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Nach acht Monaten SpielpauseDas Varieté-Theater GOP zeigt die Show „Camping“

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Könner ihres Fachs: Die Artisten Colin André-Heriaud (oben) und Aaron Dewitt gehören zum „Camping-Team“. 

Bonn – Der Vorhang ist noch unten, als von der Bühne eine Art Gemurmel zu hören ist, dann ein leises Trampeln mit den Füßen, bis die Geräusche anschwellen und der Zuhörer fühlen kann, wie sich die für ihn Unsichtbaren gegenseitig an den Händen fassen und die Arme in die Höhe strecken. Es ist ein Beschwörungsritual, wie es Fußballmannschaften bei der gerade zu Ende gegangenen EM vorgemacht haben: Nur zusammen sind wir stark, soll das heißen. Und: Es wird schon gut gehen!

Die elf Künstlerinnen und Künstler, die sich vor Beginn der neuen Show „Camping“ im GOP Mut gemacht haben, wussten, dass es gerade auf sie ankommt an diesem Abend. Zum ersten Mal seit acht Monaten wird in dem Bonner Varietétheater wieder vor Zuschauern gespielt – da muss alles klappen. Um es vorweg zu nehmen: Es hat geklappt!

GOP Bonn zeigt ein fröhliches Sommerspektakel

Die Artisten boten ein buntes, fröhliches Sommerspektakel. Theaterdirektor Mark Schüler hat die Corona bedingte Unterbrechung genutzt und einen neuen Bestuhlungsplan entworfen. Die Reihen sind deutlich gelockert worden, man sitzt im vorderen Bereich auf Sofas an Zweiertischen, hinter Trennwänden aus Plexiglas folgen in den weiteren Sektoren Vierer- und Sechsertische. 250 Besucher warteten gespannt aufs Programm.

Die Bühne zeigt einen Campingplatz mit zwei Wohnwagen, am Bühnenrand links stehen hinter Blumenkästen Instrumente bereit, Grillen zirpen, im Hintergrund erklingt Akkordeonmusik, ein fern gesteuerter Igel flitzt vorbei, es ist Sommer, und nacheinander treten die Camper auf, die Sonne und Freizeit genießen wollen. In der einen Übergangsbehausung hat es sich ein Pärchen gemütlich gemacht, in der anderen lebt allein ein Mann. Eine Rucksacktouristin faltet suchend eine Wanderkarte auseinander, ein Platzwart passt auf, dass alles seine Ordnung hat, ein Zeitungsbote radelt herbei, ein Hippie blickt erstaunt aus seinem Tipi, eine alte Frau strickt und zwei Jungs treiben sich auf dieser Parzelle herum – in Erwartung großer Ereignisse.

Showzeiten

Die Show „Camping“ ist im GOP Bonn, Karl-Carstens-Straße 1, bis zum 12. September zu sehen. Gespielt wird donnerstags und freitags um 20 Uhr, samstags um 18 Uhr und sonntags 14 Uhr.

Karten sind ab 39 Euro erhältlich. Buchungen im Internet oder per Telefon unter 0228-4224141.

Die kommen, dafür sorgt schon Regisseurin Geneviève Kérouac. Der einsame Herr im Campingwagen (Thomas Blacharz) ist plötzlich ein flotter Jazztänzer, der die Zuschauer in die Zeit des Swing entführt. Das Pärchen (Arielle Lauzon und Publio Alberto Rabago) zeigt Comedy, Bodenakrobatik und Kunststücke am Pole, einer senkrecht stehenden Turnstange.

Die Frau mit dem Rucksack (Louana Seclet) lässt auf den Füßen Tücher rotieren und schwebt anmutig am Trapez in den Bühnenhimmel. Der Platzwart (Colin André-Heriaud) schwingt an einer großen Schaukel über die Campingparzelle, der Hippie (Florian Grobéty) dreht mit dem Cyr, einem einreifigen Rhönrad, Kreise, dass einem schwindelig wird, und der Zeitungsbote (Francis Gadbois) ist ein begnadeter Kunstradartist. Wenn die Oma (Marion Bayle) ihr Strickzeug ablegt, tanzt sie Lindy Hop mit dem einsamen Herrn, und die zwei Jungs (Aaron Dewitt und Nate Armour) jonglieren mit Keulen und Holzstücken oder machen Handstand auf einer Klappstuhl-Pyramide.

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Fast alle aus der Truppe beherrschen ein Instrument, etwa Bass, Gitarre, Flöte und Schlagwerk. Das Akkordeon spielt der Bonner Richie Hellenthal, der eingesprungen ist, weil der ursprünglich vorgesehene Musiker sich den Arm gebrochen hat. Hellenthal fügt sich hervorragend in das Ensemble ein.

Während die Zuschauer nach der umjubelten Premiere am Freitagabend vergnügt heimgehen, treffen im Hotel Marriott, unter dessen Dach das GOP seit 2016 Zuhause ist, Bewohner eines Altenheims aus dem Katastrophengebiet an der Ahr ein. Sie sind evakuiert worden, im Hotelfoyer stehen Rollstühle und Rollatoren, und die alten Leute versuchen, sich zu orientieren. Angesichts dieser Bilder wird einem schnell klar, dass das Leben kein Campingplatz ist.