Vor 75 Jahren gegründetStadtbibliothek Bonn feiert Jubiläum
Bonn – Wofür konnte sich der Bonner Kunde oder die Bonner Kundin der Stadtbücherei mit der Registriernummer 2973 im Jahre 1949 literarisch erwärmen? Das Jahr fing mit dem belgischen Klassiker des Symbolismus, Maurice Maeterlinck, an („Von der inneren Schönheit“), es folgte ein Ausflug in die englische Romantik (Sonette und Oden von John Keats), zum geistigen Runterkühlen wählte er/sie dann Waldemar Bonsels „Biene Maja“ aus und als Einstimmung auf den Sommer kam der Roman einer gewissen Marianne Bruns mit dem Titel „Über meinem grünen Garten fliegen die Schwalben“ zur Ausleihe. Fürwahr eine kunterbunte Mischung, die aber auch die Bandbreite der Bücherbestände der damaligen Stadtbücherei (heute Stadtbibliothek) zum Ausdruck bringt.
FESTPROGRAMM
Die Stadtbibliothek feiert am Mittwoch, 4. Juli, im Haus der Bildung offiziell ihr 75-jähriges Bestehen. Den ganzen Tag über gibt es vielfältige Veranstaltungen für große und kleine Besucher. Bereits morgens um 10 Uhr startet das Jubiläumsprogramm in der Jugendbibliothek mit einer Autorenlesung mit Angela Schreiner und einem anschließenden Bastelworkshop. Um Anmeldung per E-Mail an stadtbibliothek.kinderbibliothek@bonn.de oder per Telefon 0228 – 77 54 04 wird gebeten.
In die „Katakomben“ der Stadtbibliothek führt die Escape-Room-Tour „ESCAPE – Flucht aus Libropolis“. Dabei dreht sich alles um das Buch „Die Spur der Bücher“ von Kai Meyer. Jeweils um 16 Uhr und 16.30 Uhr startet die Tour für Jugendliche ab 13 Jahren in Zusammenarbeit mit den „Artonauten“ der Jungen Theatergemeinde. Interessierte können sich per E-Mail an stadtbibliothek.jugendbibliothek@bonn.de oder Telefon (0228) 77 54 04 anmelden.
Der Abschluss des Jubiläumstages ist die Abendveranstaltung „75 Jahre Stadtbibliothek Bonn – Eine „hochernste Betrachtung“ mit Andreas Etienne und Christoph Scheeben. Die Gäste aus dem Springmaus-Theater werden kurzweilig und unterhaltsam durch die Geschichte der Stadtbibliothek führen. Außerdem liest der Autor Kai Meyer aus seinem Werk „Die Spur der Bücher“. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Die Abendveranstaltung kann aufgrund des begrenzten Platzes nur mit Einlasskarte besucht werden. Diese sind an der Servicetheke der Zentralbibliothek im Haus der Bildung erhältlich oder können unter Ruf (0228) 77 22 77 reserviert werden. (r.)
Vor 75 Jahren, am 8. Februar 1943, eine Woche nach der Katastrophe der 6. Armee in Stalingrad, wurde die Stadtbücherei im Alten Rathaus ihrer Bestimmung übergeben. 10 000 Bände standen zur Verfügung, schon im Gründungsjahr zählte man mehr als 35 000 Ausleihen. Ein große Zäsur bildete der verheerende Bombenangriff am 18. Oktober 1944 auf Bonn, als das Rathaus in Trümmern sank und damit auch die Stadtbücherei. Mit nur noch 3900 Büchern, komplett von Nazi-Literatur gesäubert, erfolgte 1945 der Neustart in einer Notausgabestelle in Poppelsdorf.
1,4 Millionen Entleihungen pro Jahr
Lang ist das her, heute verzeichnet die neue Zentralbibliothek im Haus der Bildung am Bottlerplatz 143.000 Medien, nimmt man noch die acht Zweigstellen hinzu, sind es insgesamt 340.000 Medien. 1,4 Millionen Entleihungen werden pro Jahr registriert. 60 fest angestellte Mitarbeiter zählt die Stadtbibliothek, hinzu kommen bis zu sieben Auszubildende und feste Arbeitsplätze für Behinderte. „Inklusion wird bei uns groß geschrieben“, erklärt der stellvertretende Bibliotheksleiter Detlev Lehmann.
Trotz der durchaus imponierenden Statistik spricht Bibliotheksleiterin Helga Albrecht von „Höhen und Tiefen“: „Mehrere Zusammenlegungs- und Schließungsszenarien gab es in den vergangenen 75 Jahren.“ Besonders schmerzlich für viele Kunden auf der „Schäl Sick“ und von heftigem Protest begleitet dürfte die Schließung der Zweigstelle in der Gesamtschule in Beuel im Jahre 2015 gewesen sein, die im Rahmen des neuen Bibliothekskonzeptes erfolgte.
Auch der Umbau der einstigen Stadtverwaltung am Bottlerplatz zur Zentrale von Stadtbibliothek und Volkshochschule sorgte wegen einer Kostenexplosion und Zeitverzögerung für negative Schlagzeilen. Wer jedoch heute durch das großzügig gestaltete und elektronisch „hochgerüstete“ Haus der Bildung schlendert, kann das Resümee von Bibliotheksleiterin Helga Albrecht nachvollziehen, wenn sie insgesamt von einer „Erfolgsgeschichte“ spricht,