Fast zwei Meter hoch stand das mit Fäkalien und Schlamm verseuchte Wasser in den Klassenzimmern. Nun kann die Sanierung endlich beginnen. Es war ein weiter Weg.
Nach der FlutAn der Grundschule Heimerzheim hat der Wiederaufbau begonnen
„Heute ist der ,Tag des Glücks‘, unter einem besseren Stern könnte dieses Projekt überhaupt nicht stehen“, schmunzelte Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (CDU). Beim Ortstermin in der Swistbachschule Heimerzheim verkündete sie die frohe Botschaft, dass die Sanierung der Grundschule, die bei der Flutkatastrophe schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war, jetzt losgeht.
Und das mit einem Generalunternehmer, der dafür sorgen soll, dass zum nächsten Schuljahresbeginn die derzeit 356 Schüler und 32 Lehrkräfte wieder in ihre angestammten Gebäude in der Bachstraße in Heimerzheim umziehen können. Derzeit läuft der Unterricht in einer großen Containeranlage neben der Gesamtschule Swisttal, nach dem Umzug der Grundschule sollen die Container von der Gesamtschule genutzt werden, so Kalkbrenner.
Verseuchtes Wasser stand in den Klassenzimmern
Fast zwei Meter hoch stand das mit Fäkalien und Schlamm verseuchte Wasser in den Klassenzimmern im Erdgeschoss, der Keller war vollständig „abgesoffen“. Eine grundlegende Renovierung der Räume in den Erdgeschossen der drei Gebäude, aus denen sich die Schule zusammensetzt, sowie des Untergeschosses waren unabdingbar. Die Räume mussten entkernt und trockengelegt, die komplette Einrichtung weggeworfen werden. Während diese Abbrucharbeiten relativ zügig vorangingen, so Kalkbrenner, fingen die Probleme an, als es an den Wiederaufbau ging. Denn es fanden sich schlicht und einfach keine Firmen, die die Arbeiten übernehmen wollten. „Das Problem war, dass wir aus vergaberechtlichen Gründen in acht einzelnen Losen ausschreiben mussten, von acht Losen fand nur eines einen Interessenten.“
Daraufhin habe die Gemeinde nach einer Markterkundung ein freihändiges Vergabeverfahren gestartet, was jedoch ebenfalls zu keinem Ergebnis geführt habe. Die Aufträge seien für die Handwerksbetriebe wohl nicht attraktiv genug gewesen, mutmaßt Kalkbrenner. Zumal deren Auftragsbücher nach der Flut voll mit Privatkunden waren und immer noch sind. Doch die problematische Situation führte jedoch auch zu einem Umdenken bei den Aufsichtsbehörden. Nach den erfolglosen Versuchen, die Bauleistungen entsprechend den Vorschriften der Vergabeverordnungen nach einzelnen Gewerken zu vergeben, gab es im November grünes Licht, das Verfahren zur Beauftragung eines Generalunternehmers eingeleitet. Den Zuschlag erhielt ein Unternehmen mit einschlägigen Erfahrungen, die Firma Mika Bau aus Bad Neuenahr-Ahrweiler war selbst von der Flut betroffen und hat mittlerweile Dutzende von flutgeschädigten Gebäuden entlang der Ahr saniert.
Vor einer Woche begannen die Arbeiten
Geschäftsführer Christian Kraft ist jedenfalls zuversichtlich, die insgesamt acht Lose so koordinieren und abwickeln zu können, dass das Projekt in Zeitplan abgeschlossen wird. Vor einer Woche begannen die Arbeiten, die von Projektmanager Ronny Großer koordiniert und von Baumanager Mark Bergenthum beaufsichtigt werden. Zunächst wurde der Putz raumhoch im Keller sowie im Erdgeschoss abgeklopft und die Elektro- und Wasserleitungen demontiert. Komplett ausgetauscht werden müssen auch die Fenster und Türen im Erdgeschoss und im Kellergeschoss. „In den Rahmen könnten sich noch kontaminierte Schlammreste befinden“, erläutert Großer. Denn auf jeden Fall sollen sämtliche möglichen Gefahrenquellen und Kontaminationen eliminiert werden, bevor die Schüler wieder ihre Klassenzimmer beziehen können.
„Nach Abschluss der Arbeiten wird es deshalb auch eine umfassende Schadstoffuntersuchung geben und die Schule erst freigegeben, wenn es da grünes Licht gibt.“ Als nächstes sollen die Sanitär- und Elektroinstallationen abgestimmt werden, danach kommen die Ausbaugewerke wie Innenputz, Fliesenleger, Maler und Bodenleger. Die sollen ab Mitte Mai ihre Arbeit aufnehmen. „Am Ende wird die Schule wieder genauso aussehen wie vorher, allerdings auf dem neuesten Stand der Technik sein“, verspricht Großer. So wird es zusätzliche Datendosen geben für einen digitalen Unterricht. Das Lehrerkollegium wolle ein modernes Konzept umzusetzen, versichert Schulleiterin Barbara Kolz. Die Gesamtkosten schätzt Großer auf 5,5 Millionen Euro einschließlich der Kosten für die Übergangscontainer und die neue Einrichtung.