Alle packten an, um das große Dorf- und Gewerbefest am Wochenende in Heimerzheim anlässlich des 950. Ortsgeburtstags zum unregesslichen Fest zu machen.
950 Jahre Heimerzheim„Eine starke Gemeinschaftsleistung“
„Wir in Heimerzheim ziehen alle an einem Strang, bei uns treffen sich alte und neue Bekannte und Freunde und wir sind einfach ein Superteam“, schwärmte die Vorsitzende des Ortsausschusses für Heimat- und Kulturpflege Heimerzheim (OHK), Angelika Neubauer. Vor 950 Jahre wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt, das gilt es das ganze Jahr über zu feiern. Höhepunkt war am Wochenende das große Dorf- und Gewerbefest im „Heimerzheimer Dreieck“ zwischen Fronhof, Gottfried-Velten-Platz und Peter-Esser-Platz. Organisiert wurde das Fest vom OHK gemeinsam mit dem Gewerbeverein Swisttal.
Alle Vereine, viele Institutionen und mehr als 30 Geschäftsleute und Unternehmer hatten sich an dem Jubiläumsfest beteiligt: „Wir sind stolz drauf, dass es in Heimerzheim so gut wie keine Leerstände gibt und dass hier alle zusammenhalten. Das ist eine wichtige Botschaft für die Bürger“, betonte der Vorsitzende des Gewerbevereins, Stefan Lütke, der am Stand des Vereins gegen eine Spende mit seinen Vorstandskollegen 200 von der Bäckerei Voigt gebackene Jubiläumsbrote anbieten konnte.
Freunde von blinkendem Chrom und alten Motoren kamen auf dem Fronhof voll auf ihre Kosten. Martin Grätz und Jürgen Neuenhauser hatten am Samstag eine Oldtimershow organisiert und auch ihre eigenen „Schätzchen“ auf dem Fronhof geparkt. Der ganze Stolz von Martin Grätz ist sein „Cadillac Fleetwood“, eine Limousine Baujahr 1976. Nur zu besonderen Anlässen wird das rund 6,2 Meter lange Gefährt mit der dunkelblauen Karosserie ausgefahren, vor allem im Sommer: „Es ist ein Repräsentationsauto“, schilderte Grätz, „das schon für Firmen- und Hochzeitsfeiern gebucht worden ist“. Dafür, dass es aus den siebziger Jahren stammt, ist der Cadillac bereits sehr fortschrittlich ausgerüstet, inklusive Fernlichtassistent, Tempomat und Servolenkung. Die Außentemperatur wird in Fahrenheit durch ein Thermometer an den Außenspiegeln gemessen.
Jürgen Neuenhauser liebt Boote und Autos gleichermaßen. Sein Stolz ist ein Original-Amphicar XXL aus dem Jahr 1965, 70 PS stark, das sowohl an Land als auch zu Wasser bewegt werden kann, bei einer Länge von mehr als fünf Meter mit einer „Liegewiese“ inklusive. Vor Jahren hatte er das Gefährt als Unfallwagen gekauft, flott gemacht und um einen Meter verlängert: „Es ist eine Metamorphose zwischen Holzboot und Auto“. Angetrieben wird das Amphibienfahrzeug durch zwei Schiffsschrauben. Fallen die mal aus, verfügt das Fahrzeug über einen Ersatzmotor. Fahren darf Neuenburger, der im Hauptberuf Zahnarzt ist, damit überall, wo Boote fahren dürfen. Voraussetzung ist ein Bootsführerschein. Unterwegs ist er beispielsweise regelmäßig auf dem Rhein.
Auf großes Interesse stieß auch der Stand des Arbeitskreises Heimat. Am Zaun der Pfarrkirche hingen 13 historische Aufnahmen aus Heimerzheim. Dazu gab es ein Heimatquiz. Auf einem Foto aus dem Jahr 1958 waren Kinder mit ihren Schultüten zur Einschulung abgelichtet. Auf den Bildern sah man aber nur die Mütter. Und was war mit den Vätern?
Es gab drei mögliche Antworten: Nur die Mütter waren anwesend, weil nur sie das Tragen der Schultüten geübt hatten, weil der Schulleiter das so bestimmt hatte oder weil die Teilnahme der Väter damals einfach nicht üblich war. Natürlich war Letzteres der Fall, denn damals waren es meist noch die Männer, die arbeiteten, während die Frauen zu Hause blieben, um sich um die Familie zu kümmern, verriet Hermann Schlagheck, der Vorsitzende des Arbeitskreises, der sich auch die Fragen ausgedacht hatte.
Am Stand der Heimatliebhaber wurde auch das Jubiläumsbuch „Heimerzheim – gestern – heute – morgen“ verkauft. Heimische Spezialitäten von regionalen Landwirten gab es beispielsweise am Stand des Rewe-Marktes Dugandzic, wo die Mitarbeiterinnen Carina Beaujean und Karin Fischer frische Kartoffelstifte mit Paprika, Salz und Öl und Kräuterquark zubereitet und kostenlos an die Gäste weitergereicht hatten. Die Zutaten wurden von den regionalen Zulieferern, Bauern und Obsthöfen für das Fest kostenlos zur Verfügung gestellt.
Mit Schwung drehte die 14-jährige Isabella das Glücksrad der Frohnhof-Apotheke wo viele attraktive Preise winkten: Vom nach Vanille duftenden Teelicht bis hin zu Kosmetikproben und als Hauptgewinn ein Kontaktgrill, wie ihre Mutter und Mitarbeiterin Ina Abranches erzählte. Wie viele andere Geschäfte und Häuser war auch die Apotheke stark zerstört worden durch die Flutkatastrophe 2021. Zwei Jahre konnte Inhaber Ramon Braun seine Kunden nur in einem provisorisch eingerichteten Container bedienen: „Jetzt haben wir endlich wieder Ruhe und Normalität und es ist schön, mit den anderen Gewerbetreibenden und den Besuchern zu feiern.“
Highlight Entenrennen
Auch ansonsten gab es viele weitere tolle Aktionen, auch für die jüngsten Besucher. Stolz präsentierte die Leiterin des Evangelischen Familienzentrums, Elsbeth Bauer, eine Wanne mit 200 weißen Quietscheentchen, die in der Swist zum Entenrennen sowohl am Samstag als auch am Sonntag zu Wasser gelassen worden waren. Die Besitzer der drei Entchen, die jeweils als erste ihr Ziel erreicht hatten, bekamen Gutscheine für eine Eisdiele. Begeistert waren viele Kinder auch von dem Kasperletheater, das die Elterninitiative „Kinderkurse“ in der katholischen Pfarrkirche organisiert hatte.
Für kulturelle Unterhaltung war ebenfalls gesorgt durch Auftritte so unterschiedlicher Gruppen wie der Percussionformation „Madeng Afrika“, der „Sunnyside Big Band“ der Musikschule Voreifel oder dem Tambour Corps „Frei Weg Heimerzheim“. Am Sonntag konnten die Besucher zudem zahlreiche Traktoren auf dem Fronhof besichtigen. Ohne das vielseitige und unermüdliche ehrenamtliche Engagement kann solch ein Fest nicht gelingen. Wie wichtig dieser Einsatz ist, unterstrichen zur Eröffnung am Samstag auch die Vize-Landrätin Brigitte Donie und der CDU-Landtagsabgeordnete Oliver Krauß. Begeistert von der großen Resonanz zeige sich auch der Heimerzheimer Ortsvorsteher Hermann Menth.