Die neu eingerichteten Fahrradstraßen in Rheinbach sorgen für reichlich Diskussionen in der Bevölkerung. Die damit verbundene Einschränkung des motorisierten Verkehrs auf Anlieger sei „völlig überzogen“, und für die Akzeptanz des Projekts schädlich, finden das etliche Bürger und auch Kommunalpolitiker.
„Freigabe der Fahrradstraßen“Demo in Rheinbach gegen Einrichtung von Fahrradstraßen
„Freigabe der Fahrradstraßen“ nicht nur für die Autos der Anlieger, sondern auch den Kfz-Durchgangsverkehr, das forderten am Samstag etwa 200 Demonstranten in der Rheinbacher Innenstadt. Etwa 200 Rheinbacher hatten sich trotz des nicht endenden Nieselregens auf dem Wilhelmsplatz versammelt, um gegen die Einrichtung der Fahrradstraßen und das damit zusammenhängende Durchfahrverbot für Autos zu demonstrieren. Friedlich und entspannt zogen die Demonstranten, die auf ihrem Rundweg von Polizisten begleitet wurden, vom Wilhelmsplatz über die Haupstraße durch die Kriegerstraße und von dort über die Bahnhofstraße zurück zum Versammlungsort. Allen vorweg gingen Demo-Organisator Jürgen Pieper und Bärbel Bubolz mit selber gefertigten Pappschildern.
Der Fußmarsch währte etwa eine halbe Stunde und verlief ausgesprochen harmonisch. Organisator Pieper äußerte sich zufrieden über die Beteiligung. Nun gelte es, die nächsten Sitzungen der politischen Fachgremien und die des Stadtrates abzuwarten, sagte der passionierte Hobbyradler. Sollte sich danach noch nichts getan haben haben, „werden wir so lange demonstrieren, bis unsere Forderungen durchgesetzt sind“.
Und die lassen sich im Grunde auf einen kurzen Nenner bringen: Das Kfz-Durchfahrverbot in den neu angelegten Fahrradstraßen sollte rückgängig gemacht. Das kam nämlich auch für die überraschend, die im Grunde für die Einrichtung der Fahrradstraßen sind, die Radlern mehr Sicherheit geben sollen. Sie sei vollkommen erstaunt darüber gewesen, dass die Fahrradstraßen nur von Anliegern mit dem Kfz benutzt werden dürften, sagte etwa die Rheinbacherin Gudrun Jandrey, die mit ihrem Fahrrad mitging: „Das wurde im Vorfeld nicht ausreichend kommuniziert.“
Als Anwohnerin eines Wohnviertels am St. Joseph Gymnasium sprach sie auch für Bewohner des Weilerfelds, die ebenfalls bei der Demo dabei waren. Dadurch, dass sie nun nicht mehr die Straße am Stadtpark mit dem Auto befahren dürfe, würden sich für sie und viele andere die zurückzulegenden Wege mit dem Auto verdoppeln. Sie sei nun gezwungen, die sowieso schon hoffnungslos überfüllte Hauptstraße zu benutzen oder außen herum über die Umgehungsstraße zu fahren. „Es werden Umwege gefahren und es entstehen mehr Staus in der Stadt“, bekräftigte Jürgen Pieper.
Obgleich der Demo-Organisator viel und gerne Rad fährt, - mehr als 500 Kilometer im Monat -, und auch die für Radfahrer angelegten Straßen benutzt, sieht er Nachteile für die Verkehrssituation insgesamt. So hätte sich durch das Kfz-Duchfahrverbot die Situation auf der „sowie verstopften Hauptstraße“ noch verschärft: „Es wird noch mehr Kohlenstoff ausgeschieden, das tut auch dem Klima nicht gut.“ Die Demonstrierenden waren sich einig: In Zukunft sollen alle Autofahrer die Fahrradstraßen benutzen dürfen, aber Radfahrer sollten Vorfahrt haben.“
Gudrun Jandrey betonte, dass es gut sei, neue Ideen wie die einer Fahrradstraße auszuprobieren: „Aber dann kann man sich zusammensetzen und darüber diskutieren, ob es praktikabel ist oder nicht.“
Das Konzept der Fahrradstraßen in Rheinbach
Nach vielen Monaten Vorarbeit wurden im Oktober Fahrradstraßen in der Stadt Rheinbach eingerichtet, die Radfahrenden mehr Sicherheit geben sollen. Umgewandelt wurden Turmstraße, Kriegerstraße, Kleine Heeg bis Eulenbach, Bachstraße und Stadtpark. In diesen Straßen wurden Bodenmarkierungen angebracht, Sicherheitstrennstreifen zu Parkplätzen markiert und Übergänge an Einmündungen rot eingefärbt.
In den Fahrradstraßen dürfen Fahrräder in der Mitte der Straße nebeneinander fahren, es gilt Tempo 30 und Autofahrer müssen sich unterordnen. Das Schild „Anlieger frei“ unter dem Verkehrszeichen „Fahrradstraße“ erlaubt es, die Fahrradstraße mit Kraftfahrzeugen zu befahren. Dies gilt für Anwohnende und Besucherverkehr. Zu beachten ist, dass die gestrichelten Linien neben Parkplätzen keine Schutzstreifen für den Radverkehr sind, sondern Sicherheitsstreifen. Radfahrer sollen links von den Streifen fahren, um eine Kollision mit plötzlich aufgehenden Türen parkender Autos zu vermeiden.
Der Maßnahme liegt ein Beschluss des Rheinbacher Stadtrates im August 2020 zugrunde, der in Kooperation mit dem ADFC und engagierten Bürgern erfolgte. Die Einrichtung von Fahrradstraßen zählt zu den festgelegten Maßnahmen, die im Rahmen des Projekts „Zukunftsorientiertes Radverkehrsnetz Rheinbach“ bis 2026 umgesetzt werden. Sie sind Teil des vorgesehenen Radroutenrings in Rheinbach.