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RheinbachSo lief der Kameradschaftsabend der Freiwilligen Feuerwehr

Lesezeit 5 Minuten
Das Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr im Brucknerweg in Rheinbach am 21.12.2022.

Das Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr im Brucknerweg in Rheinbach.

Beim Kameradschaftsabend der Freiwilligen Feuerwehr Rheinbach hielt unter anderem Bürgermeister Ludger Banken eine Rede und dankte ihnen für ihren Einsatz.

Als Zeichen der Anerkennung für ihren wochenlangen Einsatz während der Starkregenkatastrophe wurde 224 Rheinbacher Feuerwehrleuten im vergangenen Jahr die „Feuerwehr- und Katastrophenschutz Einsatzmedaille“ verliehen. Wegen der zu jener Zeit noch geltenden Corona-Schutzverordnung, wurden anstelle einer zentralen Feier mehrere Termine von August bis Juni vereinbart, an denen die Orden von der damaligen Wehrleitung übergeben wurden. Beim Kameradschaftsabend erklärte Wehrleiter Jörg Kirchhartz, dass das Ehrenzeichen eigens vom Land Nordrhein-Westfalen für alle Einsatzkräfte gestiftet worden sei, die bei dem Unwetter „Bernd“ geholfen haben. Der Stadtbrandinspektor hatte Mitte Januar die Wehrführung von Laurenz Kreuser übernommen, der sein Stellvertreter wurde. Neu im Amt ist ebenfalls Katarina Knoch als stellvertretende Wehrleiterin.

In dem über 17 Tage andauernden Einsatz nach der Katastrophennacht seien über 15.000 Stunden durch rund 220 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Rheinbach geleistet worden. 1700 Notrufe seien eingegangen und es gab über 1200 Einsatzstellen, wie Laurenz Kreuser bereits in der Vergangenheit berichtete. In der Nacht auf den 15. Juli waren durchschnittlich 500 Einsatzkräfte vor Ort, mindestens 70 Personen konnten aus lebensgefährlichen Situationen gerettet werden. Zu Spitzenzeiten waren bis zu 1000 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr aus Rheinbach und überörtlicher Einheiten von Feuerwehr, Hilfsorganisationen und Bundeswehr im Einsatz.

Flut „wird uns noch lange beschäftigen“

„Das Thema Flut hat uns alle stark beschäftigt, beschäftigt uns nach wie vor und wird uns noch lange beschäftigen“, sagte Rheinbachs Bürgermeister Ludger Banken in seiner Rede. Die Wehr habe sich resilienter aufstellen müssen, um bei möglichen zukünftigen Katastrophen „nicht aus den Socken gehauen zu werden“. Dazu gehöre zum Beispiel der Bau eines neuen Feuerwehrwehrgerätehauses im östlich der Kernstadt gelegenen Baugebiet „Wolbersacker“, das im neuen Brandschutzbedarfsplan verzeichnet sei. Im Etat 2023 seien die Gelder für die Planung eingestellt, in den zwei darauffolgenden Jahren die Baukosten, ergänzte Jörg Kirchhartz.

Laut Gutachter ist durch die Neuerrichtung eines weiteren Standortes das Stadtgebiet insbesondere im Osten und Norden der Kernstadt besser zu erreichen. Der Anteil der Bevölkerung, die innerhalb von acht Minuten ab dem Alarm erreicht werden kann, würde sich so um sieben Prozent auf 97 Prozent verbessern. Besser zugänglich wäre ebenso die Autobahn und auch die Kameraden in Wormersdorf könnten besser unterstützt werden. Neu angeschafft wurden für die Rheinbacher Wehr (Rheinbach Stadt und Oberdrees) zwei neue Mannschaftstransportfahrzeuge. Das wird zum Transport der Mannschaft zur Einsatzstelle und zum Nachbringen von Gerätschaften eingesetzt. Das neue Mehrzweckfahrzeug für Hilberath ist ein Geländewagen mit offener Ladefläche.

Jugendfeuerwehr gut aufgestellt

Als ziviler Chef der Freiwilligen Feuerwehr betonte Banken die Relevanz einer guten Ausbildung und geeigneter Ausrüstung: „Für erstere sorgen Sie selber“, so der Verwaltungschef, für die notwendige Ausstattung der Wehr müsse die Gesellschaft, die Stadt, Sorge tragen. Der Dank des Bürgermeisters richtete sich an alle Kameraden für ihren unermüdlichen Einsatz zum Wohle der Bürger: „Herzlichen Dank von uns allen für ihre enorme Leistung: Ich freue mich, eine so leistungsfähige und leistungswillige Feuerwehr zu haben.“ Beruhigend sei die mit 305 Mitgliedern gut besetzte Einsatzabteilung. So sei der Tagesalarm gesichert. „Und das soll auch so bleiben“, sagte Banken und versicherte, dass die Stadt dabei weiterhin helfen werde.

