Bonner Band „Druckluft“ im Interview„Unsere Wurzeln liegen ganz klar in Beuel“

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Auf der Bühne begeistert Druckluft das Publikum mit einer coolen Show und flotten Brassrhythmen. In der Mitte Interviewpartner Florian Hertel im Schwarzen Outfit mit weißen Sternen.

Auf der Bühne begeistert Druckluft das Publikum mit einer coolen Show und flotten Brassrhythmen. In der Mitte Interviewpartner Florian Hertel im Schwarzen Outfit mit weißen Sternen.

Die Band Druckluft hat sich am Kardinal-Frings-Gymnasium gegründet. Beim Rathaussturm tritt sie wieder auf. Wir haben mit dem Frontmann gesprochen.

Sie machen Stimmung, gute Musik und eine frech-fröhliche Bühnenshow. Die Brassband Druckluft aus Beuel hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen in der Musikszene gemacht. Mit Frontmann Florian Hertel sprach unser Reporter Holger Willcke über Karneval, Musik und natürlich über die Beueler Weiberfastnacht.

Hat sich Druckluft in der rheinischen Karnevalsszene etabliert?

Florian Hertel: Auf jeden Fall. Wir sind mit unserem Standing mehr als zufrieden. In der aktuellen Session, die bekanntlich sehr kurz ist, haben wir mehr als 150 Bühnenauftritte.

Versteht Druckluft sich als Beueler Band?

Unsere Wurzeln liegen ganz klar in Beuel. Dort haben wir die ersten wichtigen Schritte als Band gemacht. Aber wie das so mit dem Erwachsenwerden ist, haben wir uns natürlich irgendwann abgenabelt und sind heute eine rheinische Karnevalsband.

Anfänglich wurde Druckluft gerne als „Klein-Querbeat“ anmoderiert. War es hilfreich, mit Querbeat verglichen zu werden?

Ja und nein. Wir haben uns nie als Abklatsch oder Ableger von Querbeat betrachtet. Es hat schon ein wenig gedauert, bis wir uns durchsetzen konnten und nicht mehr mit Querbeat verglichen wurden. Hilfreich war und ist, dass es nur wenige Brassbands in der Szene gibt. Deshalb kann man sich mit einem individuellen Musikstil gut abgrenzen.

Seit wann gibt es Druckluft?

Wir haben uns 2009 zusammengefunden und spielten unser erstes Konzert im September bei der Jazz-Nacht im Kardinal-Frings-Gymnasium.

Wie viele Musiker von damals sind heute noch dabei?

Aktuell besteht die Band aus zwölf Frauen und Männern. Sieben von ihnen sind von Anfang an dabei.

War eine Karriere im Musikgeschäft von Anfang an geplant?

Nein. Wir waren damals 17, 18 Jahre alt und haben uns keine Gedanken darüber gemacht, welchen Weg wir einschlagen können und wollen. Das alles hat sich nach und nach durch den Erfolg beim Publikum entwickelt.

Wie hat die Band die zweijährige Pause durch die Corona-Pandemie überstanden?

Wir hatten keine Auftritte und viel Zeit. Diese Phase haben wir genutzt, um die ersten beiden eigenen Songs zu entwickeln. Die beiden Stücke „Moment“ und „Alaaf“ haben wir in kölscher Sprache geschrieben.

Und wirtschaftlich?

Wir haben megaviele Hilfen erhalten, wofür wir sehr dankbar sind. Die finanzielle Unterstützung durch Land und Bund sowie private Spenden haben geholfen, dass es die Band heute noch gibt.

Konntet ihr die Zeit zum Proben nutzen?

Das war auch ein riesiges Problem. Für Bands galt, dass mindestens fünf Quadratmeter Platz pro Musiker im Probenraum zur Verfügung stehen mussten. Die Beueler Stadtsoldaten haben uns kostenlos in ihrem Zeughaus spielen lassen. Das Corps hat uns dadurch unglaublich geholfen.

