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Neu in der FriedrichstraßeIm Bonner Umsonstladen „Für Lau“ sind alle Waren kostenlos

Lesezeit 3 Minuten
Im Umsonstladen "Für Lau" kann jeder mitnehmen, was er oder sie gerade braucht, ohne dafür auch nur einen Cent bezahlen zu müssen.

Im Laden „Für Lau“ muss niemand etwas zahlen

Der neu eröffnetet Laden „Für Lau“ in Bonn bietet kostenlos Waren an, fördert den Austausch und wird bis April vom Spendenparlament unterstützt.

Ein gesellschaftliches Miteinander auf Augenhöhe und ohne Blick aufs Portemonnaie, das ist das Ziel der Initiative „Leerstand als Begegnungsraum“, die am Samstag ihren neuen Standort in der Friedrichstraße 5 eingeweiht und zugleich den Startschuss für ein besonderes Projekt gegeben hat. Eines, das noch niedrigschwelliger ist als jedes Soziale Kaufhaus: Im sogenannten Umsonstladen „Für Lau“ sind alle Waren kostenlos. So sollen gebrauchte Gegenstände, die andernfalls vielleicht in der Mülltonne verschwunden wären, in die Hände derjenigen gegeben werden, die damit etwas anfangen können. Ob sich das Konzept allerdings auf Dauer durchsetzen kann, muss sich erst noch zeigen – denn die Förderung durch das Bonner Spendenparlament ist begrenzt.

Der Andrang am Eröffnungstag ist beachtlich. Noch ist das Sortiment des „Umsonstladens“ beschränkt, immerhin sind aber neben etlichen Kleidungsstücken auch einige Teller und Tassen, ein paar CDs und diverser Krimskrams vorhanden. Bei manchen Gegenständen stellt sich zwar schon die Frage, wer denn so etwas sucht. Zum Beispiel liegen Halterungen von Balkonblumenkästen in einem Regal, natürlich ohne die dazugehörigen Kästen. Aber einen Versuch ist es allemal wert. Viele Besucherinnen und Besucher nutzen auf jeden Fall die Gelegenheit, sich mit kostenlosem Kaffee zu versorgen und mit anderen ins Gespräch zu kommen – was letztlich der eigentliche Zweck der Initiative ist.

„Für Lau“ in Bonn: Menschen zusammenbringen

„Wir wollen Menschen zusammenbringen und die Stadt beleben“, erklärt Okko Globig, einer der Mitstreiter der ersten Stunde. Und das funktioniere umso besser, je geringer die Barrieren sind, die es zu überwinden gelte.

„Inzwischen gibt es uns seit ziemlich genau 16 Monaten. Ursprünglich haben vier Studentinnen die Initiative ins Leben gerufen, um den Leerstand in Bonn zu nutzen und einen Treffpunkt für alle zu bieten“, sagt Globig. Der erste entstand in der Brüdergasse 4, ab Sommer 2024 zog die Initiative in die Brüdergasse 11. „Wir mussten jedes Mal weichen, weil die Vermieter jemanden gefunden haben, der bereit war, den vollen Mietpreis zu bezahlen“, erklärt Globig. „Bislang haben wir uns aber stets verbessert, und diesmal haben wir sogar einen unbefristeten Mietvertrag. Das ist schon mal ein Fortschritt.“ Wie schon an den vorherigen Standorten ist zumindest der hintere Teil des Raumes auch kurzfristig nutzbar, für Konzerte ebenso wie für Ausstellungen, Diskussionen und andere Veranstaltungsformate. Unter anderem nutzt das vom Innenstadtmanagement Bonn geförderte Projekt #wirinbonn die neuen Möglichkeiten in der Friedrichstraße.

Wie lange die Initiative „Leerstand als Begegnungsraum“ dieses Angebot aber aufrechterhalten kann, ist derzeit offen, denn eine langfristige Förderung durch die Stadt oder andere Einrichtungen fehlt. Bis Ende April ist die Finanzierung gesichert – und danach? „Wir hoffen, dass wir weitermachen können, weil der Bedarf an gesellschaftlichen Treffpunkten in der Bevölkerung aus unserer Sicht durchaus vorhanden ist“, sagt Wallid Naib, ein Kollege Globigs. „Wir können nur hoffen, dass das in der Stadt auch so gesehen wird.“

Geöffnet ist der Umsonstladen (Friedrichstraße 5) von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 19 Uhr.