alt sein.

Viel hat sich in dieser Zeit nicht verändert. Es wird in zwei Gruppen geklappert. Treffpunkt ist am Ehrenmal vor der Kirche, und von dort geht die eine Gruppe die Rheinbacher Straße hinauf ins Oberdorf, die andere der Bonner Straß entlang. Die Kinder kennen sich meist von der Grundschule in Odendorf aus oder von der Gesamtschule in Heimerzheim her.

„Nur im ersten Corona-Jahr haben wir nicht geklappert. Im zweiten war das dann kein Problem mehr, zumal das Klappern ja im Freien stattfindet.“ Der Tradition folgend wird beim Klappern auch gesammelt. „Das heißt, wir klingeln an den Häusern und erhalten da Geld, Schokolade oder auch Ostereier. Die kommen dann in unseren Bollerwagen.“

Eine gute halbe Stunde zu jeder Zeit, zu der üblicherweise die Glocken läuten würden, wird geklappert. Das bedeutet in Miel: Ab 6 Uhr in der Früh, um 12 Uhr am Mittag und um 18 Uhr. Früher haben wir auch um 15 Uhr geklappert, weil dann die Andacht war, aber die gibt es heute nicht mehr.

Beide Klapper-Gruppen treffen sich an der Pfarrer-Schnitzler-Straße. Dann ist ihre Arbeit getan. Sechs Touren wird es geben, denn geklappert wird nur am Karfreitag und am heutigen Samstag.