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Bäckereien und KonditoreienHier gibt es Köstlichkeiten aus dem Orient mitten in Bonn

Lesezeit 5 Minuten
Mustafa Akbulut in der Bäckerei Hazar in der Kölnstraße.

Mustafa Akbulut in der Bäckerei Hazar in der Kölnstraße.

Ein Streifzug durch Bäckereien und Konditoreien in Bonn, in denen es Morgenländisches gibt.

Morgens, 8.30 Uhr in der Bonner Nordstadt: Im „Nazar“ an der Kölnstraße brennt bereits Licht und die Tür des Eckladens ist offen. Dort herrscht zunehmend reger Betrieb. Denn was auf den ersten Blick wie ein Dönerladen aussieht, bietet viel mehr, und zwar auch viel mehr Handarbeit. Denn das „Nazar“ ist zugleich Bäckerei und bietet neben verschiedenen orientalischen Brotsorten auch mehrere Sorten Baklava an. „Diesen Standort hier haben wir bereits seit 1998, als unser Onkel ihn gegründet hat“, berichtet Adem Akbulut, der den Laden in der Kölnstraße gemeinsam mit seinem Bruder Mustafa betreibt. 2003 kamen sie ganz jung aus Hannover, um das Geschäft vom Onkel zu übernehmen, als dieser eine Filiale in Bad Godesberg eröffnen wollte. „Als wir 2003 anfingen, waren wir in vielerlei Hinsicht noch Laien“, erinnert sich Akbulut. „Doch nachdem uns der damalige Bäcker quasi über Nacht verlassen hatte, war uns klar, dass wir alles auch selber können mussten“, erzählt er lachend.

Mal etwas süßer, mal etwas anders geformt

Heute können die Brüder alles selbst – vom Brot über gefüllte Pfannkuchen bis hin zu Döner und Baklava. „Wir backen persisches, marokkanisches und arabisches Brot. Dieses unterscheidet sich minimal in der Würzung – manche sind etwas süßlicher als die anderen, vor allem aber unterscheiden sich die Formen.“ Ebenso wie die Brote werden auch Sesamringe von Hand gebacken. Sie und das türkische Fladenbrot sind absolute Dauerrenner bei der Kundschaft. Morgens darf es gerne auch mal ein gefüllter Pfannkuchen zum Frühstück sein. Diese werden jeden Morgen frisch gemacht und mit Kartoffeln und Gemüse, Spinat und Käse oder aber Hackfleisch gefüllt.

In der „Lilium“-Konditorei wird Süßes mit Vanille hergestellt.

In der „Lilium“-Konditorei wird Süßes mit Vanille hergestellt.

Bei dem großen Angebot an anderen Backwaren, treten die verschiedenen Baklava-Sorten fast ein wenig in den Hintergrund. Zu unrecht: „Wir machen alle unsere Backwaren selbst, jeden Tag frisch und mit guten Zutaten. Bei uns gibt es keinerlei Zusatzstoffe. Die Qualität fängt bei den Zutaten an. Da merkt man dann den Unterschied zum Baklava aus dem Supermarkt“, so Akbulut. „Wenn man auf die Qualität der Zutaten achtet, muss man natürlich andere Preise nehmen. Aber unsere Kundschaft, viele davon Stammkunden, weiß das zu schätzen.“

Reza Babae schwört auf Zutaten aus dem Iran. Er hat vor einigen Monaten am Belderberg das „Lilium“, Café und Konditorei, eröffnet. Babae selbst hat im Iran eine Ausbildung zum Konditor gemacht. Eine Familientradition: „Meine Familie hatte in Teheran drei Konditoreien.“

Nicht ganz so süße Torten und Kandis mit Safran bei Reza Reza Babaei.

Nicht ganz so süße Torten und Kandis mit Safran bei Reza Reza Babaei.

