Das Theater am Lohmarkt in Rheinbach erweckt mit seiner eindrucksvollen Adaption Märchenliebhaber aller Altersklassen zum Leben.
Theater in Rheinbach„Die kleine Meerjungfrau“ begeistert Jung und Alt gleichermaßen
Der geteilte Fischschwanz der Meerfrau in Blau war am Samstag der Renner beim Kinderschminken im Hof des Theaters am Lohmarkt. „Ich mag die Farbe Blau, sie ist meine Lieblingsfarbe“, begründete die neunjährige Paula ihre Wahl, die von Franziska Stephan mit einer aparten weißen Muschel ergänzt wurde.
Die Schwester von Theatergründerin Christina Stephan und deren Tante Monika Thrun kümmerten sich vor der Premiere der Eigenproduktion „Die kleine Meerjungfrau“ im Hof des Theaters um die jüngsten Besucher und deren Begleitung. Angeboten wurde Kinderschminken, schöne Musik spielte und vor einer Motiv-Wand konnten sich die Kinder mit ihrer fantasievollen Gesichtsbemalung fotografieren lassen. Vater Andreas Stephan hielt im Theater die Stellung.
Raoul Migliosi, der Partner von Christina Stephan, ist der Regisseur des bekannten Märchenklassikers „Die kleine Meerjungfrau“, in dem sich die von Andrea Schyboll gespielte Meerfrau Ava nach einem Leben an Land sehnt. Die Aufführung am Samstag war angelegt für die ganze Familie, so wie die Familie von Christina Stephan dafür sorgte, dass der Tag für alle ein unvergesslich schönes Erlebnis wurde. Stephan, die im Stück eine Schwester der kleinen Meerjungfrau spielt und auch deren Freundin, die mit vielen Beinchen ausgestattete kleine Nele van Shrimp, mimt, hat das Drehbuch geschrieben. Und das tat dem alten und in Teilen unzeitgemäßen Sujet gut, das dadurch eine moderne Form erhielt – wunderbar ergänzt von der Musik von Jonas Marian Pieper. Die peppigen Songs und der Tanz der Schauspieler verschafften im Zusammenspiel mit geschickten Lichteffekten und fließenden Stoffen tatsächlich die Illusion eines Unterwasserreichs.
„Ich finde es cool, wie das Licht auf der Bühne das Meer entstehen lässt“, kommentierte die neunjährige Charlotte anerkennend. Bis zu ihrem Theaterbesuch sei ihr die Geschichte noch unbekannt gewesen, wie sie sagte. Doch gefalle ihr das schön ausgearbeitete Märchen, „in der es einen Prinzen und Meerjungfrauen gibt“. Und die bewegten sich auf eine Art, die es tatsächlich so aussehen lasse, als ob sie im Wasser schwimmen würden, stellte die Grundschülerin fest.
Rheinbach: Märchen modern interpretiert
Die Handlung selber spielt klassisch im Reich des Meerkönigs: „In dem ist das Wasser so blau wie die Blätter der schönsten Kornblumen und so klar wie das reinste Glas, aber es ist sehr tief, tiefer als irgendein Ankertau reicht“, tönte die Stimme der Erzählerin durch den Raum. Die jungen Besucher wurden still und hörten gespannt zu. Viele Kirchtürme müssten aufeinander gestellt werden, um vom Boden bis über das Wasser zu reichen, erfuhren sie. Dort unten wohne das Meervolk um einen Meerkönig und seine vier wunderschönen Kinder: Das sind „Selina, so anmutig wie ein Sonnenstrahl, Enya, so lieblich wie ein Tautropfen auf einer Seerose, Kelvin, Herr über die Gezeiten und die jüngste Tochter: Ava.“ Diese sei die Schönste von allen und so wild wie ein Schwarm von Regenbogenfischen.
Wie im klassischen Märchen entwickelt diese jüngste Tochter eine Vorliebe für die Menschenwelt, die sie sich traditionsgemäß an ihrem 18. Geburtstag zum ersten Mal anschauen darf. Gestützt wird ihre Neigung obendrein durch das Geschenk einer Spieldose, in der sich eine Tänzerin mit langen Beinen zur Musik dreht. „Sie hat Mutter gehört, die hat Menschen genauso gemocht wie du“, erläutert die ältere Schwester Selina das Geschenk.
Begeistert besingt Meerjungfrau Ava nach einem Besuch an der Oberfläche die Welt der Menschen und deren Vorzüge, die ihrer Ansicht nach vor allem darin bestehen, dass sie „mit wundervollen Beinen und niedlichen Füßen“ ausgestattet sind. Trotz guter Ratschläge der Geschwister, sich von den Menschen fernzuhalten, und trotz des Hinweises ihrer besten Freundin Nele Shrimp, dass sie selber eine tolle glitzernde Schwanzflosse besäße, kommt es wie es kommen muss: Die jüngste Tochter des Meerkönigs verliebt sich in einen Prinzen, der während eines Sturmes mit seiner „Nautibox“ Schiffbruch erleidet und den sie vor dem Ertrinken rettet.
Um den Prinzen in der Menschenwelt besuchen und für sich gewinnen zu können, lässt sich Ava beim Meerhexer Runghold einen Trunk brauen, der „ihre Flosse schrumpfen und ihr Stümpfe wachsen lässt“. Wird die kleine Meerjungfrau es innerhalb von nur drei Tagen schaffen, vom Prinzen den „Kuss der wahren Liebe“ zu bekommen? Oder wird sie sich zu Schaum auf dem Meer verwandeln, wie ihre Mutter vor ihr? Wie die Geschichte ausgeht, werden interessierte große und kleine Besucher bei weiteren Aufführungen erfahren.
Weiter Aufführungen von „Die kleine Meerjungfrau“ im Theater am Lohmarkt in Rheinbach finden am Samstag und Sonntag, 24. und 25. August, jeweils 16 Uhr statt.