Die Gemeinde Swisttal bekommt ein Flut-Denkmal: Eine Jury hat sich für den Entwurf "Einblicke - Durchblicke" von Jürgen Brockerhoff entschieden.
Vier Meter hohes KunstwerkGemeinde Swisttal bekommt ein Flut-Denkmal
Ein imposantes, rund vier Meter hohes Kunstwerk, bestehend aus mehr als einem halben Dutzend durcheinandergewirbelter Hauswände, gefertigt aus wetterfestem Cortenstahl, soll in Zukunft in Swisttal an die Flutkatastrophe 2021 erinnern. Der Siegerentwurf „Einblicke – Durchblicke“ stammt von dem Künstler Jürgen Brockerhoff aus Mettmann bei Düsseldorf. Der 69-jährige Autodidakt ist Sieger eines Wettbewerbs der Gemeinde Swisttal.
Fünf vom Arbeitskreis „Flutgedenken“ berufene Juroren aus der lokalen Kunstszene haben sich zwischen 15 eingereichten Entwürfen für das Modell von Brockerhoff entschieden, das den vorgegebenen Anforderungen in allen Punkten entspreche: „Es hat einen unmittelbaren Bezug zur Flutkatastrophe, besteht aus witterungsfesten und umweltverträglichen Materialien, ist selbst stehend und lädt zum Verweilen und Nachdenken ein“, führte Juror Carl Körner bei der Präsentation im Swisttaler Rathaus aus. Außerdem sollte das Objekt auch betreten werden können.
Doppelfunktion des Kunstwerks
Bei seinem persönlichen Entscheidungsfindungsprozess habe er nicht lange überlegen müssen, sagte der promovierte Kunstgeschichtler und Ehrenvorsitzende der Bonner Künstlergruppe Semikolon und sprach damit für seine Mitstreiter: „Der Entwurf, der unmittelbar an ein zerstörtes Haus erinnert, hat mich direkt überzeugt.“
Swisttals Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, die persönlich bis heute mit den Folgen der Wasserkatastrophe kämpft und zurzeit deswegen Handwerker in ihrem Haus hat, wie sie berichtete, betonte die Doppelfunktion des Kunstwerks. Es solle sowohl Denkmal als auch Mahnmal sein und sich mit der Brutalität der vergangenen Ereignisse auseinandersetzen: „Das Denkmal geht über die Flutkatastrophe hinaus und soll den Einzelnen dazu auffordern, etwas für Klima und Umwelt zu tun.“
Die Mitglieder des Arbeitskreises waren sich einig: „Wir müssen uns selber hinterfragen und versuchen, so etwas in Zukunft zu verhindern.“ Aus diesem Grunde zeigte sich die Verwaltungschefin erfreut darüber, ein Mahnmal zu bekommen, „über das man spricht“ und das der „Hochwasserdemenz“, also dem Vergessen, entgegenwirke: „Ich stehe absolut hinter der Entscheidung!“ Klaus Grewe von der Kreativitätsschule Morenhoven bekräftigte: „Die Flut ist noch immer in den Köpfen der Menschen und diese Erinnerungen sollten bleiben.“ Dr. Sybille Prochnow Penedo, Schulleiterin der Swisttaler Gesamtschule, ist sich sicher, dass das zukünftige Denkmal aufgrund seiner „universellen Bildsprache“ die junge Generation ebenfalls ansprechen wird. So hätten Gesamtschüler bei der Aufarbeitung der Ereignisse nach der Flut im Rahmen eines Graffiti-Workshops zerstörte Häuser in einer ähnlichen Form dargestellt.
CDU-Lokalpolitikerin Gertrud Klein, Mitglied im Arbeitskreis, bestätigte, dass auch sie durch das Kunstwerk an ihre Erlebnisse erinnert werde. Genauso durcheinander gewürfelt wie es die begehbare Skulptur sei habe ihr Keller nach der Flut ausgesehen, berichtete sie: „Es war ein riesiges Durcheinander: Das Sofa lag auf dem Schrank und der große Eichensessel schwamm im Wasser, das bis zur Decke stand.“
Es soll gewaltig wirken
Die rostige Oberfläche des aus Cortenstahl bestehenden Kunstwerkes erinnere an die Farbe des Schlamms, der damals über allem gelegen habe, ergänzte Kalkbrenner. Der Künstler Jürgen Brockerhoff wünschte sich, dass sein Werk „Wind, Wetter und versuchten Erklimmungen Stand halten wird“. Es hat die beeindruckende Breite von etwa dreieinhalb Metern und ist 4,20 Meter lang. Ursprünglich war es von seinem Erschaffer kleiner gedacht. Nach Gesprächen mit einem Statiker seien jedoch auch diese Maße möglich, ohne die Stabilität zu gefährden, so Brockerhoff. Durch seine Größe solle das Denkmal gewaltig wirken, führten die Juroren und Kalkbrenner aus: „Es soll bei dem Betrachter das Verständnis für die Gewaltigkeit der menschengemachten Klimakatastrophen wecken und die Menschen mahnen.“
Aufgestellt werden soll das zukünftige Denk- und Mahnmal gut sichtbar im öffentlichen Raum. Im Gespräch sind laut Kalkbrenner momentan zwei mögliche Privatflächen: Die erste liegt in Miel im Kurvenbereich der Bundesstraße B 56, die zweite in der Nähe des Odendorfer Kreisels. Die 7000 Quadratmeter große Fläche gegenüber des Ludendorfer Rathauses an der B 56 sei aus Sicherheitsgründen verworfen worden. Nach Gesprächen mit einer Landschaftsplanerin sei klar geworden, dass es dort auf dem Mehrgenerationenplatz zum Klettern einladen könnte.