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RSC RheinbachVorsitzender des Radsportclubs geht nach 16 Jahren

Lesezeit 4 Minuten
Josef Göttlicher als Co-Moderator von Karsten Migels bei der Präsentation des Bundesligateams 2019.

Josef Göttlicher (l.) als Co-Moderator von Karsten Migels bei der Präsentation des Bundesligateams 2019.

Josef Göttlicher gibt nach 16 Jahren das Amt des Vorsitzenden des Radsportclubs RSC Rheinbach ab.

„Nach ihm kannst Du die Uhr stellen.“ Mit diesem Satz werden Menschen beschrieben, für die ein Charakterzug von überragender Bedeutung ist: Sie sind bei Verabredungen auf die Minute pünktlich und sie beeindrucken durch ein nahezu perfektes Zeitmanagement. Wenn diese Beschreibung auf einen Mann passt, dann ist dies Josef Göttlicher, der Vorsitzende des Radsportclubs (RSC) Rheinbach.

Jedes Mal, wenn er in dem Voreifelstädtchen den jährlichen Renntag mit sechs oder acht Rennen auf dem Rundkurs durch die Innenstadt organisiert, konnten sich die Fahrer genau wie die Betreuer und Zuschauer darauf verlassen, dass die Startzeiten zu hundert Prozent eingehalten wurden. Wenn im Programmheft zu lesen war, dass das Rennen der Schüler U 11/U 13 um 10.04 Uhr gestartet wird und das Masters-Rennen um 15.24 Uhr, dann wussten alle, dass das auf die Minute genau so ablief.

Göttlicher glaubt, dass sein Beruf als Projektleiter bei einem Bauträger ihn in diese Richtung geprägt hat: „Wenn ich ein Bauwerk errichte und einen Bauzeitenplan mache, muss der ja auch stimmen. Das liegt also einfach vom Beruf in mir drin, präzise zu sein.“ Für diese Präzision in der Planung und Organisation der Veranstaltungen des RSC heimste Göttlicher regelmäßig großes Lob ein. In Zukunft werden die RSC-Mitglieder ohne ihren Leitwolf auskommen müssen – denn Göttlicher wird den Vorsitz beim RSC nach 16-jähriger Amtszeit zum 1. Februar aufgeben.

Wenn ich ein Bauwerk errichte und einen Bauzeitenplan mache, muss der ja auch stimmen. Das liegt also einfach vom Beruf in mir drin, präzise zu sein
Josef Göttlicher, RSC-Vorsitzender

Natürlich hat er den Wechsel an der Vereinsspitze langfristig vorbereitet und sichergestellt, dass es ein geordneter Übergang wird. Da nicht nur Göttlicher als Chef zu ersetzen war, sondern der komplette Vorstand, hatte Göttlicher Arbeitsgruppen gebildet, die den personellen Wechsel vorbereiten sollten. Dadurch ist es gelungen, Mitglieder zu finden, die bereit sind, geschlossen als neuer Vorstand zu kandidieren. Dennoch hinterlässt Göttlicher seinen Nachfolgern große Fußstapfen. Denn er blickt auf ein fast 50-jähriges ehrenamtliches Engagement zurück – nicht nur im Sport, sondern auch in der Kommunalpolitik und im Vereinswesen.

Sein erstes Amt übernahm er 1975 als 20-Jähriger, als er in seiner Heimatgemeinde Insul (im Ahrgebiet) Geschäftsführer und Finanzverwalter im Junggesellenverein wurde. Später rückte er in den Gemeinderat auf und engagierte sich nach seinem Umzug nach Meckenheim als Sachkundiger Bürger im Bau- und Vergabeausschuss sowie im Stadtentwicklungsausschuss – seine planerische Kompetenz aus dem Beruf brachte er auch hier mit ein. Den Weg zum Sport fand er, als er aus Fitnessgründen mit dem Radsport begann.

Da ihm die samstäglichen Ausfahrten in einer Gruppe Spaß machten, hielt er Ausschau nach einem Radsportverein – und landete fast zwangsläufig beim RSC Rheinbach. Der RSC hatte 2009 eine personelle Zäsur zu bewältigen, als mit Manfred Kolb der amtierende Vorsitzende starb, der 1982 auch schon zu den Gründungsmitgliedern gehörte. Göttlicher bekam den Vorsitz angetragen und begann, den Verein behutsam weiterzuentwickeln. Zwei Schwerpunkte waren ihm immer wichtig: Die Tradition fortzusetzen, dass der RSC sich jedes Jahr mit einem großen Radrennen in Rheinbach präsentiert, und dafür zu sorgen, dass der eigene Nachwuchs bestmöglich gefördert wird.

Mammutaufgabe gestemmt

Die Rennen trugen dazu bei, den RSC überregional bekannt zu machen. Bei besonderen Anlässen fanden die Rennen auf einer großen Runde (14,4 km) rund um Rheinbach statt – oder auf einem rasanten 1,5 km langen Kurs durch die Innenstadt. Die hochkarätigen Rennen auf der großen Schleife lockten prominente Fahrer: Der RSC richtete die deutschen Meisterschaften der Junioren (1997), ein Bundesligarennen der U 19 (2000) und die DM der U 23 (2001) aus. Sein Meisterstück als Organisator lieferte Göttlicher 2012, als dem Verband drei Monate vor der DM der U 15, der U 17 und der U 19 der Ausrichter absprang – und er beim RSC anklopfte, ob er einspringen könne. „Normalerweise haben Veranstalter ein bis zwei Jahre Zeit für die Organisation, jetzt mussten drei Monate reichen“, umreißt Göttlicher die Mammutaufgabe. Aber mit seiner eingespielten und motivierten Crew ging Göttlicher das Wagnis ein – und wurde danach ein weiteres Mal mit Lob überschüttet.

Noch einmal Rennleiter

Das Abschiedsrennen für Christian Knees 2022, der als Namenspate für das U 19-Radbundesligateam „Dr. Joseph Billigmann/Christian Knees“ in die Nachwuchsarbeit eingebunden ist, und die DM im Paracycling 2023 markieren weitere Höhepunkte in der RSC-Historie. Es unterstreicht den Stellenwert, den diese Ereignisse für Josef Göttlicher einnehmen, dass er auch nach seinem Rücktritt am 1. Februar beim Heimrennen am 29. Juni dieses Jahres ein letztes Mal als Rennleiter fungieren wird. Ansonsten blickt Göttlicher der bevorstehenden Zeit ohne Vereinsamt gelassen entgegen: „Wir haben gezeigt, wie sich Vereine aktuellen Situationen stellen können und die Kraft haben, sich für die Zukunft aufzustellen.“