Die Rheinbacher Stadthalle wird im Katastrophenfall ein „Leuchtturm“. Was das bedeutet, erfuhren die Bürger jetzt schon.
Tag der offenen TürWarum die Rheinbacher Stadthalle ein „Leuchtturm“ im Katastrophenfall ist
Unter fachkundiger Anleitung von Malteser Jürgen Grenner wickelt der zehnjährige Moritz ein zusammengefaltetes Dreieckstuch um das Handgelenk einer Trainingspuppe. Der Erste-Hilfe-Ausbilder hilft ihm dabei, die imaginäre Blutung am Handgelenk des Dummys mit einem Druckverband zu stoppen. Dazu braucht Moritz eine sterile Wundauflage, ein Dreieckstuch und eine Mullkompresse als Druckpolster.
Wichtig sei es, im Notfall die Blutung schnell zu stillen, erklärt der Schüler, weswegen übergangsweise auch mit einem sauberen T-Shirt Druck auf die stark blutende Wunde ausgeübt werden könne. Kein Problem für Moritz, der schon in der Grundschule als Mitglied der Malteser geholfen hat. Am Tag der offenen Tür des „Selbsthilfe-Standorts Stadthalle“ verschaffte sich der Rheinbacher Schüler mit seinen Eltern einen Überblick über Funktion und Ausstattung eines Selbsthilfe-Standortes, der im Falle einer Krisensituation in der Rheinbacher Stadthalle eingerichtete werden soll.
Von den Mitgliedern des örtlichen Malteser Hilfsdienstes und des Deutschen Roten Kreuzes erfuhr die Familie Schwenker Wissenswertes rund um Katastrophenvorsorge und Selbsthilfe bei Notlagen, wie etwa die Versorgung und den Transport von Verletzten mit Bordmitteln. Bürgermeister Ludger Banken erläuterte die Funktionsweise des „Selbsthilfe-Standorts-Stadthalle“ und stellte mit der Ersten Beigeordneten Daniela Hoffmann Hintergründe und Ausstattung vor.
Es gelte, beim nächsten Notfall besser vorbereitet zu sein, als etwa bei der Hochwasserkatastrophe vor zwei Jahren: „Im Juli 2021 und den Tagen danach haben sich die Menschen relativ hilflos gefühlt und sie hatten viele Fragen“, so Banken. Gemeinsam habe man darum in der Folge intensive Überlegungen dazu angestellt, was beim Bevölkerungsschutz und bei der Krisenvorsorge verbessert werden könnte. Das Kölner Ingenieurbüro AntworTING erarbeitete ein Resilienzkonzept. Physische und auch mentale Unterstützung werde es nun in Rheinbach und in jedem Ortsteil in sogenannten Selbsthilfe-Standorten gegeben, einer davon eben in der Stadthalle.
Diese Standorte, die in den Ortsteilen auch in Mehrzweckhallen, Turnhallen oder Schulen aufgebaut werden, halten im Katastrophenfall auch einen mit Feldbetten ausgestatteten Ruhebereich vor. Die Ausstattung umfasst zusätzlich Verlängerungskabel und Kabeltrommeln sowie USB-Ladeleisten für handelsübliche Geräte, an denen Bürger zum Beispiel ihre Handys laden können.
Sichergestellt wird auch die Beschäftigung der Kinder durch eine Grundausstattung an Bastelmaterial, Stiften und Spielen. Es gibt ein Lager für Hilfsgüter und Möglichkeiten, Wasser aufzubereiten und zu erhitzen. Auch kleinere Mahlzeiten können auf Kochern zubereitet werden.
Hoffmann sagte: „Die Stadt soll für schwierige Ereignisse gut aufgestellt werden, in der Hoffnung, dass sie nie eintreffen.“ Geplant sei, ab dem nächsten Jahr auch die Selbsthilfestandorte der Ortschaften reihum vorzustellen. Der Standort in der Queckenberger Mehrzweckhalle sei als nächster an der Reihe. Eine gut koordinierte Selbsthilfe biete den Menschen vor Ort Unterstützung an und ermögliche es Feuerwehr, Polizei und Hilfsdiensten, ihren originären Aufgaben nachzugehen.
In der Stadthalle können Bürger mit Hilfe der Feuerwehr bei Stromausfall auch Notrufe per Funk absetzen. Der Notruf wird an die Leitstelle weitergegeben, die dann die entsprechenden Rettungsdienste alarmiert. Diese von Feuerwehr und Stadt auf Zeit errichteten Anlaufstellen für die Bevölkerung unterstützen die lokale Selbstorganisation, erläuterte Rheinbachs stellvertretende Wehrführerin Katharina Knoch kenntnisreich. Besetzt wird der Leuchtturm zusätzlich mit einem städtischen Mitarbeiter, der etwa Fragen zur Abholung des Mülls im Stadtgebiet und zu Notunterkünften beantworten kann sowie Vermisstenmeldungen aufnimmt.