Apropos Beuel – wie steht ihr zur Weiberfastnacht, nehmt ihr das große Jubiläum wahr?

Auf jeden Fall. Wir verfolgen die Aktivitäten anlässlich 200 Jahre Beueler Weiberfastnacht. Wir haben zum Beispiel das Finale bei der Proklamation von Wäscherprinzessin Sabrina I. im Brückenforum gespielt. Das war ein toller Auftritt vor einem begeisterten Publikum.

Wann spielt ihr das nächste Mal live in Beuel?

Natürlich an Weiberfastnacht vor dem Beueler Rathaus. Das ist für uns alle ein Heimspiel. Die meisten von uns sind schon als KFG-Schüler im Weiberfastnachtszug mitgegangen und haben dann den Rathaussturm als großes Finale miterlebt.

Spielt die Band gecoverte Stücke und eigene Songs?

Seit 2023 spielen wir nur noch eigene Stücke. Das hat auch dazu geführt, dass wir einen ganz eigenen Stil präsentieren. 2024 sind wir mit drei neuen Titeln am Start: „Um die Welt“, „Laut: Bunt“ und „Disco-Akrobat“.

Wo probt ihr aktuell?

Unser Probenraum liegt natürlich in Beuel – und zwar an der Königswinterer Straße. Dort treffen wir uns zwei- bis dreimal pro Woche. Das hängt allerdings immer davon ab, wann und wie viele Auftritte in der Woche sind.

Könnt ihr vom Musikgeschäft leben?

Nein. Wir alle verbinden die Musik mit Studium, Ausbildung oder Beruf. Aber es ist unser Ziel, Musik zum Hauptberuf zu machen.

Habt ihr heute noch Kontakt zu euren Mentoren von damals?

Der Kontakt zu Andreas Berger und Erhard Rau ist nie abgebrochen. Sie geben uns heute noch Tipps. Hin und wieder machen wir auch zusammen Musik.

Welche Rolle spielst Du persönlich in der Band?

Ich bin Frontmann und musikalischer Leiter. Ich versuche, die Dinge zu ordnen. Aber entscheidend ist bei uns die Teamleistung. Nur zusammen können wir als Band starke Auftritte absolvieren.

Versteht sich Druckluft als Karnevalsband?

Ja, das tun wir. Obwohl wir auch Songs auf Hochdeutsch singen. Das ist wichtig für die Konzerte, die außerhalb des Rheinlands stattfinden.

Wie feiert ihr Karneval privat?

Leider so gut wie gar nicht. In dieser Phase des Jahres sind wir immer unterwegs. Rosenmontag haben wir nach dem Zug frei. Aber dann wird uns wahrscheinlich die Energie fehlen, um noch mal auf die Rolle zu gehen.

Was zeichnet Euch als Band aus?

Meiner Meinung nach, die geile Show auf der Bühne und unsere eigenen Songs.

Wie groß ist euer Repertoire?

Mittlerweile haben wir Songs für 100 Minuten.

Und was dürfen wir 2025 von Druckluft erwarten?

Wir schreiben tatsächlich schon an den Stücken fürs nächste Jahr. Aber es ist noch zu früh, um darüber öffentlich zu sprechen.

Und was steht für Euch nach Karneval auf dem Programm?

Wir sind für acht Festivals gebucht. Das sind teilweise echt coole Treffen in der Brass-Szene. Bei solchen Festivals treffen wir auch immer mal LaBrassBanda. Mit denen verstehen wir uns echt gut.

Trefft ihr auch Querbeat?

Leider sehr selten. Das liegt aber vor allem daran, dass Querbeat sich entschieden hat, im Karneval nicht mehr aufzutreten.

Ist die Band Querbeat Vorbild für Euch?

Ja. Sie haben mit ihrer Musik eine ganze Generation geprägt. So eine Band hat es vorher noch nie gegeben.

Wie lautet ein Wunsch für das nächste Jahr 2025?

Mit LaBrassBanda zusammen im Bonner Rosenmontagszug zu spielen.

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