Bad Godesberger VolkszeitungHistorische Ausgaben von 1913 bis 1941 online lesen
Bonn – Welche Themen bewegten die Godesberger kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 vor ihrer Haustüre? Für welche Produkte warben die Unternehmen 1929? Wer Antworten auf diese Fragen sucht, begibt sich ins Stadtarchiv und durchsucht Mikrofilme mit den damaligen Zeitungsausgaben. Für die Godesberger Volkszeitung von 1913 bis 1941 kann sich der Fragesteller diesen Weg nun sparen. Die Ausgaben gibt es in digitalisierter Form.
An einem entsprechenden Landesförderprojekt nehmen Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Bonn, das Archivberatungs- und Fortbildungszentrum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR-AFZ) und das städtische Archiv teil. Ziel ist es, das gesamte Spektrum aus Archiven und Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen sukzessive zur Verfügung zu stellen. Ab kommendem Monat finden sich die Ausgaben der Godesberger Zeitung im Internet.
Mit mehreren Klicks finden sich Informationen, die den Bonner Raum in Gänze abdecken. Die Volkszeitung stand der Zentrumspartei nahe. Die Nationalsozialisten stellten sie darum 1933 ein und legten sie im Folgejahr neu auf. Das politisch angepasste Blatt erschien bis 1941: „Die Ausgaben werden bei uns gerade von Schülern oft angefragt, da sie einen großen Quellenwert regional und auch überregional besitzen. Für uns ist es eine unheimliche Bereicherung, dass es sie nun auch digital gibt“, sagt Dr. Yvonne Leiverkus, stellvertretende Institutsleiterin des Stadtarchivs und der Stadthistorischen Bibliothek Bonn. Sie freut sich auch über die Langzeitsicherung der Daten, die bislang nur auf Mikrofilm und in Papierform einsehbar waren.
Großer Anklang
2009 startete die Digitalisierung von Zeitungen durch die ULB. Zwei Jahre später folgte die Kooperation mit dem Stadtarchiv. Die Veröffentlichung der bislang 193 Zeitungen aus ganz Deutschland findet sich auf der ULB-Internet-Seite: „Die Zugriffszahlen sind enorm hoch“, berichtet Dezernatsleiter Michael Herkenhoff.
Das Bonner Projekt, das als Vorreiter gilt und über drei Jahre bis Ende 2019 läuft, erweiterten die Beteiligten auf NRW. Die Digitalisierung mit entsprechendem Gerät findet sowohl in der Bundesstadt als auch in Münster und Brauweiler statt. Die Finanzierung trägt das Land. Da es sich um ein erfolgreiches Unterfangen handelt, ist eine Fortführung bis 2027 sicher: „Die Bestandserhaltung ist natürlich eine Aufgabe mit unendlicher Laufzeit“, stellt Herkenhoff klar.
Verantwortlich für die Reprographie ist Annika Fiestelmann vom LVR-AFZ. Sie sorgt dafür, dass die Zeitungsseiten leserlich im Netz erscheinen. Für die Digitalisierung eines Mikrofilms benötigt sie durchschnittlich zehn bis 20 Minuten, dabei entstehen 1000 Aufnahmen pro Film. Das fertige Werk bringt es dann auf stolze 30 Gigabyte. Die Digitalisate werden auf einen Server in Köln überspielt, der nach und nach wächst.
Die Suche nach der gewünschten Zeitung läuft über das Datum oder auch per Kalenderfunktion sowie eine Landkarte. Eine Volltextsuche mit einem bestimmten Stichwort schließt sich aufgrund des riesigen Datenvolumens beinahe schon von selbst aus: „Wir setzen ein Massendigitalisierungsprojekt um. Das geht in die Breite statt in die Tiefe.“
Alle Nostalgiker können aufatmen. Laut Leiverkus bleiben die Mikrofilme auch weiterhin erhalten, ihre Halbwertszeit soll schließlich 500 Jahre betragen.