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RheinbachNeues „Sozialzentrum“ steht in den Startlöchern

Lesezeit 5 Minuten

Im Industriegebiet betreiben die Rheinbacher Tafel und der Georgsring künftig ein neues „Sozialzentrum“.

Rheinbach – Die Einschränkungen im Zuge der Corona-Krise sind auch am neuen „Sozialzentrum“ im Rheinbacher Industriegebiet nicht spurlos vorbeigegangen. „Wir könnten eigentlich mit dem Möbellager und der Fahrradwerkstatt heute noch anfangen, aber wegen Corona müssen wir noch ein wenig warten“, bedauert Martin Fröhlich, der Vorsitzende des Rheinbacher Georgsrings, die Verzögerung. Der Förderverein der Rheinbacher Georgs Pfadfinder hat sein neues Domizil in der Industriestraße 39 fertig bezogen. Dort betreibt er künftig gemeinsam mit der Tafel Rheinbach-Meckenheim ein kleines „Sozialzentrum“. „Ich hoffe, wir können hier unsere gemeinsame Erfolgsgeschichte weiterschreiben“, schaut Fröhlich optimistisch in die Zukunft. Doch dafür muss erst wieder Normalität einkehren. Bis dahin versucht es die Tafel indes mit einer probeweisen mobilen Essensausgabe.

Schwierige Suche nach einem Domizil

Bislang waren der Georgsring und die Tafel in einem Gebäude der Majolika-Fabrik untergebracht, das jedoch mittlerweile abgerissen wurde, weil an dieser Stelle eine kleine Wohnsiedlung entstehen soll. Ausziehen musste dadurch auch die Kleiderstube der Pfarrcaritas, die mittlerweile im Untergeschoss des Pfarrzentrums am Lindenplatz untergekommen ist. Die Suche nach einem neuen Domizil für den Georgsring und die Tafel sei schwierig gewesen, erinnert sich Fachbereichsleiterin Daniela Hoffmann von der Rheinbacher Stadtverwaltung. Zunächst war angedacht, gegenüber der Majolika-Fabrik auf einem unbefestigten Parkplatz ein neues Gebäude zu errichten, was allerdings mit erheblichen Kosten für die Stadt von rund 800 000 Euro verbunden gewesen wäre.

Spende

Die Beschäftigen der Kreisverwaltung unterstützen die Arbeit der Eitorfer Tafel und der Tafel Rheinbach-Meckenheim mit 4700 Euro. Die beiden Tafeln teilen sich den Betrag zu gleichen Teilen. Das Geld stammt aus der sogenannten Restcentkasse der Kreisverwaltung. Die Bediensteten des Kreises stellen seit 1989 freiwillig zunächst die Pfennig- und inzwischen die Centbeträge ihres Monatsgehalts für einen guten Zweck zur Verfügung. In den 30 Jahren seit Bestehen der Restcentkasse sind so rund 85 000 Euro zusammengekommen, mit denen soziale Einrichtungen in der Region oder Menschen in Not unterstützt wurden. (pf)

Dank eines glücklichen Zufalls habe sich die Möglichkeit ergeben, eine Halle im Rheinbacher Gewerbepark Nord anzumieten, deren bisheriger Mieter aus Altersgründen seinen Mietvertrag aufgelöst hatte. Denn der Besitzer der Halle, Winfried Fischer, war früher selbst bei den Pfadfindern aktiv und stellte das 500 Quadratmeter große Gebäude gerne zur Verfügung. Allerdings musste die Halle umfangreich umgebaut werden, um für die Zwecke des Georgsrings und der Tafel sinnvoll nutzbar zu werden, so Hoffmann. Dafür habe die Stadt einen Zuschuss von knapp 40 000 Euro geleistet. Weitere 30 000 Euro kamen vom Investor der Majolika-Siedlung als Ausgleich dafür, dass der Mietvertrag vorzeitig beendet worden war, ergänzt Fröhlich. Außerdem beteiligt sich die Stadt monatlich mit rund 2000 Euro an der Miete für das Objekt. „Alles in allem ein geglücktes Projekt, das zeigt, dass wir in Rheinbach alle zusammenstehen“, freut sich Hoffmann.

