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Rares NaturschauspielSchneetreiben verzaubert Bonner Kirschblüte

Lesezeit 4 Minuten
Schneegestoeber_Zierkirsche_Bonn

Das Schneetreiben in der Bonner Altstadt, wo gleichzeitig die Zierkirschenblüte beginnt, bietet ein seltenes Naturschauspiel.

Bonn – Das winterlich kalte Wetter beschert den wenigen Spaziergängern, die sich in diesen ersten Apriltagen warm angezogen und mit dem Schirm bewaffnet vor die Tür begeben, in der Bonner Altstadt ein rares Naturschauspiel. Dort hatte das vor Ostern noch extrem milde Wetter den Blütenknospen der Zierkirschen in der Heerstraße und der Breite Straße einen mächtigen Schub verliehen. Teilweise sind die Blüten bereits aufgegangen, zumeist stehen sie kurz davor.

Jedenfalls aber kann der Betrachter beim Blick in die Höhe den rosafarbenen Baldachin, der beide Straßenzüge in wenigen Tagen überspannen wird, bereits erahnen. Und nun wird der alljährliche rosa Blütentraum vom Schneegestöber des Aprilwetters gleichsam überzuckert. Windböen jagen die Schneeflocken zwischen den Blüten herum und verwandeln die Zierkirschen-Straßenzüge in einen eigentümlichen Winter-Frühlingstraum.

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Die Zierkirschenblüte beginnt in diesen Tagen.

Die Temperaturen um oder leicht unter Null Grad, die noch bis Freitagmorgen bleiben, bevor es am Wochenende vorübergehend etwas milder wird, können den Bäumen jedoch nichts anhaben. Nach Auskunft der Stadt Bonn sind sie frosthart und vertragen auch Temperaturen von deutlich unter Null Grad. Etwas anders sieht es mit den Blüten selbst aus. Sie könnten bei Frost erfrieren. Frostgeschädigte Blüten färben sich braun. Ob das in der Altstadt passiert, hängt davon ab, wie tief die Temperaturen in diesen Nächten tatsächlich sinken; aber auch die Lage des Baumes und wie stark er Wind ausgesetzt ist, spielt eine Rolle.

Es gab schon viel Aufregung um die Kirschblüte

Die Zierkirschen – und die Anwohner in der Bonner Altstadt – haben in den vergangenen Jahren schon so einiges überstehen müssen. Bis 2019 wurden die Heerstraße, die Breite Straße und angrenzende Sträßchen in dem historischen Bonner Handwerker- und Arbeiterviertel jährlich im April zum Mekka der Kirschblütenfans.

Spätestens seit die Facebookseite Places to see before you die die Zierkirschenblüte im Jahr 2012 empfahl, kannte der globale Hype um Bonns ultimatives Killer-Kitsch-Rosa kaum noch Grenzen. Insbesondere fernöstliche Fans der Kirschblüte buchten Städtereisen nach Bonn, um unter dem Blütenhimmel zu flanieren, zu posieren und sich und Freunde unzählige Male mit ihren Handys zu fotografieren.

Zehntausende Besucher bevölkerten bis 2019 alljährlich die Straßen. Wer in Bonn im April hochzeitet und keine Berührungsangst mit verträumt zuckrig romantischen Brautpaarfotos in Brüll-Pink hat, bucht einen Fotografen und fährt mit ihm in die Heerstraße. A propos Fotografieren: Der Trubel in der Bonner Altstadt wurde tageweise so dicht, dass sich die Stadt gezwungen sah, Autofahrer in der Tempo-30-Zone zum Schritt fahren aufzufordern.

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Auf Schnee folgt Sonne: Noch haben sich die meisten Blüten der Zierkirschen aber nicht geöffnet. 

Die Anwohner trugen es – meist – mit Fassung, waren aber doch froh, wenn die zehn- bis vierzehntägige Blütephase vorüber war, der Besucheransturm abebbte und sie ihr ruhiges Einbahnstraßenviertel wieder für sich hatten. Bei dem einen oder anderen brannten aber doch die Sicherungen durch.

Unbekannte beschmierten Bäume mit Farbe

Im April 2019 beschmierten Unbekannte einige der Bäume mit Farbe. Wer hinter dem Baumfrevel steckte, blieb ungeklärt. Die Zierkirschen nahmen zum Glück keinen dauerhaften Schaden. Ein Jahr zuvor drohten Unbekannte auf Plakaten in der Altstadt gar, die Zierkirschen mit Nägeln zu beschädigen. Es blieb zum Glück bei der Ankündigung.

Die Stadt weist mit Blick auf die nun beginnende Blüte der Zierkirschen nochmal darauf hin, dass in den Straßen der Altstadt seit 29. März und noch bis 18. April wegen der Coronavirus-Pandemie strikte Maskenpflicht gilt. Die Gesichtsmasken dürfen weder zum Rauchen, Essen und Trinken, noch zum Fotografieren abgenommen werden. Mitarbeiter des Ordnungsamtes seien in der Altstadt unterwegs und würden auf die Einhaltung der Corona-Regeln achten, insbesondere auch auf die Maskenpflicht.

Wer sich nicht daran hält, muss mit einer Verwarnung durch die städtischen Bediensteten und möglicherweise einem Bußgeld rechnen. Bisher seien aber noch keine verhängt worden. Es habe ausgereicht, einzelne Personen auf die Maskenpflicht hinzuweisen, teilt die Stadt Bonn mit.

Sperrung der Straßen ist bislang nicht geplant

Im vergangenen Jahr sah sich die Stadt angesichts des Besucheransturms schließlich gezwungen, Teile der Altstadt zu sperren, auch weil noch nicht genügend Masken erhältlich waren. Von einer Sperrung werde aber in diesem Jahr bislang abgesehen, da die Stadt nicht mit einem so großen Besucherandrang rechne.

Die Wettervorhersage für die kommenden Tage untermauert diese Einschätzung: Es bleibt in Bonn bis Freitag sehr kühl, auch wenn es am Donnerstag und Freitag keine Regen- oder Schneeschauer mehr geben soll. Zwar wird es am Wochenende etwas milder, dafür kehren aber dann die Regenschauer zurück.