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Gedenken an die FlutOrbachleuchten in Swisttal spendet Hoffnung

Lesezeit 3 Minuten
Lichter leuchten im Orbach in Swisttal-Odendorf.

Das Orbachleuchten sollte in Swisttal-Odendorf ein Zeichen der Hoffnung setzen.

Das Orbachleuten sollte den Swittaler Fluss, der im Sommer 2021 für viel Zerstörung sorgte, wieder positiv besetzen.

Ein helles Lichtermeer schlängelte sich am Sonntagabend durch Odendorf. Zum dritten Mal organisierte Ilona Wehrmann, Betroffene des Hochwassers im Sommer 2021, mit einigen Helfern das Orbachleuchten. Unterstützt wurde sie von Musikern, die für ein stimmungsvolles Ambiente sorgten. Darunter waren das Fanfarencorps Essig-Odendorf, die beiden Drehorgelspieler Martina Kettges und Erwin Kratz aus Euskirchen, die auf einer Brücke über dem Bach bekannte Melodien wie „Wind Of Change“ von den Scorpions spielten, sowie der Frauenchor „Bella Musica Swisttal“, der am Alten Kloster den Kanon „Dona nobis pacem“ und den Gospelsong „Shine Your Light“ sang.

80 Rollen aus Wachs wurden auf dem Fluss verteilt

Toilettenpapierrollen mit Wachs überzogen.

Rund 80 Toilettenpapierrollen hatte Ilona Wehrmann für das Orbachleuchten vorbereitet.

Das Orbachleuchten entstand in Gedenken an die Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli 2021. Rund 80 in Wachs getränkte Toilettenpapierrollen hatte Ilona Wehrmann in den vergangenen Wochen dafür vorbereitet, um diese im Bett des rund 600 Meter langen Flusses mit einigen Unterstützern am Nachmittag aufzustellen und am Abend anzuzünden. Bereits 2022 hatte sie zum ersten Mal das Orbachleuchten organisiert, genau ein halbes Jahr nach der Katastrophe, am 14. Januar.

Ursprünglich sollte auch das dritte Orbachleuchten wieder zum Halbjahrestag am 14. Januar stattfinden, doch die Witterungsbedingungen und der zugefrorene Orbach machten der Aktionen einen Strich durch die Rechnung: Es sei zu glatt und damit zu gefährlich gewesen, so die Organisatorin. Am Sonntagabend, zwei Wochen später, war das Wetter hingegen optimal. Zahlreiche Odendorfer zog es an den Bach, um die beeindruckende Aktion mitzuerleben: „Ich möchte damit den Menschen Hoffnung geben und nicht nur die hässliche Seite des Orbaches zeigen, sondern den Bachlauf wieder positiv besetzen“, schilderte Wehrmann.

„Die Idee ist großartig, fast alle, die bei uns im Chor mitsingen, waren von der Flut betroffen“, berichtete Sigrid Arabin-Möhrer, die erste Vorsitzende des Chores „Bella Musica“: „Für uns alle ist das ein wichtiger Termin, die Gemeinschaft trägt noch immer, das berührt mich sehr.“ Viele Menschen belasten die Ereignisse vom Sommer 2021 bis heute: „Wenn es regnet, laufen viele zum Bach und gucken, was er macht“, so Arabin-Möhrer weiter.

Hochwasserhilfe der Johanniter informierte über ihr Angebot

Unterstützt wurde das Orbachleuchten auch vom Team des Projektbüros Hochwasserhilfe der Johanniter, das seit anderthalb Jahren im Alten Kloster direkt am Fluss untergebracht ist. Zwei Stunden bevor die ersten Lichter brannten, hatte das Fluthilfebüro bereits geöffnet. Eingeladen waren alle Interessierten, sich über das Angebot der Johanniter zu informieren, oder sich bei einer Tasse Kaffee oder Kinderpunsch und frisch gebackenen Waffeln zu wärmen und auszutauschen. Wer wollte, konnte auch Tütenlichter basteln.

Anwohner Daniel Luttenbach (links) mit den „Orgelspielern Martina und Erwin“.

Anwohner Daniel Luttenbach (links) mit den „Orgelspielern Martina und Erwin“.

Der Beratungsbedarf sei immer noch hoch, schilderte Luisa Mertens, Projektleiterin der Johanniter-Hochwasserhilfe. Das professionell aufgestellte Team berate bei finanzieller Hilfe, bei Rechtsberatungen oder Gutachten und langfristige Unterstützung beim Wiederaufbau. Es werden Bausachverständige vermittelt und den Betroffenen werde unter die Arme gegriffen, um Anträge für Spendengelder zu stellen. Auch psychologische Hilfe könne vermittelt werden. Die Angebote sind alle kostenfrei und richten sich an die Betroffenen der Hochwasserregionen im Rhein-Sieg-Kreis, im Kreis Euskirchen und der Stadt Bonn. Auch Freizeitprojekte, etwa Ausflüge, werden angeboten, zuletzt ins Freilichtmuseum nach Kommern und ins Junge Theater nach Beuel.

Weiter Informationen: Projektbüro Hochwasserhilfe im Erdgeschoss Altes Kloster Odendorf, Orbachstraße 9, 53913 Swisttal-Odendorf. Telefon: (02241) 895 38660, E-Mail: hochwasserhilfe.bonn@johanniter.de, Internet: www.johanniter.de/hochwasserhilfe-nrw


Veranstaltungstipp der Johanniter Hochwasserhilfe

Peter Wohlleben, Förster und Bestsellerautor, lädt am Freitag, 22. März, zur Filmvorführung „Das geheime Leben der Bäume – Hochwasserschutz und Waldkreislauf“ mit anschließender Diskussion ein. Ort: Stadttheater Rheinbach, Königsberberger Straße 29, 53359 Rheinbach. Beginn 18 Uhr (Einlass 17 Uhr). Ab 20 Uhr beginnt die Diskussionsrunde. Veranstalter ist die Johanniter-Unfall-Hilfe. Anmeldung unter https://events.johanniter.de/kinobesuch-wohlleben.