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Kölner Kabarettist„Morenhovener Lupe“ für Wilfried Schmickler

Lesezeit 3 Minuten
Klaus Grewe (v.l.), Erwin Grosche und Wilfried Schmickler am 13.01.2024 bei der Verleihung der Morenhovener Lupe in der Krea Morenhoven in Swisttal Morenhoven.

Klaus Grewe (v.l.), Erwin Grosche und Wilfried Schmickler bei der Verleihung der „Morenhovener Lupe“.

Der Kabarettist Wilfried Schmickler aus Köln ist in Swisttal mit dem Kleinkunstpreis „Morenhovener Lupe“ ausgezeichnet worden.

Ob wortgewaltig auf der Bühne oder privat in seinem Ledersessel eine Zigarette rauchend, der Kölner Kabarettist Wilfried Schmickler macht einfach immer ein gute Figur. Mit seinen Vorschlägen zur „Verfreundlichung der Welt“ begeisterte der 69-jährige Satiriker am Samstagabend erneut sein Publikum, als ihm im Morenhovener Krea-Forum der Kleinkunstpreis „Morenhovener Lupe“ verliehen wurde. Mit diesem ältesten Kleinkunstpreis Nordrhein-Westfalens werde seit 1988 vor allem der Umgang mit Sprache gewürdigt, erläuterte Professor Klaus Grewe, Vorsitzender des Vereins „Kreativitätsschule Morenhoven“.

Gemeinsam mit Erwin Grosche, Kabarettist aus Paderborn, würdigte er die Verdienste Schmicklers um die Sprache. Auch Grosche ist Preisträger der Lupe, und zwar des Jahres 1999. Dem Publikum war Wilfried Schmickler vor allem als Kabarettist aus dem WDR-Fernsehen bekannt. In Meckenheim hatte er mit seinem Programm „Kein zurück“ 2020 auf der Bühne der Jungholzhalle gestanden. Bereits damals hatte der Sozialkritiker die Einrichtung einer Kommission aus Moralphilosophen und Tanzschullehrern gefordert, „zwecks Erlernung zwischenmenschlichen Umgangs“.

Wortkaskaden und Neologismen

Am Abend seiner Preisverleihung ging Wilfried Schmickler erneut mit gutem Beispiel voran und setzte ein Beispiel für respektvollen Umgang miteinander. So nahm er die schöne Lupe mit Ehrfurcht entgegen, zog sie vorsichtig aus ihrem handgenähten Beutelchen und hielt sie den Zuschauern entgegen, um sie dann freudig an seine Brust zu drücken. „Ich danke den wunderbaren Menschen in Morenhoven für diese Veranstaltung“, sagte Schmickler sichtlich bewegt.

Mit Eifer stürzte sich Schmickler in seinen Vortrag und ergoss Wortkaskaden und kreative Neologismen über seine Zuhörer, die an manchen Stellen Gefahr liefen, aufgrund der irrwitzigen Geschwindigkeit des Schnellredners den Faden zu verlieren. Aber keine Sorge, Wilfried Schmickler ist nicht der Mann, der seine Gäste im Regen stehen lässt. In seinen entschleunigenden Gesangsbeiträgen vertiefte er seine Anliegen wie in dem Lied über die Kälte in der Gesellschaft, fehlende Mitglieder im Ortsverein oder in dem melancholischen Stück über „den bleichen Olaf“. Bis spät in die Nacht sitze der im Kanzleramt und frage sich, was getan werden soll.

Außer Frage stehe, dass die Menschen nach vorne schauen und ihre Zukunft gestalten müssen. Einhalt sollte vor allem denen geboten werden, die Chaos und Unsicherheit in der Gesellschaft stiften und die Demokratie zerstören wollen. Schmickler räsonierte über die AfD, über Kirche und Welt, Corona und Fußball. Eins haben der Virus und die angeblich beliebteste Sportart der Deutschen übrigens laut Schmickler gemeinsam: „Hauptsache, es wird übertragen!“

Seien Sie respektvoll, tolerant und wachsam, auch der Hass auf die Niedrigkeit verzerrt die Züge
Wilfried Schmickler

Traurig sei es gewesen, zu Corona-Zeiten Fußballspiele in leeren Stadien zu sehen. Waren diese Geisterspiele wirklich notwendig und wären die gut verdienenden Vereine sonst wirklich pleite gewesen? Fragen über Fragen, zu denen Schmickler keine fertigen Antworten liefert, sondern das Denken ganz im Sinne des Kant'schen Leitsatzes den Zuschauern selbst überlässt: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Und gerade, weil die Menschen genug Probleme haben, ist es für Schmickler wichtig, Sprache und den respektvollen Umgang miteinander zu pflegen.

Sein Ratschlag: „Seien Sie respektvoll, tolerant und wachsam, auch der Hass auf die Niedrigkeit verzerrt die Züge.“ Den Zuhörern gefielen Schmicklers Beiträge zur aktuellen politischen Lage, seine präzise Wahl der Worte und der temporeiche Vortrag. Besucherin Emily-Mayra Gmirezk zeigte sich fasziniert: „Er kann gut mit Worten umgehen, und diese Schnelligkeit!“

Mit seinem überzeugenden Auftritt hatte sich der 36. Lupe-Preisträger Schmickler selbst das beste Zeugnis ausgestellt. Laudator Erwin Grosche hielt fest, Schmickler sei mit allen Wassern gewaschen. Und er sei bemüht, gegen die Verrohung der Gesellschaft „die schönste Sprache zu sprechen.“