Mehr als 3.000 Besucher waren beim Benefizkonzert der Big Band der Bundeswehr zugunsten von „Rheinbach hilft“ in der Glasstadt.
Rheinbach hilftGroßartiger Konzertabend mit der Bundeswehr Big Band
Es wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt am Donnerstagabend in der Glasstadt: Stolz präsentierte Stefan Raetz, Rheinbachs ehemaliger Bürgermeister, ein Gefäß randvoll gefüllt mit Geldscheinen. Geld, das er und viele weitere Helferinnen und Helfer während des Benefizkonzertes der Big Band der Bundeswehr auf dem Himmeroder Wall zugunsten des Vereins „Rheinbach hilft“ eingesammelt hatten, um damit Menschen in der Ukraine zu untersützten.
Mehr als 3 000 Zuschauer werden es wohl gewesen sein, schätzte Alfred Eich, Vorsitzender und Gründer des Vereins „Rheinbach hilft“, die das Konzert besucht hatten:: „Wir sind alle so geflasht. Das war ganz großes Kino, wir hatten vielleicht mit 2 000 Menschen gerechnet, so viele Leute für eine Veranstaltung hatten wir auf dem Himmeroder Wall noch nie“, schilderte Eich im Nachgang zum Konzert sichtlich gerührt der Rundschau.
Auch Rheinbachs Bürgermeister Ludger Banken war überwältigt: „Was ich von hier oben von der Bühne aus sehe, das ist der Wahnsinn“, schwärmte er, als er gemeinsam mit Alfred Eich und Moderator und Tourmanager Johannes Langendorf von der Bühne aus die Besucher begrüßt hatte. „Ich möchte allen danken, die dieses Konzert möglich gemacht haben, allen vor der Stadtverwaltung um unseren Schirmherren Bürgermeister Ludger Banken, der ersten Beigeordneten Daniela Hoffmann und den mehr als 40 Sponsoren aus Industrie und Wirtschaft“, betonte Eich. Sein Dank galt auch den vielen Menschen vor und hinter der Bühne, die für den Aufbau und die Organisation gesorgt hatten.
Rheinbach hilft: Schon 80.000 Euro für die Ukraine
Seit der Gründung von „Rheinbach hilft“ im Dezember 2022 konnte der Verein bereits mehr als 80 000 Euro an Spendengeldern für die Ukraine-Hilfe einsammeln. Mehrfach reisten Freiwillige, darunter auch Eich selbst, in das Kriegsland nach Liviv, Luskt und Charkiw, nur 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt, um Hilfsgüter dorthin zu transportieren und den Menschen zu helfen. Auch ausgediente Fahrzeuge der Feuerwehr Rheinbach wurden in die Ukraine transportiert. Besonders erschüttert zeigten sich Banken und Eich von den jüngsten Ereignissen, der russischen Bombardierung einer Kinderklinik in Kiew: „Auch dafür sammeln wir heute und wir werden den Menschen dort auch helfen“, versprach Eich. Voraussichtlich in den kommenden drei bis vier Wochen, je nach Sicherheitslage, ist wieder ein Transport in das Kriegsland geplant.
Für einen ersten Gänsehautmoment sorgte eine ganz besondere Premiere im Vorprogramm des Konzertes: Christoph Müller, ehemaler Saxofonist der Big Band und jetzt Pensionär, hatte 2022 das Videomusikprojekt „We Play 4 Ukraine“ auf die Beine gestellt, um ebenfalls Spenden zu sammeln und die Verbundenheit zwischen deutschen und ukrainischen Musikern auszudrücken. Dafür konnte er namhafte musikalische Ensembles aus Deutschland wie das Beethoven Orchester Bonn, das WDR Sinfonieorchester und auch die Big Band der Bundeswehr ebenso gewinnen wie den Chor und das Orchester des nationalen Opern- und Balletttheaters von Odessa oder das Sinfonieorchester Kiews. Bislang war der daraus entstandene Clip nur online zu sehen, am Donnerstagabend wurde er erstmals vor Tausenden live präsentiert: „Ich hätte damals nicht gedacht, das uns das Thema auch zwei Jahre später noch beschäftigen wird“, meinte Müller.
Nach dieser Premiere startete das knapp zweistündige Konzert (inklusive Pause) der Big Band der Bundeswehr geleitet von Dirigent Oberstleutnant Timor Oliver Chadik.
24 Musiker spielten auf der Bühne des hochkarätig besetzten Orchesters. Das Publikum feierte einen brillanten Reigen aus Klassikern wie „On The Street Where You Live“ aus dem Musical „My Fair Lady“, einem Swing-Medley mit Duke-Ellington-Songs oder „Fly As Me“ von dem Duo Silk.Sonic, zu dem sich 2021 Bruno Mars und Anderson .Paak zusammengeschlossen hatten.
Tolle Solisten und Instrumentalisten
Brillant waren neben den Instrumentalisten auch die drei Solisten Susan Albers, Marco Matias und Bonita, die unter anderem Curtis Mayfields Funkklassiker „Move On Up“ oder die Ballade „Mercy Street“ von Peter Gabriel gesungen hatten.
Während der Pause schilderte der stellvertretende Vorsitzende von „Rheinbach hilft“, Andreas Klassen, sichtlich bewegt, vor einem mucksmäuschenstillen Publikum von seinen Erfahrungen während der Ukrainefahrten.
Im zweiten Konzertteil folgten unter anderem Pharrell Williams‘ Megahit „Happy“, ein Medley mit Songs von Ed Sheeran und als Zugabe die große Hymne „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen.
Die Big Band der Bundeswehr wurde 1971 auf Initiative des damaligen Verteidigungsministers und späteren Bundeskanzlers Helmut Schmidt (SPD) gegründet. Heute zählt sie zu den ungewöhnlichsten Show- und Unterhaltungsorchestern Deutschlands mit einer hochmodernen, multimedial aufbereiteten Bühnenshow.
Die Organisation solch einer Riesenproduktion ist auch jedes Mal eine logistische Herausforderung: Rund 50 Leute, darunter eine zehnköpfige Technikcrew, sind notwendig, damit vor und hinter der Bühne alles funktioniert. Vier Trucks reisten nach Rheinbach um mehr als 70 Tonnen Material an Technik zu bewegen für die große Open-Air Bühne, die zehnmal sechs Meter große LED-Wand und die aufwendige Licht-, Kamera- und Tontechnik. Die Abbauarbeiten nach dem Konzert dauerten bis ungefähr drei Uhr am Freitagmorgen.
Der „Rheinbach hilft“ sucht neue Lagerräume, etwa 150 Quadratmeter, für die gespendeten Hilfsgüter. Wer den Verein unterstützen möchte, wendet sich an Alfred Eich, Tel. (0178) 8588494 E-Mail: vorsitzender@rheinbach-hilft.de. (fes)