Sankt Augustiner zu Hause überfallenAngeklagtem werden sieben Taten vorgeworfen
Bonn/Sankt Augustin – Fast eine Stunde wartete die 2. Große Strafkammer des Bonner Landgerichts am Mittwoch auf einen 26-Jährigen, der nicht erschien. Mit einem 25-Jährigen sollte er sich wegen gemeinschaftlichen besonders schweren Raubes verantworten, bei dem die beiden, wie berichtet, nachts einen 27-jährigen Schulfreund in seiner Wohnung in Sankt Augustin aufgesucht, bedroht und beraubt haben sollen, weil dieser angeblich ein „Verräter“ sei. Aber über diese Strafaktion im Oktober 2020 wurde am Mittwoch zunächst nicht verhandelt.
Nachdem der ratlose Verteidiger seinen vermissten Mandanten endlich an die Strippe bekam, erklärte der, er sei auf dem Weg ins Krankenhaus, ein Abszess plage ihn, da wolle er doch lieber mal einen Arzt gucken lassen. Ob das eine Ausrede oder eine tatsächliche gesundheitliche Not war, konnte nicht geklärt werden.
Verfahren der beiden Angeklagten wird getrennt
Die Kammer jedenfalls entschied: Das Verfahren gegen den plötzlich Kranken wurde abgetrennt, der Prozess gegen seinen Kumpel eröffnet. Der wurde aus der U-Haft vorgeführt.
Schließlich gehört der zweite Angeklagte – bereits 13 Mal vorbestraft – zur Kategorie der Intensivtäter: Die Staatsanwältin hatte nicht nur den Raubvorwurf im Gepäck, sondern gleich sechs weitere Anklagen allein gegen den 25-Jährigen.
25-Jähriger verfolgte Jüngeren mit Messer
So soll der Siegburger mit einem Mittäter in das Gartenhaus einer Familie in Sankt Augustin eingebrochen sein. Außer Zigaretten fanden sie wohl nichts. Vater (55), Mutter (56) und Sohn (23) überraschten die Eindringlinge und versuchten, sie festzuhalten. Mit einer Latte und wilden Schlägen versuchte sich der 25-Jährige zu widersetzen. Beiden gelang die Flucht.
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Keine drei Monate später, im April 2021, eine weitere Straftat: An einer Bushaltestelle soll er – wieder in Begleitung – kurz vor Mitternacht einen 23-Jährigen aufgefordert haben: „Ey, du chillst jetzt mit uns!“ Der Angesprochene, der den Angeklagten kannte, wusste, dass das eher eine Drohung als eine freundliche Einladung war und lehnte ab.
Daraufhin wurde er mit einem Messer bedroht, damit er Geld rausrückt: Der 23-Jährige ließ panisch seine Jacke und eine Tüte Tomaten, die er in der Hand hatte, fallen und flüchtete in einen Garten, gefolgt vom Angeklagten, der ihn als „Hurensohn“ beleidigt und gedroht haben soll, ihn abzustechen. Im Garten alarmierte der 23-Jährige per Handy die Polizei. Bald nach dieser Tat landete der 25-Jährige, nachdem er auch noch eine 15-Jährige im Bus belästigt haben soll, in Untersuchungshaft.
Die droht auch seinem Kumpel, falls er nicht bis Freitag ein Attest über seinen überraschenden Klinikausflug vorlegt. So die Warnung der Richter.