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Flutprotokoll aus HeimerzheimAuch zwei Jahre nach der Flut mit den Nerven fertig

Lesezeit 3 Minuten
Katharina Willwerts steht in einem Garten. Hinter ihr ist ein Berg aus Holz.

Katharina Willwerts hat noch einige offene Baustellen. Der Holzabfall in ihrem Garten ist wohl die kleinste davon.

Per Leiter musste Katharina Willwerts aus ihrem Fachwerkhaus vor der Flut 2021 fliehen. Im Januar 2023 ist sie wieder eingezogen. Aber der Nervenkrieg hält an. Es gibt noch viel zu tun.

Katharina Willwerts ist auch zwei Jahre nach der Flut mit den Nerven fertig. „Seit Mitte Januar wohne ich jetzt wieder hier“, sagt die Besitzerin eines wunderschönen alten Fachwerkhauses im Ortskern von Heimerzheim. Aber es gibt drinnen wie draußen noch so viele Baustellen, dass die Seniorin mit ihrem Zuhause minütlich hadert.

„Ich mache keinen Teich mehr“, murrt sie beim Gang unter dem Carport her in den offenen Garten. Dabei zeigt sie auf einen verschütteten Bereich, in dem sich wohl mal der besagte Teich befunden hat. Holzabfälle stapeln sich in dem sicher eigentlich schönen Garten. „Das kann ich ja nicht einfach verbrennen. Es muss noch alles entsorgt werden.“ Die Einfriedung zur Straße, die für Außenstehende wie ein normaler Holzzaun ausschaut, ist für sie ein weiteres Übel: "Das ist eigentlich ein Tor, aber es geht nur mit dem Brecheisen auf."

Das ist eigentlich ein Tor, aber es geht nur mit dem Brecheisen auf.
Katharina Willwerts, Flutbetroffene über eine der Unzulänglichkeiten an ihrem Haus

Ihr Sohn, der an diesem Tag ein paar Schienen am Unterstand befestigt, und eigentlich keine Zeit hat, weil er als Handwerker überall gebraucht wird und noch einen ausgefallenen Kollegen zu ersetzen hat, entschuldigt sich: "Es ist nur ein Provisorium."

Im künftigen Badezimmer türmen sich Schläuche der unterschiedlichen Heizungsanlagen.

Im künftigen Badezimmer türmen sich Schläuche der unterschiedlichen Heizungsanlagen.

Es ist die Vielzahl der Dinge, die unerledigt sind, die Katharina Willwerts so nerven - und vor allem der direkte Nachbar, den sie als "gefährlich" bezeichnet. Jedenfalls hat sie Angst vor ihm und fühlt sich machtlos. "Sein Regenwasser läuft von seinem Dach bei mir durch den Hof, er hat aber dafür gesorgt, dass mein Regenablauf aus dem Hof nicht mehr über sein Grundstück angeschlossen werden dar", erklärt sie. Und dann stellt sich heraus. Es ist vor allem der Regen, der ihr so große Angst bereitet. Seit der Flut hat sie Angst vor jedem größeren Regen. Sie träumt davon.

An der Haustüre werden die Schuhe ausgezogen. Im Haus ist alles ordentlich - soweit das geht. Alles kann der Sohn nicht machen. Fliesen legen und Malerarbeiten, da muss er passen. Auch an die Heizung geht er nicht. Und darum ist im Haus gerade die Heizungsanlage unvollendet. Als Fluthilfe wurde die Heizung im Erdgeschoss in Gang gesetzt, mit einer Wärmepumpe. "Die Stromrechnung habe ich noch nicht", sagt Willwerts und erwartet wohl nichts Gutes.

Sie muss auf das Geld achten, denn sie lebt mit 90 Prozent Schwerbehinderung von einer Erwerbsminderungsrente, weshalb ihr auch die anderthalb Jahre bei einer Miete von zusätzlich 470 Euro im Monat zugesetzt haben, zumal die Versicherung nur ein Jahr die Miete übernahm.

Mit Strom und Gas muss Heimerzheimerin heizen

Aber was wird die Instandsetzung der Heizung letztlich kosten, die der Fluthilfe-Handwerker ablehnte? Im Eingangsbereich des Fachwerkhauses, in dem der Flurboden noch aus Spanplatten besteht, weil die Fliesen fehlen, öffnet Willwerts den Eingang zu ihrem künftigen Badezimmer, das in einem kleinen Anbau Platz finden soll. "Hier links ist die Toilette vorübergehend installiert, sie soll aber dort hinten hin, und auch eine Dusche muss noch eingebaut werden." Ach ja, und die blauen Rohre, die sich um andere Leitungen schlingen, gehören wohl zu der Fußbodenheizung. Es gehen auch Leitungen nach oben, aber dort muss sie die herkömmlichen Heizkörper noch mit einer erneuerten Gasheizung speisen - ein wohl auch teures Provisorium.

Ob der Umbau bis zur nächsten Heizperiode gelingt? Sie kann es nur hoffen. Jetzt braucht sie erst Ruhe. Einen Termin für eine Reha hat sie.