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Pfarrkirche Ollheim in SwisttalWiedereröffnung nach Sanierung mit außergewöhnlichem Fest

Lesezeit 4 Minuten
St. Martinus Ollheim: Der Innenraum der 105 Jahre alte Pfarrkirche Sankt Martinus in Ollheim ist komplett renoviert worden. Blick auf den Altar.

Ein gelungenes Werk: Der Innenraum der 105 Jahre alte Pfarrkirche Sankt Martinus in Ollheim ist komplett renoviert worden.

Es ist ein Ort des Glaubens und der Geselligkeit, Sakralbau und Raum für weltliche Veranstaltungen: Die Ollheimer Pfarrkirche wird nach der Sanierung mit einem außergewöhnlichen Fest wiedereröffnet.

Mit einer außergewöhnlichen Festveranstaltung feiert Ollheim am Samstag, 10. Dezember, die Wiedereröffnung der Pfarrkirche Sankt Martinus nach deren umfangreicher Renovierung. Das künftige Nutzungskonzept des 1917 geweihten Gotteshauses könnte Vorbild werden für viele andere Sakralbauten in ganz Deutschland, denn die Kirche soll künftig nicht nur als kirchliches Zeremoniengebäude, sondern zugleich als weltlicher Veranstaltungsort und Treffpunkt dienen. In der Veranstaltungsabfolge zur Wiedereröffnungsfeier ergänzen sich deshalb auch sakrale und säkulare Handlungen in ein und demselben Raum und sollen so einen jeweils eigenen Identifikationsansatz für das Gebäude ermöglichen (siehe Kasten unten).

„Ein Haus voll Glorie schauet“

„Landmarke einerseits, markantes Gebäude des Dorfes Ollheim andererseits. Die Pfarrkirche markiert mit ihrem massigen Turm die Landschaft der Zülpicher Börde am Fuße des Villerückens“. So beschreibt Heiner Meurs in der anlässlich der Wiedereröffnung herausgegebenen Publikation „Ein Haus voll Glorie schauet“ die Bedeutung des Gotteshauses für Ollheim. Der Vorsitzende des Kirchenvorstandes will jedoch nicht der Historie das Wort reden, vielmehr gehe es ihm um ein Bekenntnis zur Zukunftsfähigkeit der Pfarrgemeinde St. Martinus – „eines Gemeinwesens, das für sich in Anspruch nimmt, auf den Grundfesten einer Botschaft errichtet zu sein. Einer Botschaft, die den Menschen in ihren Blick nimmt und die ihn mitnehmen möchte auf den Pfad einer überirdischen Ausrichtung.“

St. Martinus Ollheim: Heiner Meurs sitzt fröhlich im renovierten Innenraum der Kirche.

Heiner Meurs freut sich über die renovierte Kirche.

Die Pfarrgemeinde St. Martinus sei seit nahezu 1000 Jahren bezeugt, das Pastorat seit mehr als 300 Jahren und die Kirche seit 105 Jahren. Beide hätten für die Bewohner immer eine zentrale Rolle gespielt, als Bekenntnis- und Versammlungsort der Gläubigen Ollheims und als Wohnsitz ihres Pastors. Erstere Bedeutung schwinde geradezu dramatisch, letzterer sei seit dem Wegzug von Pater Edgar Stanikowski im Jahre 1990 verwaist. Doch diesem „Fluss ohne Wiederkehr“ wollten Pastor, Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand Einhalt gebieten und die Zukunftsfähigkeit der Pfarrgemeinde unter Beweis stellen. Deshalb sei die Instandsetzung der Pfarrkirche in Verbindung mit einem barrierefreien Zugang und der Sanierung des Pastorats beantragt und auch bewilligt worden.

Am 8. April 2022 erging die kirchliche Baugenehmigung zur Kirchenrenovierung, am 6. September folgte die Genehmigung zur Sanierung des Pastorats. Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten ist Meurs zu Recht stolz auf ein gelungenes Werk, das auf seine Initiative hin entstanden ist und dank seines vielseitigen Engagements auch von Staat und Kirche gleichermaßen geförderten wurde. So hat nicht nur das Erzbistum Köln einen großzügigen finanziellen Beitrag zur Renovierung geleistet, sondern auch das Land Nordrhein-Westfalen aus dem Denkmalförderprogramm. Zudem unterstütze die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, Staatsministerin Claudia Roth, das Begleitprogramm.

