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Coronaviren im AbwasserBonner Forscher auf der Suche nach Frühwarnsystem

Lesezeit 2 Minuten
kläranlage symbol dpa corona

Corona-Viren sind in Kläranlagen nachweisbar.

Bonn – „Wir werden wohl noch für Monate oder Jahre mit dem Corona-Erreger leben müssen“, erklärt Professor Martin Exner vom Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit der Universität Bonn. „Daher sind Frühwarnsysteme zum Schutz der Menschen sehr wichtig.“ Sie verhindern, dass sich Krankheiten ausbreiten können, weil sie unbemerkt bleiben. Dazu ist es wichtig, dass man Infektionsquellen frühzeitig erkennt.

Eine Rolle kann dabei das Monitoring von Kläranlagen spielen. „Wir beabsichtigen momentan zusammen mit Kollegen aus Holland die Möglichkeit zu untersuchen, aus der Abwasser-Belastung mit Coronaviren Rückschlüsse auf die Häufigkeit von Infektionen in der Bevölkerung zu gewinnen“, erklärt Exner. Die Untersuchung von Abwasser auf Erreger seien „nichts Neues“. So empfehle die WHO etwa, Polio-Erreger im Abwasser nachzuweisen, statt die Bevölkerung darauf zu untersuchen.

Das Projekt ist noch in der Anfangsphase. „Wir sind im Kontakt mit unseren niederländischen Kollegen, um dieses vielversprechende System auch hier zu etablieren. Die aktuellen Reisebeschränkungen erschweren aber leider im Moment den wissenschaftlichen Austausch.“

Auch in Heinsberg werden Untersuchungen zum Thema Covid-19-Viren im Abwasser durchgeführt.

Nicht nur das Team von Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit ist an dem Thema dran. Die Arbeitsgruppe um Professor Hendrik Streeck vom Institut für Virologie der Uni Bonn beschäftigt sich ebenfalls damit. Es führt gerade in Heinsberg – einem frühen Hot-Spot der Coronavirus-Epidemie in Deutschland – umfassende Analysen zur Ausbreitung der Infektion durch.

Corona-Viren ausgeschieden

Diese haben bereits gezeigt, dass zumindest manche Patienten Viren mit dem Stuhl ausscheiden, von denen aber vermutlich keine Infektionsgefahr ausgeht, so die Uni Bonn. Sobald die detaillierten Ergebnisse vorliegen, wird sich auch herausstellen, inwiefern Abwasser-Auswertungen Aussagen über die Zahl der momentan Erkrankten erlauben.

„Als Hygieneinstitut befassen wir uns ohnehin häufig mit Abwasserfragen, derzeit gerade auch im Zusammenhang mit antibiotikaresistenten Erregern. Das Abwasser ist dabei ein entscheidender Indikator für Resistenzen. Wir sind überzeugt: Das kann man auf viele Erreger übertragen, auch auf Coronaviren“, so Exner über Kläranlagen als Viren-Frühwarnsystem.

Auch Deutschland werde wohl in absehbarer Zeit damit beginnen, die Schutzmaßnahmen Schritt für Schritt zurückzufahren. Dabei werde es wichtig sein, ein Wiederaufflackern der Infektion möglichst schnell zu erkennen und dann wirksam zu unterbinden.

Gene könnten Lösung bringen

Das  COVID-19-Virus  zeigt ganz unterschiedliche Gesichter.  Manche Patienten entwickeln bei Infektionen kaum Symptome,  bei anderen entzündet sich die Lunge lebensbedrohlich.