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Odendorf sagt „Danke“Wiedersehen mit Fluthelfern beim Dorffest

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Die ehemaligen Helfer konnten Plaketten zur Erinnerung an den Hilfseinsatz in Odendorf im vergangenen Jahr anfertigen lassen

Swisttal – Fluthelfer Josef Diersing aus Osnabrück und die Odendorferin Jutta Bartels kennen einander seit den Aufräumarbeiten nach der Hochwasserkatastrophe im Juli vergangenen Jahres. „Josef kam damals mit ganz viel Material und einigen Kollegen und setzte neue Wände in unser Haus. Das war ein unbeschreibliches Geschenk.“ Die 59-Jährige steckt mit Familie, Hund und Katze bis heute mitten in der Sanierung ihres im Jahr 1780 erbauten Hauses am Orbach und wohnt zurzeit im ersten Stock. Das Erdgeschoss sei in der Katastrophennacht weitgehend geflutet worden, so dass sogar die Deckenbalken entfernt werden mussten, berichtet sie. Mit ihren damaligen Helfern, denen sie im Rahmen des großen Dorffestes am Wochenende bei Grillwürstchen und Kaltgetränken begegnete, ist sie immer noch eng verbunden.

"Ohne die Helfer wäre Odendorf jetzt nicht so weit"

Das traditionelle Fest der Ortsvereine war mit Flohmarkt, Bogenschießen und viel Live-Musik und Tanz etwas größer ausgefallen, denn es sollte eine Veranstaltung für die Bevölkerung und alle Helfer sein. „Ohne unsere Helfer wären wir in Odendorf jetzt nicht so weit, wie wir sind und darum möchten wir danke sagen“, erklärte Nicole Caspers vom „weltbesten Infopoint“ auf dem Zehnthausplatz. Die Wirtschaftspsychologin aus Heimerzheim ist eine der hauptamtlichen Helfer des vom Bürgerverein unterhaltenen Infopoints. Mit Kai Imsande und Sascha Floss hatte sie das große Fest mit mehr als 150 Mitwirkenden und Übernachtungsmöglichkeiten im Zelt organisiert.

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Zur Unterhaltung spielte auf dem Zehnhofplatz die Bank Fiasko.

Rund 400 Helfer waren aus ganz Deutschland angereist und teilweise schon am Freitagabend zum „Warm up“ auf den Platz vor dem Zehnthof gekommen. Eine Dankmesse in der katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paulus schloss am Sonntag den offiziellen Teil ab. Über die Einladung und die Gelegenheit zum Austausch hatte sich auch Josef Diersing gefreut. Der Bauunternehmer war mit einem Kollegen zum Fest gekommen, übernachtet wurde im eigenen Wohnmobil. Vier Wochen habe er im vergangenen Jahr in Odendorf gearbeitet, erzählte er. Nun genieße er die Möglichkeit, „im Ort zu sein, ohne zu arbeiten.“ Mit seinen neu gewonnen Freunden, zu denen auch andere Helfer zählen, werde er auch nach der Feier auf jeden Fall in Kontakt bleiben, sagte er.

Spaziergang am Orbach

Ein Spaziergang entlang des Orbachs hatte jedoch für Erstaunen und auch Betroffenheit gesorgt: „Es ist einfach zu wenig, was hier passiert, der Fortschritt ist schleppend.“ Zur Feier hatte Diersing 360 Eispackungen für die Kinder mitgebracht, inklusive Kühltruhe. Die Spende hatte er schnell und unbürokratisch über einen befreundeten Kollegen organisiert: „Wir machen so etwas ohne Papier.“

