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Morenhovener LupeFestakt für Pfarrer Franz Meurer in Swisttal

Lesezeit 4 Minuten
Konrad Beikircher, Klaus Grewe, Preisträger Franz Meurer und Jürgen Becker stehen am 13. November 2022 lachend auf der Bühne im Morenhovener Krea-Theater

Lustig ging es zu bei der Verleihung der Morenhovener Lupe an den Kölner Pfarrer Franz Meurer (Dritter von links). Die Laudatio hielten (von links) Konrad Beikircher, Dr. Klaus Grewe und Jürgen Becker.

Als würdiger Preisträger des Kleinkunstpreises „Morenhovener Lupe“ entpuppte sich der Kölner Pfarrer Franz Meurer, dessen Lebensmotto bekanntlich lautet: „Nix is esu schläch, dat et nit für jett jot es.“

„Wahre Geschichten toppen immer die Fiktion.“ Der Kölner Pfarrer Franz Meurer unterstrich mit witzig-nachdenklichen Beispielen aus seinem Leben eindrucksvoll seinen Sprachwitz: Klaus Grewe, Spiritus Rector der Kabaretttage, die noch bis zum 8. Januar gehen, wies darauf hin, es sei nie im Sinne der „Morenhovener Lupe“ gewesen, ausschließlich Kabarettisten zu Ehren: „Ein Umgang mit der Sprache, der heraussticht, wird ausgezeichnet“, machte er klar, dass die „Morenhovener Lupe“ im Laufe der Zeit ein Preis geworden sei, mit dem ein besonderes Maß an Kreativität und Originalität gewürdigt werde. Aber auch Gesellschaftskritik, die im Werk des Preisträgers zum Ausdruck komme, sei ein entscheidender Faktor bei der Preisvergabe.

Franz Meurer: Seelsorger in Vingst und Höhenberg

Der 35. Preisträger, Franz Meurer, habe eine Sprache gefunden, die die Menschen verstehen, „denn es ist wichtig, dass man nicht nur etwas sagt, sondern dass es auch verstanden wird.“ Und das wichtigste: Meurer spreche nicht nur, sondern er tue auch noch was. Schließlich ist der 71-jährige katholische Priester in den Kölner Stadtteilen Vingst und Höhenberg, die als „Problemviertel“ gelten. Mit unkonventionellen Aktionen sorgt er dort immer wieder für Aufmerksamkeit: So hielt er zum Beispiel eine Kollekte für den Bau der umstrittenen Kölner Großmoschee, verteilte Kondome oder bepflanzte mit seiner Gemeinde 1000 Blumenbeete. Medien gaben ihm Beinamen wie „der Ghetto-Prediger“ oder „Don Camillo aus Vingst“.

Katholischer Priester will „das Gute belohnen“

Meurer gab augenzwinkernd zu, er habe es sich zu Herzen genommen, Zeugnis von Gott zu geben – „notfalls auch mit Worten“. Zumal die Kultur aus Geschichten bestehe, „und wir müssen lernen, vor allem die Geschichten zu erzählen, die die Menschen befördern.“ Er sei auch überzeugt, dass es sich nicht lohne, Böses zu bestrafen – „vDielmehr lohnt es sich, das Gute zu belohnen“. Deshalb riet er auch jedem dazu, sich einmal die Frage stellen: „Was macht mein Leben schön, was passt zu mir, was schmückt nicht, was entspricht meinem Wesen?“ So könne man der Schönheit Gottes und zugleich der Frage, was für immer bleibe, näherkommen.

Laudator Becker: Meurer hat Mut!

„Kirche gut, Klerus schlecht – es gibt auch Ausnahmen“, wusste Laudator Jürgen Becker und stellte schmunzelnd fest: „Franz Meurer ist zwar katholischer Pfarrer, aber hoch anständig.“ Veränderungen bräuchten Mut, und Meurer habe den Mut, auch in der Kirche für Veränderungen einzutreten. Er versuche nach wie vor, seine Visionen von einer besseren Welt in die Tat umzusetzen. Doch anstatt sich mit Utopien auseinanderzusetzen, könnten sich viele gar keine bessere Welt mehr vorstellen. Wohl nur in Deutschland seien „Weltverbesserer“ und „Gutmensch“ Schimpfworte. Dabei seien Utopien schon immer der Motor für Entwicklungen gewesen. Becker sieht jedenfalls den Kapitalismus als größtes Problem für die Zukunft der Menschheit und wünscht sich hin und wieder ein bisschen Sozialismus. Er predigte den Verzicht auf „Fliegen, Fressen und fette Karren“ und hoffte, dass der Klimawandel den Kapitalismus mitten ins Mark treffe. „Ewiges Wachstum geht in einem begrenzten System nicht“, betonte er.

Lupe-Preisträger: Beikirchers Gespräche mit Meurer

Auch Konrad Beikircher, der allererste Lupe-Preisträger 1988, ließ es sich nicht nehmen, eine mit vielen Anekdoten gespickte Laudatio auf Franz Meurer zu halten. Als Franziskaner-Schüler habe er sehr lange einem „katholischen Kinderglauben“ angehangen, „bei dem man uns etwas vom Christkind erzählt“, und ein Leben lang gebraucht, um einen erwachsenen Glauben zu finden. Das sei ihm so richtig erst gelungen, als er aus der Kirche ausgetreten sei nach Kardinal Meisners Verbalangriff auf die evangelischen Christen. „Das müsste ja ein komischer Herrgott sein, der zwischen Katholiken und Protestanten unterscheidet“, konnte Beikircher nur den Kopf schütteln. Viele Gespräche mit Meurer hätten ihn dazu gebracht, zu einem erwachsenen Glauben zu finden, in dem Heilige und Reliquien – „und vor allem Berührungsreliquien“ – keine Rolle mehr spielten. Zur Erheiterung des Preisträgers berichtete er auch noch davon, wie er zum „Fan der Rheinischen Wallfahrt“ geworden sei, wenn diese mit Bus und Rheinfähre von Bonn aus zum Kloster Heisterbach führe und mit literweise Kaffee und Wein vom Drachenfels erleichtert werde.