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Varieté GOP BonnDie neue Show „Wilderness“ begeistert

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Musiclowns auf der Bühne des GOP Bonn

Die Musikclowns Rachel Ponsonby und Perry Rose.

„Wilderness“: Die neue Show im Varietétheater GOP Bonn begeisterte die Zuschauer.

Der Artist Jacques Schneider gibt gern den wilden Mann. Auf einem Youtube-Video ist zu sehen, wie er nackt durch einen Laubwald rennt, sich feuchtes Blattwerk von den muskulösen Armen wischt, dann eine Kettensäge in der Hand hält und laut „Huahh“ brüllt. Echt zum Fürchten!

Und schon sind wir bei der Grundidee der neuen Show im Bonner Varietétheater GOP. Sie heißt „Wilderness – Treffen im Wald“ und darin spielt Schneider einen Waldschrat, der allein tief im Forst lebt und plötzlich von Städtern gestört wird, die in seinem Revier nach Erholung suchen. Regisseurin Sabine Rieck hat sich das Stück mit dem Rauschebartträger in dessen Refugium irgendwo im wild-romantischen südfranzösischen Département Ardèche ausgedacht, um die Idee herum die passenden Akrobaten gesucht, mit ihnen in Hannover geprobt und dann auf die Bühne des GOP gebracht, wo „Wilderness“ jetzt Premiere hatte.

Nur: Ein Wald ist groß, da verglüht schon mal zwischen lauter Bäumen ein Geistesblitz. Es dauert nämlich, bis die Show Tempo aufnimmt. Die Geschichte geht so: Auf einer Lichtung steht ein Saunahäuschen, darin hat sich ein Paar aus Finnland eingerichtet, das von einem Musikerpaar aus England aufgestöbert wird, das wiederum von vier anderen Leuten verfolgt wird. In dieser wie in einem Shakespeare-Stück anmutenden Gemengelage taucht schließlich Waldschrat Jacques auf, wirft die Kettensäge an und schreit „Huah“.

Ist das alles? Nein, natürlich nicht, denn endlich beginnt das Spiel, und es macht richtig Spaß, weil die Menschen aus dem Wald erstklassige Artisten sind. Die anmutige Silvana Sanchirico begeistert am Vertikaltuch und -seil, Matias Salmenaho jongliert mit Keulen, als wären sie Streichhölzer und zeigt sich auch in der Bodenakrobatik mit Erika Ahola als Meister seines Fachs. Die wiederum ist solo im Handstand fit; es ist überhaupt ein Charakteristikum der Shows im GOP, dass ihre Künstler in mehreren Genres Zuhause sind.

Grandiose Persiflage

Johann Zapata hält sich nicht nur im Cyr-Rad im Gleichgewicht, sondern mit seinem Bruder Brian Zapata auch auf dem Schleuderbrett. Sirje Tolonen wirbelt ein halbes Dutzend Hula-Hoop-Reifen so um ihre Hüften, als ob es keine Schwerkraft gäbe. Die Nummern verbinden die englisch-irischen Musikclowns Rachel Ponsonby und Perry Rose. Er im Schottenrock als Multiinstrumentalist, ihr gelingt es im biederen Gouvernantenkostüm mit Saxophon und Stimme den Saal zu einer Persiflage der Oper „Carmen“ zu bewegen. Grandios!

Und Waldschrat Jacques? Er wird im Verlauf des Abends immer friedlicher, die große Kettensäge mutiert zu einem Minimodell wie aus der Puppenstube, er holt stattdessen sein Fahrrad und zeigt, was er draufhat als Kunstradfahrer. Mit dem Vehikel schlägt er Purzelbäume auf einem Trampolin, und am Ende ist der wilde Mann ganz zahm in einem berührenden Auftritt mit der Seilakrobatin Silvana Sanchirico. Das ist Poesie pur! Es folgte großer Beifall des Publikums für die ganze Crew.

Tourdaten: „Wilderness – Treffen im Wald, GOP-Theater, Bonn, Karl-Carstens-Straße 1. Showzeiten: bis 1. September, mittwochs bis sonntags, an Wochenenden zwei Aufführungen. Karten unter variete.de. In den Sommerferien haben Kinder bis 14 Jahre in Begleitung eines regulär zahlenden Erwachsenen freien Eintritt.