Tiny Houses, also winzige, mobile Häuser, sind eigentlich für ein kostenreduziertes Leben entwickelt worden. In diesem Falle sind sie Übergangslösungen der Johanniter Hochwasserhilfe für Opfer der Jahrhundertflut.
Ein kleines Übergangs-ZuhauseAcht Tiny Houses für Flutopfer in Swisttal
Acht dieser Kleinsthäuser, sechs kleine und zwei größere, übergaben die Johanniter-Landesvorstände Matthias Cramer und Udo Schröder-Hörster jetzt gemeinsam mit Regionalvorstand Julian Müller an die Swisttaler Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (CDU) und den Beigeordneten Tobias Weingartz. Die sechs kleinen Häuser haben 20 bis 25, die beiden größeren 48 und 57 Quadratmeter Wohnfläche. Sie bieten je nach Modell Platz für bis zu vier Menschen und stehen auf einem 2200 Quadratmeter großen, gemeindeeigenen Grundstück im Gewerbegebiet von Odendorf.
„Sie sollen besonders Familien zur Verfügung gestellt werden, die immer noch nicht in ihre alten Wohnungen oder Häuser zurückziehen können, etwa weil die Sanierung nicht abgeschlossen ist oder sie nach einer neuen Bleibe suchen“, erklärte Kalkbrenner. Auch 20 Monate nach der Flutkatastrophe gebe es immer wieder Überraschungen für die Betroffenen, wenn etwa entgegen der ursprünglichen Annahme das Haus doch kernsaniert oder sogar abgerissen werden müsse, da mittlerweile größere Schäden aufgetreten seien als zunächst angenommen. Oder wenn das Geld einer Versicherung nicht so schnell fließe wie erhofft, oder sogar vor Gericht über die Kostenübernahme gestritten werden müsse. Für eine Übergangszeit könnten die Betroffenen dann in ihrer vertrauten Umgebung unterkommen und dabei ihre eigene Immobilie im Blick behalten.
Die Vermietung und das Vergabeverfahren der „schönen Unterkünfte in einer schönen Gemeinschaft“, so Kalkbrenner, übernimmt die Gemeinde Swisttal gemäß einer Nutzungsvereinbarung mit der Johanniter-Unfall-Hilfe, die weiterhin Eigentümerin der Tiny Houses bleibt. Schröder-Hörster versprach: „Wir Johanniter stehen den betroffenen Menschen bei, womit und wie lange auch immer das notwendig ist.“ Die Nutzungsvereinbarung für die Tiny Houses mit der Gemeinde Swisttal läuft zunächst über zwei Jahre, eine Verlängerung sei je nach Bedarf möglich. Rechtzeitig vor Ablauf der Nutzungszeit soll eine ausführliche Evaluation stattfinden und die weitere richtlinienkonforme Nutzung der Einheiten geplant werden. Mit der Gemeinde Swisttal sei vereinbart, dass eine gewinnbringende Nutzung der Wohneinheiten ausgeschlossen sei. Was etwaige Betriebskosten angehe, könnten die Bewohner bei den Johannitern Unterstützung erbitten, wenn sie diese nicht selbst tragen könnten.
Neue, gut ausgestattete Tiny Houses
Die Tiny Houses sind allesamt neu, sie sind ausgestattet mit einer Kochzeile einschließlich Kühlschrank, Gefrierfach, Backofen, Herd und sogar zum Teil mit einer Spülmaschine. Ein Schlafsofa, Kleiderschränke, Stauraum, ein Klapptisch mit Stühlen und ein Schlafloft im oberen Bereich sind ebenso vorhanden wie eine elektrische Heizung und sogar eine Klimaanlage. Ein Internetzugang ist mitgeplant, geteerte und sichere Zuwegungen zu den Häusern werden in den nächsten Wochen noch hergestellt ebenso wie die Außenanlagen, die von den künftigen Bewohnern als eine Art Vorgarten zwischen den einzelnen Häusern genutzt werden können. Gemeinschaftlich gebraucht werden kann ein Waschcontainer mit Waschmaschinen und Trocknern. Beide großen Modulhäuser haben getrennte Räume für Kinder- und Erwachsenenschlafzimmer, einen größeren Wohn- und Essbereich und sind vollständig barrierefrei gestaltetet.
Finanziert hat die Johanniter-Unfall-Hilfe dieses Projekt aus Spendenmitteln der „Aktion Deutschland hilft“. „Insgesamt haben wir mehr als 850.000 Euro für Planung, technische Umsetzung und Anschaffung der Häuser abgerufen“, rechnet Regionalvorstand Julian Müller vor. Da die eingesetzten Spendenmittel zweckgebunden seien, sei die Nutzung der Häuser auf die Zwecke der Hochwasserhilfe beschränkt. Er hofft, dass die noch notwendigen Tiefbauarbeiten sowie einige kleinere Komplettierung in den nächsten Wochen abgeschlossen sein werden, danach seien die Häuser bezugsfertig. „Vielleicht gibt es eine schönes Osterüberraschung für den einen oder anderen Flutbetroffenen“, hofft Kalkbrenner auf einen baldigen Einzug der ersten Bewohner.
Hochwasserhilfe der Johanniter
Die Johanniter bieten auch weiterhin finanzielle Hilfen für die Opfer der Starkregenkatastrophe an, etwa durch die Beantragung von Spendengeldern, die Vermittlung unabhängiger Bauchsachverständiger rund um den Wiederaufbau und durch Beratung zu privatem Hochwasserschutz. Auch passende Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche, psychosoziale Unterstützung sowie Begegnungscafés zum Austausch haben sie eingerichtet. „Wir Johanniter sind seit den ersten Stunden der Flutkatastrophe vor Ort und haben geholfen“, betont Müller. „Wir werden auch weiterhin den Menschen, die noch nicht zu ihrem normalen Leben zurückkehren konnten, mit verschiedenen Spendenprojekten eine verlässliche Unterstützung und Beratung anbieten.“ Wer Hilfe braucht, kann sich jederzeit an die Johanniter wenden. Projektleiterin der Hochwasserhilfe in der Region ist Luisa Mertens, ihr Büro ist in Odendorf.
Weitere Informationen: Das Projektbüro Hochwasserhilfe in Odendorf ist im Erdgeschoss des Alten Klosters in der Orbachstraße 9 untergebracht und unter der Telefonnummer (022 41) 89 53 86 60 zu erreichen, E-Mail: Hochwasserhilfe.Bonn@Johanniter.de. Sprechzeiten sind von Montag bis Donnerstag jeweils von 9 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung.