Schäden der FlutkatastropheIm Rheinbacher Ort Loch steht scheinbar die Zeit still

Steine, Holzscheide und ganze Fenster – was die Flut mitgerissen hat, liegt in Loch sieben Wochen nach der Flut noch am Bach.
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Rheinbach – Auf den ersten Blick sieht es im kleinen Ort Loch so aus, als wäre die Flutkatastrophe erst wenige Tage her. Haufenweise lagern Trümmer und weggespülte Backsteine neben den Häusern. Die Abbruchkante der Landstraße wirkt unberührt. Direkt daneben liegen Leitungen, teilweise verrostet oder abgerissen, ebenso Abflussrohre oder abgeknickte Straßenschilder. Die Leitplanke würde nicht einmal mehr Fußgänger vor einem Sturz in den Schiefelsbach bewahren. Frank Lamberty wohnt unmittelbar an dem eigentlich kleinen Flüsschen, das sieben Wochen nach dem Hochwasser wieder einem Rinnsal gleicht. Er kann darüber nur schmunzeln: „Es sieht doch schon wieder recht aufgeräumt aus.“

Die Folgen des Hochwassers sind in Loch noch deutlich zu sehen.
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Es sei zu sehen, dass an einigen Stellen noch nichts getan wurde, aber im Großen und Ganzen sehe es schon viel besser aus, als nach der Flutnacht. „Von der Straße oder den Gehwegen und Vorgärten war nichts mehr zu sehen“, erinnert sich der Anwohner. Er war in der Nacht des 14. Juli im Ort, zeigt ein Video auf seinem Handy von einem reißenden Strom vor seinem Fenster im ersten Stock. „Da sind Öltanks, Autoanhänger und riesige Holzscheite an uns vorbei geschwommen“, schildert er.
Das Hochwasser kam innerhalb kürzester Zeit
Viel Zeit zum Reagieren hatte er nicht, als das Hochwasser kam: „Innerhalb von 45 Minuten stieg das Wasser von etwa kniehoch im Keller bis zur Mitte Erdgeschoss. Mit solchen Dimensionen hat hier keiner gerechnet.“ Die Sirene, die am Ortseingang aus Richtung Hardt steht, habe er einmal gehört. Evakuiert worden sind die Locher laut Lamberty nicht: „Die Feuerwehr hat lange versucht, den Bereich unter der Brücke auszupumpen, aber irgendwann konnten die auch nichts mehr machen und haben eingepackt. Anschließend war keiner mehr hier.“

Die Abbruchkante der Landstraße zeigt die Zerstörung.
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Dabei kam das Wasser aus fast allen Richtungen: Nicht nur der Schiefelsbach trug die Flut durch den Ort, auch von Queckenberg aus flossen die Schlammmengen den Berg hinab, ebenso auf beiden Seiten der Landstraße 493 auf der gegenüberliegenden Seite. Bis auf das kleine, enge Bachbett hatten die Wassermassen keine Chance abzufließen. Deswegen sei das Wasser auch so rapide angestiegen, vermutet der Haustechniker.
Der Schiefelsbach, der sonst in seiner rund anderthalb Meter tiefen Einfassung vor sich hin plätschert, breitete sich zu Spitzenzeiten mehr als einen Meter hoch durch den Ort aus. Besonders großen Schaden trugen die Unterführungen davon. Dort staute es sich allerhand an Ästen und Steinen. Das riss es einer Scheune flussaufwärts nicht nur den Boden unter den Füßen weg, sondern auch gleich eine ganze Wand mit. Lamberty berichtet von einem Wohnwagen, der aus einem Garten herausgespült und gut 150 Meter von der Flut mitgetragen wurde. Weiter flussabwärts ist ein Gartenhaus abgesackt und wäre fast davon geschwemmt worden.

Das Wasser hat das Gartenhaus fast weggespült.
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Anschließend sei vor lauter Matsch keine Straße, kein Bach und keine Wiese mehr zu sehen gewesen, so der Locher. Dementsprechend sähe es nun schon wieder ganz gut aus: Bagger und Lastwagen können die Straße wieder befahren, sie manövrieren um die zahlreichen Baucontainer herum, die auf der Fahrbahn stehen. Viele Anwohner räumen aus, die meisten holen noch den Estrich aus den Kellern.
Derweil hat die Stadt Rheinbach bereits den weggespülten Gehweg und die Bordsteine erneuert – teilweise schon gepflastert, teilweise erst mit Schotter aufgefüllt. Auf den reparierten Stellen wartet weiteres Material auf seinen Einsatz, doch die städtischen Mitarbeiter haben noch einiges zu tun, bevor wieder alle Löcher geflickt sind. Die Stadt Rheinbach erneuert gleich das Rohrsystem. „Die nutzten die Gunst der Stunde“, sagt Lamberty und schmunzelt erneut.
Das Lächeln verschwindet bei der Frage, wann er mit seiner Familie wieder in sein Haus in Loch zurück kann. „Ich schätze nicht vor Ende nächsten Jahres. Es wird wahrscheinlich noch Monate dauern, bis alles wieder richtig trocken ist und dann benötigen wir Zeit, um alles wieder neu aufzubauen“, so Lamberty. Keine Antwort hat er auf die Frage, wann der Ort wieder aussehen könnte wie vor der Flutkatastrophe.