Bonn – Der neunte Verhandlungstag im Prozess um den Tod des Schülers Niklas P. : Es war der Tag der sogenannten „Alibi-Zeugen“, alles Freunde des mutmaßlichen Schlägers Walid.

Der 21-jährige Angeklagte hatte die Zeugenschar zu seiner Entlastung genannt, weil er mit ihnen den ganzen Abend am Ententeich im Godesberger Kurpark verbracht haben will.

Aber keiner der sieben Zeugen konnte ihm ein sauberes Alibi liefern. Denn der Angeklagte hat keinesfalls den ganzen Abend am Teich gechillt: Zwischen Mitternacht und 1.20 gibt es eine Zeitlücke, die sie alle am Mittwoch nicht schließen konnten, wie schon Walids damalige Freundin nicht.

In dieser Zeit jedoch - um 0.20 Uhr - wurde der 17-jährige Niklas Opfer einer tödlichen Prügelattacke.

Obwohl die Zeugen es gerne getan hätten: Denn alle sind überzeugt, dass Walid S. nicht der Schläger sein kann. „Der Walid ist brutal, der schlägt schnell zu“, erklärte ein 20-Jähriger.

„Aber das ich traue ihm nicht zu.“ Und zur Entlastung des Freundes schwört er: „Bei Gott, wenn ich wüsste, wer das war, dann zinke ich das direkt." Ansonsten flüchteten sich die Zeugen in die Erinnerungslosigkeit: Zum Schutz von Walid S. , sich selbst oder: „Weil wir alle besoffen waren.“ Ein Zeuge forderte das Gericht beim Verlassen des Saales sogar auf.: „Finden Sie endlich den Richtigen!“

Der einstige Entlastungszeuge, der mit Walid S. an einer Tankstelle Energydrinks, und Zigaretten geholt hatte, musste ebenfalls zurückrudern, nachdem eine Kauf-Quittung belegt, dass sie nicht zur Tatzeit, sondern erst eine Stunde später dort vorgefahren waren.

„Warum so weit?“, will das Gericht wissen. Der 21-Jährige: „Das nächste ist der Kiosk am Rondell (wo Niklas starb). Aber weil der meist schon früh zu macht, fahren wir da gar nicht erst vorbei, sondern direkt nach Mehlem.“

Am Rondell jedoch soll der Zeuge in der Tatnacht auch gewesen sein. Sein Mobiltelefon war dort eingeloggt gewesen. (ucs)