Die Esso-Tankstelle an der Reuterstraße in Bonn ist innerhalb von zwei Monaten zweimal überfallen worden. Für die Polizei eine bemerkenswerte Häufung, die aber noch nicht für Beunruhigung sorgt. Generell bewegten sich Tankstellenüberfälle auf einem niedrigen Niveau. Der Esso-Konzern will mit verschiedenen Mitteln Räuber abschrecken – und wundert sich, warum sie es überhaupt an der Reuterstraße versuchten.

Die jüngsten Überfälle ereigneten sich am 18. November und am 6. Januar. Beide Male forderten die Täter Geld und liefen mit mehreren Hundert Euro Beute davon. Und in beiden Fällen fehlt von den Männern jede Spur, trotz Kameraüberwachung. Am 18. November betrat laut Polizei ein Mann gegen 23.40 Uhr die Tankstelle, bedrohte die Angestellte und forderte Bargeld. Die Polizei konnte nur rekonstruieren, dass er etwa 1,70 Meter groß ist, dunkel gekleidet war, einen Kapuzenpullover trug, helle Augen hat und mit Akzent sprach.

Täter hat akzentfrei deutsch gesprochen

Am 6. Januar war der Ablauf ähnlich: Gegen 21 Uhr rein in die Tankstelle, Drohung, Bargeld. Täterbeschreibung: etwa 1,70 bis 1,75 Meter groß, um die 20 Jahre alt, dunkle Haare und dunkle Augen. Nach Angaben der Polizei sprach der Mann akzentfrei deutsch, trug zum Tatzeitpunkt einen Mund-Nasen-Schutz und einen Kapuzenpullover mit der Aufschrift „Uncoded“. Tatverdächtige konnte die Polizei bislang nicht ausfindig machen.

„Es gibt immer mal wieder Überfallserien“, sagt ein Sprecher der Bonner Polizei. Im Fall Reuterstraße wolle man davon aber noch nicht sprechen. Offenbar scheint es Zufall zu sein, dass die Tankstelle und ihre Mitarbeiter in so kurzer Zeit zweimal Räubern zum Opfer fielen. Generell seien die Fallzahlen rückläufig und bewegten sich in den vergangenen Jahren im mittleren einstelligen Bereich – gerechnet auf das gesamte Zuständigkeitsgebiet des Polizeipräsidiums, zu dem neben Bonn und dem linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis auch Bad Honnef und Königswinter gehören.

„Das war auch mal anders. Vor einigen Jahren lagen die Zahlen noch im niedrigen zweistelligen Bereich“, so der Sprecher Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich in den meisten Fällen um Beschaffungskriminalität handelt – die Täter sich als mit der Beute Drogen beschaffen wollen.

Täter werden durch hochauflösende Kameras immer besser identifiziert

In der Zentrale der Echo GmbH, die im Auftrag des Konzerns Esso die markeneigenen Tankstellen betreibt, ist man auf die Reuterstraße aufmerksam geworden. Von den rund 1000 Esso-Tankstellen in Deutschland gehören etwa 200 dem Unternehmen, 300 werden von Pächtern betrieben und rund 500 sind im Besitz von selbstständigen Händlern. Laut einer Sprecherin seien Taten, die so kurz hintereinander passieren, ungewöhnlich. Vor allem mit Blick darauf, dass Tankstellenüberfälle wegen immer besser werdender Sicherheitsmaßnahmen stark abnehmen. „In der Corona-Zeit hatten wir sogar Quartale, in denen es innerhalb unseres Tankstellennetzes keine einzige Tat gab“, berichtet sie. Passiert etwas, stehe man mit speziellen Angeboten den Angestellten zur Seite.

Wie man die Tankstellen und Mitarbeiter schütze, dazu wolle man keine Details nennen – um nicht dafür zu sorgen, dass Nachahmer angestiftet werden. Klar ist jedoch, dass durch hochauflösende Kameras Täter immer besser identifizierbar werden. Zudem werden Bargeldbestände durch digitale und Kartenzahlmethoden weniger. „In der Kasse befindet sich auch deshalb nur ein geringer Betrag, weil das Bargeld in regelmäßigen Abständen von den Mitarbeitern in Tresore geräumt werden muss, die dann keinen Zugriff mehr darauf haben.“ An einigen Tankstellen ist es mittlerweile sogar üblich, dass das Bargeld komplett von der händischen Kasse getrennt ist: Ein Automat nimmt Münzen und Scheine an und gibt dann das Rückgeld.

Eine weitere Sicherheitsmaßnahme: Der Nachtschalter, den auch die Esso-Tankstelle an der Reuterstraße besitzt. In den konkreten Fällen war der Shop allerdings noch geöffnet und betretbar. Es gibt aber auch immer wieder Situationen, in denen Räuber dennoch in die Tankstelle gelangen, etwa weil sie einen Vorwand vortäuschen.