FlutschädenWie das Swisttaler Rathaus noch immer unter den Folgen leidet
Swisttal – Während zahlreiche privat Betroffene die Spuren der Flutkatastrophe sechs Wochen nach dem 14. Juli einigermaßen überblicken können, steht das Rathaus der Gemeinde Swisttal erst in den Startblöcken im Hinblick auf die Aufräumarbeiten.
„Wir müssen aus den Kellerräumen noch die Böden herausstemmen und den Putz von den Wänden holen“, sagt Andreas Schmickler vom technischen Gebäudemanagement. Derweil lagert das Druckerpapier im Flur, das Sozialamt musste vom Nachbarbau in den Sitzungssaal umziehen. Alles wurde in den vergangenen Wochen neu organisiert, dabei blieb einiges liegen. Von der Flut zerstörte Autos stehen immer noch auf der Wiese vor dem Parkplatz und zeugen von der Kraft des Wassers.
Nichts läuft hier wie gewohnt
Auf den ersten Blick funktioniert das Verwaltungshaus der Gemeinde in Ludendorf wieder. Morgens stehen Bürger Schlange, die nach dem Hochwasser neue Papiere benötigen. Im Vorraum steht eine große Glaswand, hinter der zwei Arbeitsplätze für diese Anliegen eingerichtet wurden. Hinter der Glastür zum Büroflügel wird aber sichtbar, dass im Rathaus aktuell nichts wirklich wie gewohnt abläuft. Papier, Hygienemittel, alles was in den Lagerräumen im Keller war, wurde neu angeschafft und wartet nun im Flur auf Verwendung. Die Treppe zum Keller ist mit Folie bedeckt und zugeklebt. „Wegen des Geruchs“, sagt Schmickler.
Im Keller steigt dem Besucher feucht-modriger Geruch in die Nase, das Surren der Bautrockner füllt jeden Raum. Damit sie ihre Aufgabe zu 100 Prozent erledigen können, sind alle Fenster geschlossen – zumindest die, die noch vorhanden sind. „Das Wasser hat auf der einen Seite des Gebäudes einige Fenster einfach herausgedrückt“, erklärt Hausmeister Michael Kessel.
Im Keller fehlt der Putz
Insgesamt sieht es im Keller des Rathauses gespenstisch aus. Wo zuvor der Raum zum Drucken und Kopieren war, fehlt jeglicher Putz. Überall hängen Leitungen heraus. Neben dem ehemaligen Verteilerkasten steht ein Stromaggregat, wie es sonst auf großen Außenbaustellen genutzt wird. Dafür haben Helfer der Gemeindewerke aus Morsbach gesorgt. „So haben zumindest einige Räume Strom“, berichtet Schmickler.
Das ehemalige kleine Druckcenter der Gemeinde ist einer der wenigen Räume, in denen bereits Hand angelegt wurde. In den weiteren Kellerräumen liegen die Böden noch, unter denen der nasse Estrich müffelt. „Auch wir als Gemeinde müssen erst Firmen finden, die wir damit beauftragen können“, sagt Verwaltungssprecher Bernd Kreuer. Er sorgt sich um die Lärmbelastung, die durch das Herausstemmen der Böden und das Entfernen des Putzes von der Wand nicht zu vermeiden sein wird.
Der Tiefkeller unter dem Sitzungssaal ist gerade einmal etwas mehr als einen Meter hoch, dort sind die Folgen der Flut mit all ihrem Matsch und Schwemmgut noch immer gut zu erkennen. Die übrigen Kellerräume sind zumindest leer. Bis die Gemeinde dort aktiv werden konnte, dauerte es allerdings etwas, berichtet Kreuer: „Wir durften den Keller einige Tage gar nicht betreten, da die Akten im Wasser vergärten.“
Das Sozialamt ist umgezogen
Eine Etage darüber ist der Saal zum Sozialamt umfunktioniert worden. Eigentlich sitzt die Abteilung im Nebengebäude, früher haben dort die Gemeindedirektoren während ihrer Amtszeit gelebt. Weder an Wohnen noch an Arbeiten ist dort im Moment zu denken. Deswegen wurden die Büros kurzerhand im Sitzungssaal zusammengelegt. Ob das ursprüngliche Sozialamt noch einmal bezogen werden kann, steht in den Sternen. Denn das Hochwasser gab dem mehr als 60 Jahre alten Fundament ein Todesstoß. Es ist noch nicht gutachterlich geprüft, doch die Verantwortlichen vermuten, dass das Gebäude abgerissen werden muss. „Das Wasser stand ungefähr zehn Zentimeter bis ins Erdgeschoss“, berichtet Hausmeister Kessel.
Draußen auf dem Parkplatz stehen bereits einige Büro-Container. Eigentlich werden diese ebenfalls von Angestellten der Gemeinde genutzt, drei dienen allerdings nun als Wahllokale für die Bundestagswahl. Bauten wie das Dorfhaus Miel, das bei vergangenen Wahlen als Lokal diente, sind nicht nutzbar. In einem der Container sitzt Julia Pump, die als studentische Aushilfskraft angestellt ist. Politik ist eigentlich nicht ihr Fach: „Ich studiere BWL.“ Neben ihrem Schreibtisch befinden sich in dem rund zehn Quadratmeter großen Container noch eine Wahlkabine und eine Urne für die Stimmzettel.
Durch das Fenster des Containers fällt der Blick auf die „Flutautos“, die noch auf der Wiese vor dem Parkplatz des Rathaus stehen. Sie sind dort eigentlich nur zwischengelagert, zeugen aber sechs Wochen nach der Katastrophe immer noch von dem Unheil im Juli. Motorhauben sind eingedrückt, Fenster geborsten, Türen herausgebrochen. In Zukunft sei dies der Ort für weitere Container, in denen Büroräume provisorisch eingerichtet werden sollen, weiß Sprecher Bernd Kreuer. Die Priorität lautet: „Wir müssen zunächst wieder vernünftige Arbeitsverhältnisse für alle Mitarbeiter schaffen.“