Sehr zufrieden mit neuen Räumlichkeiten

Das sieht auch Fröhlich so. „Wir haben lange nach einer neuen Bleibe gesucht, kurz vor Weihnachten 2019 kam uns dann dieses Angebot vor wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.“ Sehr erfreulich sei die finanzielle Unterstützung von Seiten der Stadt und von Seiten des Investors, denn ohne die hätte der Verein – obwohl er finanziell recht gut dastehe – dieses Projekt nicht stemmen können.

Sozialfonds hilft Helfern

Die Corona-Krise trifft nicht nur viele Bürger, sondern auch Organisationen, die bisher andere bedürftige Menschen unterstützen, wie etwa die Rheinbacher Tafel und der Georgsring. Da ihre alte Unterkunft in der Keramikerstraße abgerissen worden ist, mussten sie in ein anderes Gebäude in der Industriestraße 39 umziehen. Zwar freuten sich beide ehrenamtlich tätigen Organisationen darüber, jedoch waren sie wegen Corona zunächst zum Nichtstun verurteilt – ohne Einnahmen, aber mit laufenden Mietkosten. Hier griff der gemeinnützige Sozialfonds der SPD Rheinbach beiden Vereinen mit einer Spende von jeweils 500 Euro unter die Arme. Während die Tafel ihre Arbeit wieder aufnehmen konnte, muss der Georgsring weiterhin warten, bis er sein Möbellager und seine Fahrradwerkstatt wiedereröffnen kann. Über dieses Ostergeschenk zeigten sich die beiden Vorsitzenden Dr. Uwe Petersen und Martin Fröhlich hoch erfreut. (jst)

„Die neuen Räumlichkeiten sind wunderschön geworden, und das meiste haben wir mit ehrenamtlicher Unterstützung geschafft“, lobt er das Engagement der Mitglieder des Georgsrings und der Tafel, aber auch die tatkräftige Unterstützung einiger Rheinbacher Betriebe bei dem Umbau. Die neuen Räume seien zwar nur etwa halb so groß wie die bisherigen, doch der Platz sei ausreichend und viel besser gestaltet als vorher. Das Möbellager und die Werkstatt seien von der Tafel durch Wände abgetrennt, und es gebe auch unterschiedliche Eingänge. Der Bedarf jedenfalls sei nach wie vor groß, allein im vergangenen Jahr habe das Möbellager mehr als 3000 Kunden gehabt.

Auch für die Dienste der Tafel Rheinbach-Meckenheim sei die Nachfrage ungebrochen, bestätigt deren Vorsitzender Dr. Uwe Petersen. Hier stecken die Vorbereitungsarbeiten in den letzten Zügen, nur ein paar Kleinigkeiten müssen noch erledigt werden. Die ganze Organisation sei viel eleganter gelöst, zumal die Räumlichkeiten etwas größer seien als bisher. Das sei auch notwendig, denn die Zahl der Kunden sei von 530 im Jahr 2012 auf derzeit 890 angestiegen. „Die Dienstleistungen der Tafel werden von immer mehr Menschen in Anspruch genommen“, erklärt Petersen. „Auch unser 120 Quadratmeter großes Domizil ist sehr schön geworden – aber nur in der Theorie, denn wir konnten es noch nicht in der Praxis testen.“

Zwar habe der Verein bei einer außerordentlichen Vorstandssitzung am 14. März beschlossen, angesichts der Corona-Pandemie die Lebensmittelausgabe vorübergehend zu beenden. Doch mittlerweile habe man die Meinung geändert, denn die Kunden benötigen ja die Unterstützung des Vereins. Deshalb sei man derzeit dabei, in einem Probelauf eine mobile Essensausgabe zu testen, indem Lebensmittel mit den drei tafeleigenen Autos sowie zwei Fahrzeugen des Georgsrings an den „bedürftigen“ Kundenstamm ausgeliefert werden. Außerdem hätten sich zahlreiche Helfer bereit erklärt, die Lebensmittel mit ihren Privatautos anzufahren, was vom Lager in Meckenheim aus geschehe, wo die Tafel einen zweiten Standort hat.