So sind laut Brandschutzbedarfsplan tagsüber bei der Stadtverwaltung Rheinbach 34 Feuerwehrangehörige direkt verfügbar. Hierunter sind auch Kameraden aus benachbarten Feuerwehren, die ihre Bereitschaft zur Zweitmitgliedschaft in der Feuerwehr Rheinbach erklärt haben. Durch die aktive Teilnahme der städtischen Mitarbeiter während der Hauptarbeitszeit unter der Woche konnte auf diese Weise die Ausrückstärke verbessert werden. Auch die Zukunft der Wehr sei gesichert: durch eine gut aufgestellte Jugendfeuerwehr mit 90 Mitgliedern sowie eine zweigruppige Kinderfeuerwehr, für die allerdings noch Betreuer gesucht werden, so Kirchhartz. 31 Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren werden dort spielerisch an Themen rund um die Feuerwehr herangeführt. Großen Applaus wurde an dieser Stelle den verantwortlichen Jugendleitern gezollt. Die sogenannte „Leistungsspange“ wurde an fünf Teilnehmer vergeben. Bei dem bundesweiten Leistungsabzeichen stellen die Mitglieder der Jugendfeuerwehr ihren Wissensstand sowie ihr sportliches Können unter Beweis.

Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr

Ein verunglücktes Fahrzeug am 16.03.2023 nach einem Unfall zwischen Todenfeld und Hilberath in Rheinbach. Foto Copyright: Petra Reuter

Die Feuerwehr im Einsatz: Ein verunglücktes Fahrzeug nach einem Unfall zwischen Todenfeld und Hilberath in Rheinbach im März 2023.

Sei es das Löschen von Bränden oder die Hilfe bei Verkehrsunfällen, die Teilnahme an Lehrgängen und Fitnessgruppen oder das Ableisten von Übungs- und Bereitschaftsdiensten – die Freiwillige Feuerwehr hat stets viel zu tun. Im Durchschnitt werden die Feuerwehrleute der Stadt Rheinbach alle ein bis zwei Tage zu einem Einsatz gerufen: 409-mal rückten die Kameraden im vergangenen Jahr zu Einsätzen aus, das sind über 100 mehr als im Vorjahr, die Einsätze beim Unwetter „Bernd“ nicht mitgezählt. 117-mal waren Löschzüge und -gruppen im laufenden Jahr bereits im Einsatz.

Ein Großteil der Einsätze im Jahr 2022 verbuchte Kirchhartz als „kleine Einsätze“, welche „die Hilflosigkeit der Bevölkerung widerspiegelten“. In diesen Fällen werde die Wehr alarmiert, obgleich der Anrufende den Schaden leicht selber hätte beseitigen können. Als Beispiele genannt wurden ein kleinerer Ast oder eine Mülltonne auf der Straße, ein umgestürzter Bauzaun oder wenige Zentimeter Wasser im Keller, die auch mit Eimer und Putzlappen hätten aufgenommen werden können. Oft sei in der Bevölkerung nicht bekannt, dass Rheinbach lediglich über eine Freiwillige Feuerwehr verfüge, erläuterte Pressesprecher Thomas Knoch auf Anfrage: „Wir sitzen daher nicht auf der Feuerwache und ,warten’ auf einen Einsatz, sondern werden aus dem Alltag heraus alarmiert und auch aus dem Schlaf geweckt.“ Wenn die Einsatzkräfte zu potenziell vermeidbaren Einsätzen gerufen würden, sei das darum „mitunter ärgerlich“.

Ehrungen am Kameradschaftsabend

Kameradschaftsabend FF Rheinbach. Ehrungen durch Wehrleiter Jörg Kirchhartz (rechts), Stellvertreterin Katarina Knoch und BM Ludger Banken.

Ehrungen durch Wehrleiter Jörg Kirchhartz (rechts) im Rahmen des Kameradschaftsabends.

Mit dem NRW-Feuerwehr-Ehrenzeichen in Silber für 25 Jahre Mitgliedschaft wurden am Abend 18 Mitglieder ausgezeichnet, drei davon waren Frauen. Das Ehrenzeichen in Gold für 35 Jahre Mitgliedschaft erhielten elf Mitglieder. Über die NRW-Ehrennadel für 50 Jahre Treue zur Wehr freuten sich Heinz Jöbsch (LG Hilberath), Josef Nolden und Johannes Schneider (beide LG Flerzheim) sowie Willi Schneider (LG Wormersdorf). Eine Ehrennadel für 60 Jahre Mitgliedschaft erhielt Johannes Fuhs von der Löschgruppe Ramershoven, Josef Schlösser wurde für 70 Jahre Zugehörigkeit zu derselben Feuerwehreinheit mit der NRW-Ehrennadel des Feuerwehrverbandes ausgezeichnet.