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JahresübungFeuerwehr Swisttal testet Einsatzkonzept zur Warnung bei Hochwasser

Lesezeit 3 Minuten
Die Feuerwehrleute klingeln an den Haustüren und sprechen mit den Bewohnern, um zu überprüfen, ob sie Hilfe brauchen.

Teil der Übung: Die Feuerwehrleute klingeln an den Haustüren und sprechen mit den Bewohnern, um zu überprüfen, ob sie Hilfe brauchen.

Mit Klingelrundgängen und Lautsprecherdurchsagen übten die 100 Feuerwehrleute am Samstag das Warnen bei einer Hochwasserlage.

Nicht nur zu Bränden und Unfällen rückt die Feuerwehr aus, sie schützt auch die Menschen in ihrer Gemeinde bei drohenden Gefahren. Bei der Jahresübung der Freiwilligen Feuerwehr Swisttal stand in diesem Jahr das Warnen der Bevölkerung im Vordergrund. Teile der Gemeinde sind regelmäßig von Hochwasser bedroht.

Am vergangenen Samstag, Stunden vor den beiden Autounfällen auf der B56, sind 100 Einsatzkräfte im Gemeindegebiet unterwegs, um bei den Anwohnerinnen und Anwohnern von Flüssen zu klingeln. In Miel haben sich der Einsatzleitwagen und das Hilfeleistungslöschfahrzeug, im Feuerwehr-Jargon ELW und HLF abgekürzt, an der Ecke Bonner Straße/Küpperweg postiert.

Feuerwehr Swisttal klingelt an jeder einzelnen Haustür

Dort steht Gruppenführer Dennis Schumacher und wartet auf Rückmeldungen seiner Kameraden, die zu Fuß durch den Küpperweg ziehen und jede einzelne Klingel drücken. Jemand öffnet. „Hier ist die Feuerwehr Swisttal“, setzt Markus Wolff an und schildert das Übungsszenario. „Gibt es hier bettlägerige Personen?“, fragt sein Kamerad Mark Schmitz. „Meine Frau ist schwer krank, aber wir würden allein zurechtkommen“, erwidert der Mann.

Eine Frau an einer Haustür erhält einen Zettel von der Feuerwehr.

Eine Frau an einer Haustür erhält einen Zettel von der Feuerwehr. Wo sie niemanden antreffen, werfen sie ihn in den Briefkasten.

Wolff überreicht ihm einen Zettel mit einer Beschreibung der Übung und einem Adventsgruß, dann ziehen sie zum nächsten Haus. Dort öffnet niemand. Schmitz funkt es an seinen Gruppenführer und wirft den Zettel in den Briefkasten. Die nächste Haustür: Eine Frau öffnet, Wolff sagt sein Sprüchlein auf, die Frau grinst – sie ist seine Mutter.

Feuerwehrfahrzeug fährt mit Lautsprecherdurchsagen durch die Straßen

Vor den Klingelrundgängen war das HLF durch die Straße gefahren und hatte mit einer Lautsprecherdurchsage vor dem angenommenen Hochwasser gewarnt. „Das machen wir in allen Straßen, die in der Nähe der Swist oder einem Bach liegen“, sagt Pressesprecher Karsten Windolph. Nicht nur in Miel, sondern auch in Morenhoven, Heimerzheim und Odendorf seien die Löschgruppen unterwegs.

Feuerwehrkräfte im Küpperweg in Miel.

Feuerwehrkräfte im Küpperweg in Miel.

„Mit der Flutkatastrophe hat diese Übung nichts zu tun – wir üben hier eine Hochwasserlage, wie wir sie im Mai dieses Jahres bereits in Morenhoven“, erklärt er. Diese Konzepte zum Schutz der Bevölkerung gebe es schon länger, nun würden sie im größeren Ausmaß erprobt.

Feuerwehr testet, wie lange die Warnung aller Anwohner dauert

„Wir testen damit, wie lange wir brauchen würden, um alle Haushalte zu erreichen, es sind mehrere hundert. Unsere Führungskräfte notieren, wo hilfebedürftige Personen leben. Im Ernstfall müssten wir dort zum Beispiel mit einem Krankentransport anrücken“, sagt Windolph.

Die Daten würden aber nicht gespeichert. „Das ist zum einen nicht mit dem Datenschutz vereinbar, zum anderen sind die Daten nicht verlässlich – wer heute alt und krank ist, ist in drei Jahren vielleicht schon verstorben und wir fahren umsonst mit dem Krankentransport hin.“

Führungsstab koordiniert im Feuerwehrhaus den Einsatz

Im Feuerwehrhaus Miel sitzt der Führungsstab der Feuerwehr Swisttal und geht die Koordination der Hochwasserlage durch. Kommt es zu einem erhöhten Einsatzaufkommen im Kreis, etwa bei Unwetterlagen, die mehrere Kommunen betreffen, gibt die Leitstelle die Einsatzkoordination direkt an die Feuerwehren ab.

Im Feuerwehrhaus Miel sitzt der Stab und probt die Koordination in einer Hochwasserlage.

Im Feuerwehrhaus Miel sitzt der Stab und probt die Koordination in einer Hochwasserlage.

„Wir bestimmen dann selbst, wohin wir zuerst fahren. Ein Brand hätte natürlich höhere Priorität gegenüber einem umgestürzten Baum“, erklärt Windolph. So werde die Leitstelle entlastet und bleibe für Anrufe, die den Rettungsdienst beträfen, frei. Zum Abschluss treffen sich alle Einsatzkräfte im Feuerwehrhaus zum gemeinsamen Gulaschsuppe essen – auch das ist Teil der Tradition. Wenig später ertönen ihre Melder: Einsatz auf der B56 bei Essig.