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Polizeieinsatz während Aufführung in BonnUnbekannter droht mit bewaffneter Attacke auf Schüler

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Moritz Seibert steht vor dem Jungen Theater.

Moritz Seibert

Im Jungen Theater in Bonn sollte angeblich auf Menschen geschossen werden. Die Drohung hatte der Unbekannte in einem Chat mit Mitarbeitern einer Krankenkasse geäußert.

Während der Aufführung bekam Intendant Moritz Seibert eine dringende Nachricht auf sein Telefon. Seine Mitarbeiter am Jungen Theater baten ihn, schnell ins Büro zu kommen. Dort hatte eben die Polizei angerufen und mitgeteilt, dass sie vorbeikommen werde. Warum genau, war Seibert bis zuletzt nicht klar. „Ich habe vermutet, dass es im Publikum einen flüchtigen Verbrecher gibt“, sagt er. Weit gefehlt.

Die Polizei hatte am Dienstag vergangener Woche laut Sprecher Simon Rott einen Hinweis bekommen, wonach jemand gedroht habe, im Theater auf Menschen zu schießen. Die Drohung hatte der Unbekannte in einem Chat mit Mitarbeitern einer Krankenkasse geäußert, die dann die Bonner Polizei verständigte. Wie Simon Rott weiter mitteilte, habe es an dem Tag sowie am Vortag deutschlandweit weitere ähnliche Drohungen gegeben, die sich gegen andere Einrichtungen richteten. Deshalb rief die Polizei um kurz vor 11 Uhr zunächst im Theater an. Die Beamten erfuhren, dass dort gerade eine Vorstellung lief.

400 Besucher im Saal

Die letzte der Spielzeit. 400 Besucher schauten sich das Stück „Die Welle“ an – der Saal war voll. „Der Täter hatte angekündigt, dass er dort hingehen will“, sagt Rott. „Wir haben dann Schutzmaßnahmen eingeleitet.“ Wie die aussahen, schildert Seibert so: Als die ersten Polizisten eintrafen, war gerade Pause. Die Einsatzleiterin ließ sich von ihm einen Plan des Hauses zeigen. Besonders für die Ein- und Ausgänge interessierte sie sich. Dass es die Drohung gab, habe die Polizistin ihm nicht ausdrücklich gesagt, berichtet Seibert. „Die wirkte kompetent“, sagt er. „Ich wollte nicht zu direkt nachfragen.“

Er ging auch mit ihr in den Bereich hinter der Bühne, wo sich die Schauspieler während der Pause aufhalten. Seibert sagte ihnen, was er glaubte: Nämlich, dass die Polizei vor Ort ist, weil sich jemand im Theater aufhielt, der dort nichts zu suchen hat. Das habe für leichte Unruhe gesorgt, sagt Seibert. Aber alle hätten sich ruhig und besonnen verhalten; die Aufführung ging weiter. In der Zwischenzeit platzierten sich weitere Polizisten an den Ausgängen. Mit mehreren Wagen waren die Beamten vor Ort. Für Fälle wie diesen sind die Streifenwagen laut Rott mit Helmen und Maschinenpistolen ausgerüstet. Die mussten die Beamten aber an diesem Tag nicht benutzen.

Wie bei den anderen Drohungen habe sich zum Glück herausgestellt, dass es „keine konkrete Gefährdung“ gab, sagt Rott. Gegen 12.30 Uhr, als das Theaterstück vorbei war, seien die Polizisten dann wieder abgerückt. Der Einsatz ging von den Zuschauern weitgehend unbemerkt vonstatten. Ein Schüler, der mit seiner Klasse aus Bergisch Gladbach in die Vorstellung gekommen war, gab auf Nachfrage an, nichts davon bemerkt zu haben: „Ich habe keine Polizei gesehen.“ Ein anderer Zuschauer sprach Seibert an, weil er vermutete, die Autos der Polizei hätten etwas mit der Inszenierung zu tun. Ganz abwegig ist das nicht: Denn in der Verfilmung von „Die Welle“ wird ein Lehrer von Polizisten verhaftet.