Für Helfer Steffen Moberg aus Sinsheim (Baden-Württemberg) ist Odendorf sogar zur zweiten Heimat geworden, sagte er: „Die Menschen sind herzlich, es haben sich Freundschaften entwickelt.“ Zum Beispiel mit den einstigen Helfern Ingo und Magdalena Wosch. Mit den zwei Kölnern hatte er damals einen Werkstofftransport organisiert und Schaufeln, Besen, Rechen, Eimer und Kraftstoff in den kleinen Vorgebirgsort geschafft. Kein Wunder also, dass die Übernachtung am Wochenende gesichert war. Das Fest sei „ein schöner Grund, noch einmal nach Odendorf zu kommen“, freute sich Magdalena Wosch, die wie ihr Mann sogar schon einen Betriebsausflug in die Swisttaler Ortschaft organisiert hatte, um die Menschen dort zu unterstützen. „Wir haben in einem Imbiss ein Kühlhaus im Keller zerlegt und aus dem Haus geschafft“, erzählte Ingo Wosch. Es sei schön, dass der Kontakt mit einigen Bürgern und Helfern bis heute geblieben sei. „Es interessiert uns, was noch ansteht und es bleibt spannend, denn jetzt müssen die Fördermittel bewilligt werden.“

"Ahrschipper" waren mit dabei

Die zukunftsfrohe Atmosphäre genoss am Tag auch der große Trupp der „Ahrschipper“ aus dem Stadtkreis Heidelberg. Die etwa 70 Helfer sind bis heute im Ort aktiv. Am Samstag freuten sie sich sehr darauf, mit den Bürgern zu feiern, mit denen sie mittlerweile eine besondere Freundschaft verbindet. Während der Woche sei bei einem Heimweg von gut zweieinhalb Stunden dazu keine Zeit: „Wir müssen abends ja noch fahren, da können wir vorher kein Bier trinken“, stellten Sprecher Joe Hermann und Mitstreiterin Christiane Bös fest, die aus Bad Schönborn (Landkreis Karlsruhe) kommt. Der Kontakt zu den Einwohnern sei freundlich und das Gesprächsbedürfnis sei auch nach einem Jahr sehr groß. „Es ist oft wichtiger, den Menschen eine halbe Stunde lang zuzuhören, als zwei Quadratmeter Estrich rauszuholen“, weiß Hermann und berichtet von einem Ehepaar: „Als wir im Haus gearbeitet haben, wurde der Mann wieder richtig lebendig und fing an, mit uns Eimer voller Estrich aus dem Keller zu tragen.“ Angesichts des immensen Schadens hatte das Paar nicht gewusst, wo es anfangen sollte: „Wenn der Berg zu groß ist, vor dem du stehst, setzt irgendwann Resignation ein. Wir haben sie aus einem seelischen Loch herausgeholt.“ Großen Gesprächsbedarf stellte auch die Odendorferin Gisela Hein am Flohmarktstand des SPD-Ortsvereins fest. Nicht zuletzt wegen Corona hätten sich viele lange nicht mehr gesehen: „Die Leute sind froh, sich zu treffen und miteinander ins Gespräch zu kommen.“

Flohmarkt der AWO

Gut Dreiviertel des Dorfes war unmittelbar von der Flut betroffen und noch immer sind die Straßen teilweise aufgerissen. Klinkersteine und Putz fehlen an vielen Häusern, von denen einige bis heute leer stehen und auf Sanierung warten. Aufgrund der immensen Schäden im Ort hatte Hein, die auch neue Vorsitzende der Swisttaler Arbeiterwohlfahrt ist, nicht mit so viel Spenden für den Flohmarkt gerechnet. Tische und Bänke bogen sich unter der Last von Kleidung, Spielzeug, Spielen und Porzellan. „Uns macht es Spaß, wieder unser Dorffest feiern zu können, das zweimal hintereinander ausfallen musste.“ Begrüßt wurden alle Anwesenden offiziell von der Ortsausschussvorsitzenden Dr. Arletta-Marie Kösling und Ortsvorsteher Jürgen Bröhl. Gleich neben der neuen Flut-Gedenktafel hatte Klaus Jansen ein Gästebuch ausgelegt, in dem Gedanken, Wünsche und Erinnerungen geteilt werden konnten.

Im Nachbarort Essig veranstaltet der Bürgerverein am Samstag, 3. September, ein Dankeschönfest für die Fluthelfer. Ab 18 Uhr spielt die Gruppe „Meilenstiefel“.