Weil die Brandmeldeanlage in den Rheinbacher Stadthalle nicht ausreicht, müssen Vereine nun bei Großveranstaltungen einen Feuerwehrdienst bezahlen.
Stadthalle RheinbachBrandmeldeanlage reicht nicht aus
Nicht gut zu sprechen sind einige Rheinbacher Vereine auf die Stadtverwaltung, denn kurz vor Weihnachten flatterte ihnen ein Schreiben der Verwaltung ins Haus, das für einigen Unmut sorgte. Hans-Jörg Nawrath, Präsident des Narrencorps NCR Blau-Gold, sieht sogar einen handfesten Skandal, weil die Stadt ihre jahrelangen Versäumnisse von den Vereinen und der Freiwilligen Feuerwehr ausbaden lassen wolle.
Anordnung für Übergangszeit
In dem Schreiben hatte Fachbereichsleiterin Daniela Hoffmann für sämtliche Veranstaltungen in der Stadthalle mit mehr als 200 Besuchern eine Brandsicherheitswache angeordnet. „Das Erfordernis … wird durch die vom Veranstaltungsort ausgehende Brandgefahr sowie durch die Gefährdung einer großen Personenzahl … begründet“, heißt es in dem Schreiben. Jeweils zwei Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr müssten vor Ort sein.
Stadtsprecher Norbert Sauren bestätigt auf Anfrage diese Anordnung, die den Vereinen gerade jetzt vor der Hochphase des Saalkarnevals gar nicht schmeckt. Grund sei eine den aktuellen Anforderungen nicht mehr genügende Brandmeldeanlage, da das installierte System nicht alle Bereiche der Halle abdecke. „Aufgrund mehrerer Umnutzungen und Renovierungen in den städtischen Schulen wurde 2019 ein Gesamtbrandschutzkonzept für die Stadthalle erforderlich. Es ergab sich eine neue Betrachtung. Ein Ergebnis ist, dass eine flächendeckende Brandmeldeanlage in dem Gebäude installiert werden muss. Als Kompensation wird bei Veranstaltungen mit 200 und mehr Personen städtischerseits eine Brandwache angeordnet.“
Die Anordnung gelte für eine Übergangszeit, bis die neue Brandmeldeanlage installiert sei. Der Termin sei jedoch abhängig von der Umsetzung des Wiederaufbauplans und in diesem Zusammenhang auch noch von der Verfügbarkeit von Baumaterial und Handwerksunternehmen. Bis dahin müsse die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Rheinbach die Brandwache sicherstellen, was bislang immer gewährleistet gewesen sei, versicherte Sauren gegenüber der Bonner Rundschau.
Hohe Kosten für Vereine
Die betroffenen Vereine als Veranstalter müssen demnach aber mit hohen Kosten rechnen. Für die Brandsicherheitswache werde derzeit pro Stunde und Person eine Verwaltungsgebühr in Höhe von 20 Euro veranschlagt, so Sauren. So muss beispielsweise das Narrencorps NCR Blau-Gold Rheinbach für sein Showtanzfestival am Samstag,14. Januar, für das eine Brandsicherheitswache von 17 bis 1 Uhr angeordnet ist, mit Zusatzkosten von 320 Euro rechnen. Beim NCR-Freundschaftstreffen am darauffolgenden Tag, das schon vormittags beginnt und bis gegen 20 Uhr dauern wird, kommen noch einmal 420 Euro hinzu.
„Ein absolutes Unding“, kann es NCR-Vorsitzender Hans-Jörg Nawrath kaum fassen. „Die Verwaltung macht sich einen schlanken Fuß, indem sie nur auf Paragrafen verweist und die Organisation den Vereinen überlässt.“ Es sei ihm völlig unverständlich, warum die Stadt den technischen Defekt nicht schnellstmöglich reparieren lasse. „Die Vereine, die nun wirklich durch Corona schwer gebeutelt sind, und die Feuerwehr, die während der Flut massiv eingespannt war, müssen es ausbaden. In meinen Augen ist dies ein Skandal.“ Dass eine neue Brandmeldeanlage erforderlich sei, sei seit 2019 bekannt, und nur weil aufgrund von Corona und der Flut in den letzten beiden Jahren keine größeren Veranstaltungen in der Stadthalle stattgefunden hätten, sei dies noch nicht an die Öffentlichkeit gelangt. „Die Stadt hat doch drei Jahre Zeit gehabt, die Sache in Ordnung zu bringen, und lässt nun die Vereine ihre Lehrer jahrelangen Versäumnisse ausbaden.“
Für seinen Verein seien die aufgerufenen Zusatzkosten von insgesamt 740 Euro für die zwei Tage schlicht und einfach nicht zu stemmen, doch eine Absage komme nach zweijähriger Abstinenz auch nicht infrage. „Ich werde jetzt einen Antrag auf Erlass der Verwaltungsgebühr bei der Stadtverwaltung stellen“, kündigte Nawrath als Notlösung an. Er hofft, dass die Stadtverwaltung ein Einsehen mit den ohnehin gebeutelten Vereinen habe und zur viel beschworenen Förderung des Brauchtums und des Ehrenamtes diesem Antrag stattgegeben werde. Sonst könne dies für so manchen Verein der endgültige Todesstoß sein.