Regionale Zugehörigkeit und gesellschaftliche Integration stärken

Das Programm „Kirchturmdenken. Sakralbauten in ländlichen Räumen“ fördere nämlich Projekte, mit denen Kirchen und andere Sakralbauten als Orte von Kultur und bürgerschaftlicher Begegnung zugänglich gemacht werden und so regionale Zugehörigkeit und gesellschaftliche Integration stärken sollen. Und genau das soll die Ollheimer Pfarrkirche zukünftig leisten. Deshalb sei in das Nutzungskonzept eine säkular orientierte Ergänzungsnutzung eingebracht worden, die nicht nur eine Zukunftsperspektive, sondern auch ein Nachhaltigkeitskonzept beinhalte.

St. Martinus Ollheim: Auch die Glasfenster der Kirche wurden restauriert.

Auch die Glasfenster wurden restauriert.

„Hier ist vieles denkbar an Veranstaltungen“, so Meurs. Im Eingangsbereich des Kirchenschiffs ist deshalb auch eigens ein Bereich als Kommunikationsort deklariert und mit Stehtischchen ausgestattet worden. Hier könnten sich die Gläubigen nach dem Gottesdienst noch einmal zum Plausch zusammenfinden, stellt sich der Kirchenvorstand vor. Aber auch kulturelle Veranstaltungen, Familienfeiern und Vereinstreffen seien hier nicht nur denkbar, sondern ausdrücklich erwünscht. Schließlich seien Sakralbauten in ländlichen Räumen schon von jeher Ankerpunkte lokaler Entwicklung und Knotenpunkte überregionaler Vernetzung.

Bei der kürzlich abgeschlossenen Restaurierung der drei großformatigen Kunstglasfenster im Chorraum aus dem Jahr 1908, die Sankt Anna mit Maria, Christus den guten Hirten und St. Martin von Tours zeigen, habe es außerdem eine fruchtbare Zusammenarbeit der ausführenden Derix Glasstudios aus Taunusstein mit der Staatlichen Glasfachschule Rheinbach gegeben, was die Staatsministerin besonders beeindruckt habe. Ein halbes Dutzend Schüler durften unter Leitung von Lehrer Heiko Hiby im Rahmen eines Praktikums an der Restaurierung der historischen Kunstglasfenster teilhaben. Ein barrierefreier Zugang in Verbindung mit der neuen, induktiven Schwerhörigenanlage bringe zudem zum Ausdruck, dass sämtliche Gesellschaftsgruppen berücksichtigt würden.


Programm

Die Feierlichkeiten zur Wiedereröffnung der Pfarrkirche Sankt Martinus in Ollheim beginnen am Samstag, 10. Dezember, um 16.40 Uhr mit einem Gedenken der durch Krieg, Not und Verfolgung Verstorbenen am Ehrenmal vor der Kirche. Um 17 Uhr schließt sich eine heilige Messe in der renovierten Kirche an, die als Jugendmesse von Kreisjugendseelsorger Daniel Sluminsky gemeinsam mit Monsignore Anno Burghof und Pater Marek Madej zelebriert sowie von der „Familienband“, Organist Ansgar Pöhler und Madeleine Kolz gestaltet wird.

Um 18.15 Uhr beginnt der offizielle Festakt, bei dem die FDP-Bundestagsabgeordnete Nicole Westig ein Grußwort sprechen wird. Um 18.45 Uhr wird die Restaurierung der figürlichen Buntglasfenster von Schülerinnen der Glasfachschule Rheinbach präsentiert, bevor um 19 Uhr Heinrich Meurs seine Publikation „Ein Haus voll Glorie schauet“ vorstellt. Ein besonderer musikalischer Höhepunkt ist das Festkonzert um 19.30 Uhr. (jst)