Auch hier wird alles selbst gemacht. Da kommt dem Besitzer zupass, dass er vorher im Im- und Export tätig war. In und auf der Theke finden sich diverse Kekse, persische Baklava, die trockener und weniger süß sind als die türkische Variante. Sehr beliebt sind aber auch die Torten und Biskuitrollen mit Sahne. „Ich beziehe auch die Sahne aus dem Iran. Sie ist leichter als die deutsche Sahne. Es gibt sie auch mit einem Hauch von Rosenwasser.“ Rosenwasser findet sich hier in vielen Leckereien, ebenso wie auch Safran, der sogar den Weg in den Tee findet. So ganz hat Babae das Importgeschäft noch nicht aufgegeben – so kann man bei ihm auch in einem kleinen Umfang Zutaten aus dem Iran und vor allem Naturheilmittel einkaufen.

Pistazien soweit das Auge reicht bei Roxal Luxury Sweets in der Wenzelgasse.

Pistazien soweit das Auge reicht bei Roxal Luxury Sweets in der Wenzelgasse.

Nur wenige Schritte vom „Lilium“ entfernt kann man sich mit den verschiedensten Sorten Baklava eindecken. Seit 2017 bietet das Geschäft „Luxus Sweets“ in der Wenzelgasse gehobene Baklava an. Diese werden in einer Fabrik in Bornheim hergestellt, wie der Inhaber Ayham Fourany erläutert. Neben dem türkischen Baklava findet man hier auch die orientalische Variante, die wesentlich nussiger ist. Besonders nachgefragt sind bei ihm das ebenfalls selbstgemachte Kunafa sowie die aus dem Libanon stammende Süßspeise Halawat. Fourany, der aus Palästina stammt und 2003 nach Deutschland kam, ist vor allem als Eventmanager tätig, plant aber weitere Filialen seiner „Luxus Sweets“.

Klein und sehr fein ist unsere letzte Station auf orientalischen Spuren in Bonn: Vor knapp zwei Jahren eröffnete Youssef Mrabet in der Kölnstraße das kleine Bistro und Café „Le petit Marrakech“. Hier ticken die Uhren gefühlt ein wenig langsamer und es bleibt Zeit für gemütlichen Genuss und eine familiäre Atmosphäre. Mrabet ist nicht neu in der Bonner Gastronomieszene: Vorher führte er lange das „Monte Christo“ in Poppelsdorf. Mit dem marokkanischen Café erfüllt er sich den Traum, einen Teil seiner marokkanischen Heimat nach Bonn zu bringen. Dies gelingt ihm bereits mit der Einrichtung, die zu einem typischen Bistro in Marrakech passt: Bunte Fliesen und Stoffe dominieren das Bild. Essen kann man hier quasi den ganzen Tag, angefangen bei den verschiedenen Frühstücksoptionen, die in Deutschland wohl eher einem Brunch ähneln würden: „In Marokko wird in der Regel zweimal gefrühstückt. Man beginnt mit einer warmen, stärkenden Suppe und Kaffee. Das zweite Frühstück beinhaltet dann meistens Brot und traditionell Minztee“, erläutert Mitarbeiterin Sophia. Neben landestypischen Brotsorten gehört zum Frühstück beispielsweise auch Amlou, das liebevoll als marokkanisches Nutella bezeichnet wird und eine Paste aus Nüssen und dem wertvollen Arganöl ist.

Für den eher kleinen Hunger oder auch zum Mitnehmen gibt es Kekse wie beispielweise die Gazellenhörnchen mit Mandelfüllung und einer Spur Rosenwasser. Typisch für Marokko sind auch die Mssemen, Teigfladen, die aus Mehl, Grieß und Hefe hergestellt und in der Pfanne ausgebacken werden. Sie können sowohl süß als auch herzhaft belegt werden und sind vor allem warm auch ein Genuss: „Wenn sie noch mal warm gemacht werden, erinnern sie fast ein wenig an Croissants, da sie durch die verschiedenen Schichten Ähnlichkeit mit Blätterteig haben.“ Dass das „Le petit Marrakech“ neben hausgemachten Spezialitäten vor allem auf familiäre Atmosphäre setzt, zeigt auch die Übernahme der Freitagstradition: „Nach dem Freitagsgebet gibt es in den marokkanischen Familien für alle Couscous. Den gibt es freitags auch hier bei uns“, so Sophia.