Die Westenergie veranstaltete für die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Rheinbach ein ein Spezialtraining für sicheres Handeln bei Stromunfällen und Bränden in elektrischen Anlagen.
Stromunfall und TrafobrandSpezialtraining der Feuerwehr Rheinbach
Es ist Samstag gegen 11 Uhr am Feuerwehrgerätehaus in Neukirchen. Die Flammen schlagen meterhoch aus der gasbefeuerten Brandsimulationsanlage. Das sieht zwar gefährlich aus, doch die Kameraden der Freuwilligen Feuerwehr der Stadt Rheinbach haben die Brandlage voll im Griff und stehen schon mit einem C-Schlauch parat. In Zweiergruppen rücken sie gegen die Flammen vor, immer darauf bedacht, Abstand zu halten. Simuliert wird der Brand eines Transformators mit 10.000 Volt Hochspannung. Wichtig ist darum: „Mit den Löschen erst beginnen, wenn der Betreiber den Strom abgeschaltet und das auch bestätigt hat.“ Sonst bestehe Lebensgefahr, da die Gefahr eines Stromschlags hoch sei, warnt Ausbilder Holger Schultze.
Der Berufsfeuerwehrmann kommt aus der Stadt Kamen bei Dortmund. Vor den auf den ganzen Tag verteilten Übungen instruierte er rund 40 Atemschutzträger der Rheinbacher Wehr, vier davon waren Frauen. Ein Kollege unterstützte bei weiteren Unterrichtseinheiten, die in Theorie und Praxis die Personenerkennung mittels Infrarotsensoren und die Orientierung in verrauchten Räumen abdeckten. So erkennt der Infrarotsensor der kleinen Wärmebildkameras kleinste Temperaturunterschiede. Hierdurch können auch bei starker Rauchentwicklung Personen in Räumen ausfindig gemacht werden sowie Brandherde lokalisiert oder Belüftungsöffnungen erkannt werden.Die Feuerwehrleute machten zum ersten Mal bei einem Spezialtraining für sicheres Handeln bei Stromunfällen und Bränden in elektrischen Anlagen mit. In voller Montur mit Schutzkleidung, Handschuhen, Atemschutzmaske, Helm und Atemluftflaschen – die Ausrüstung ist etwa 20 Kilogramm schwer - kämpfen auch Sandra Brüssel und Marco Kiefer gegen die Flammen an. Der 29-jährigen Hauptfeuerwehrfrau aus der Wormersdorfer Löschgruppe tropft der Schweiß seitlich am Gesicht hinunter. Nicht nur von vorne trifft sie die Hitze des Feuers. Auf den Schulhof, auf dem der Einsatz geprob wird, brennt die Mittagssonne. Nur gut, dass die Maske gut sitzt: „Die ist dicht, da kann nichts runtertropfen.“ Der wichtige Schutz verhindert, dass Atemgifte oder Russpartikel eindringen, gleichzeitig wird die verbrauchte Atemluft über die Membrane nach außen geleitet. Vorsichtig nähern sich die Feuerwehrleute dem Brandherd. Brüssel öffnet das Strahlrohr und ein breitgefächerter Sprühstrahl trifft aufs Feuer: Die Düse des Hohlstrahlrohrs hat den Wasserstrahl aufgespalten. Hinter dem Schutzschild aus Wassertropfen und Luft steht „Löschtruppenmann“ Brüssel, wie es im Fachjargon heißt. Den Rücken stärkt ihr Truppführer Kiefer. Beide spüren die Hitze auf ihren Masken und sie halten sorgfältig genügend Abstand zum Feuer. Die Flammen fangen an zu tanzen und es sieht so aus, als ob der kleine Löschtrupp mit Ausbilder Schultze an seiner Seite von den glühenden Rußteilchen angegriffen wird. Das liegt daran, dass es beim Löschen zu Verwirbelungen kommt, durch die das Feuer vom Strahlrohr angezogen wird, erklärte die Feurwehrfrau im Nachhinein. Darum sei es besonders wichtig, das Feuer „immer im Blick haben, um nicht davon überrascht zu werden“. Feuerwehrmann Marvin Kramer (23 Jahre) vom Löschzug Rheinbach bestätigte: „Das Feuer ist nie gleich, jede Einsatzsituation ist anders und erfordert eine andere Technik.“ Genau aus diesem Grund seien Sonderschulungen hilfreich, wie sie von der Westenergie für die Rheinbacher Wehr finanziert wurde. „Es ist immer gut, vorbereitet zu sein.“ Neu für Kramer und seine Kameraden war beispielsweise die Strategie beim Löschen, bei der ein Angriff von der Seite anstatt von vorne geübt wurde: „Da ist die Wärmeenergie nicht so hoch.“
Jeder der Atemschutzträger der Wehr ist durch eine Grundausbildung gut vorgebildet, bei der allerdings keine „Heißübungsanlage“ mit dabei sei, erläuterte Pressesprecher Thomas Knoch. Praktisches Wissen vermittelt der Truppführerlehrgang und regelmäßig durch Simulationen im Brandübungscontainer aufgefrischt.
Und auf der Atemschutzübungsstrecke im Kreisfeuerwehrhaus in Siegburg müsse jeder Atemschutzgeräteträger einmal im Jahr praktisch beweisen, dass er im Ernstfall in der Lage ist, die fordernden Aufgaben unter Atemschutz zu leisten. Um für den Ernstfall gewappnet zu sein sei es außerdem wichtig, Sport zu treiben, ergänzte Sandra Brüssel: „Einsätze sind belastend auch für den Körper, darum achten wir auf unsere Fitness.“ Ziel der Übungen sei es, dass alle heil aus jedem Einsatz zurückkommen, sagte Wachabteilungsleiter Schultze. In Zukunft sollen weiterhin spezielle Trainingseinheiten angeboten werden.
Zahlen
Mit 305 Mitgliedern ist die Einsatzabteilung der Rheinbacher Wehr gut besetzt. Eine mit 90 Mitgliedern gut aufgestellte Jugendfeuerwehr sichert die Zukunft, ebenso eine zweigruppige Kinderfeuerwehr mit 31 Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren. Die Löschgruppe Neukirchen, in deren Gerätehaus die Fortbildung stattfand, hat derzeit 37 Aktive. Sie stellt den Brandschutz für den Ortsteil Neukirchen sowie für die zugehörigen Wohnplätze Berscheid, Groß-Schlebach, Irlenbusch, Klein-Schlebach, Krahforst, Kurtenberg, Merzbach, Nußbaum, Scherbach und Vogelsang sicher. Gemeinsam mit den Löschgruppen Hilberath und Queckenberg bildet sie den Löschzug 2. (gvt)