Ende September ist Rheinbach um ein kulturelles Angebot reicher: Am 21. September öffnet das neue Theater am Lohmarkt. Die Betreiber geben Einblicke in die Vorbereitungen auf die Premiere und das Programm.
Musicalkomödie und Open StageDarauf können sich Gäste im neuen Theater am Lohmarkt in Rheinbach freuen
„Ich hatte schon immer den Lebenstraum, irgendwann ein Theater aufzumachen“ erklärt Christina Stephan. Dieser Traum der 33-jährigen Rheinbacherin geht nun in Erfüllung: Gemeinsam mit ihrem Partner Raoul Migliosi eröffnet sie in wenigen Tagen das „Theater am Lohmarkt“ - mitten in ihrer Heimatstadt.
Stephan ist in Rheinbach aufgewachsen und hat am Städtischen Gymnasium Abitur gemacht. Auf den Namen Theater am Lohmarkt seien sie schnell gekommen. Etwas Klares sollte es sein. „Und ich verbinde sehr viel mit dem Lohmarkt, hier hatte mein Papa 30 Jahre lang seine Arztpraxis“, erzählt Stephan.
Einen Namen gemacht haben sich die beiden Schauspieler Stephan und Migliosi mit dem Theatersommer Rheinbach, den es seit fünf Jahren gibt und der über den Verein Rampenwutz organisiert wird. „Das ist gut angekommen hier in Rheinbach“, sagt Stephan. Irgendwann hätten sie nach Räumlichkeiten gesucht, um die Kulissen zu lagern - und sind so auf die Mietannonce gestoßen: „Es war Corona und die Location konnte als Gastronomie nicht mehr verwendet werden. So haben wir die Räumlichkeiten besichtigt, einfach nur um zu gucken, ob man irgendwo etwas abzwacken kann, um unsere Kulissen zu lagern.“ Der Besuch im alten Lokal „Ahorn“ habe sie „komplett inspiriert“. Stephan und Migliosi haben schnell gedacht, dass das wieder ein Ort für Kultur sein sollte. Sehr schnell seien sie sich mit der damaligen Hausverwaltung einig geworden. Ein wichtiger Faktor: es handelt sich dabei um ein Mietobjekt. „Es ist unser Traum, aber wir haben es auch noch nie ausprobiert. So hat man nicht das Riesenrisiko“, so Stephan.
Ungefähr drei Monate vor der Flut im Juli 2021 haben sie die Zusage für die Räumlichkeiten am Lohmarkt bekommen. „Wir hätten gerne vor zwei Jahren schon geöffnet“, sagt Stephan. Durch die Flut habe sich jedoch viel verzögert. Zwar sei ihr Objekt nicht direkt betroffen gewesen, aber der Hausverwalter habe im Zuge der Ereignisse das Haus verkauft. „Dann dachten wir, der Traum vom Theater hätte sich gegessen.“ Aber es kam anders als befürchtet: Der neue Eigentümer stand dem Vorhaben von Stephan und Migliosi noch wohlwollender gegenüber und so sind sie sich schnell mit ihm einig geworden, dass das alte „Ahorn“ ein Theater werden soll. „Eigentlich wollten wir im April aufmachen, aber wegen Wasserschäden, die nichts mit der Flut zu tun haben, ging das doch noch nicht“. Eröffnungsdatum ist jetzt der 21. September.
Grüne Wandfarbe und graue, gemusterte Tapete lassen den Raum edel wirken. Zwar ist noch nicht alles fertig, aber man bekommt bereits einen Eindruck davon, wie das Theater aussieht, wenn der Raum voller Gäste ist, die erwartungsvoll auf die Bühne blicken.
Wegen der Bauarbeiten, die bis zur Eröffnung noch anstehen, können die Schauspieler noch nicht auf der Bühne proben. Stattdessen haben sie im Keller von Stephans Vater einen Ort gefunden, an dem sie ihr Stück „Jana und Janis“ üben können. „Man muss sich irgendwie zu helfen wissen und das ist gerade die Übergangszeit“, erläutert Stephan und Migliosi ergänzt: „Von der Größe passt der Kellerraum auch ganz gut, er ist fast genauso groß wie die Bühne hier.“
Vielseitiges Programm
„Wir möchten, dass jeder der will hier in Rheinbach eine kleine Bühne bekommt“, erklärt Migliosi. Daher sind auch sogenannte Open-Stage-Formate, also Angebote, sich auszuprobieren, Teil des Programms. „Auch Formate mit dem Verein ‚Rheinbach liest‘ gehören zu unserem Angebot, da ist der Eintritt frei. Oder die Quiz Night, also ein interaktiver Spieleabend. All sowas wollen wir integrieren.“
Der Fokus liege aber auf den Hausproduktionen, wovon sie ihrem Publikum in den nächsten Monaten drei Stück präsentieren: „Jana und Janis“, „Der Mönch mit der Klatsche“ und „Why not“. „Zwischendurch können wir auch immer wieder professionelle Gastspiele für uns gewinnen. Also bieten wir ganz viel Verschiedenes an“, führt Migliosi aus.
Mit der Musicalkomödie „Jana und Janis - Sag einfach Jein“ geht es im Theater am Lohmarkt los. „Uns ist es total wichtig, Qualität zu bieten. So haben wir zwei Top-Darsteller für die Premierenproduktion bekommen“, sagt Stephan. Einen von den beiden Darstellern des Stücks kennt die Rheinbacherin schon lange, beide waren auf der gleichen Schule: „Mit Nico Schweers habe ich zusammen im Schulmusical gespielt, lustigerweise. Dann bin ich nach Hamburg gegangen, um meine Ausbildung zu machen, Nico ist nach München gegangen. Wir sind alle auch freundschaftlich miteinander verbunden, was für eine Premierenproduktion etwas Superschönes ist.“
Es sei eine tolle Besetzung für den Ort, freuen sich Stephan und Migliosi: „Das ist auch eine Resonanz, die wir kriegen, dass die Rheinbacher gar nicht glauben, dass Profis hierhin kommen. Das ist aber unser Anspruch.“
„Es gibt wenig Musicals, bei denen nur zwei Menschen auf der Bühne sind“, sagt Nico Schweers, der den Janis spielt. Die Darsteller könnten sich nicht hinter einem großen Bühnenbild verstecken. „Es ist pur und an den Menschen dran. Und ich glaube auch genau deshalb so lustig“, erklärt der gebürtige Rheinbacher Schweers. Es gebe in dem Stück sowohl emotionale als auch lustige Momente, in Kombination mit guter Musik. „Was ich besonders finde: Das Stück ist interaktiv und am Ende entscheidet das Publikum, wie es ausgeht“, fügt Johanna Haas, die die Jana spielt, hinzu. Haas, die aus Südbaden stammt, ist Schauspielerin, Sängerin und Life und Vocal Coach. In „Jana und Janis“ geht es um eine On-Off-Liebesbeziehung und die Protagonisten kommen nicht richtig voneinander los. Elfmal wird das Stück in den kommenden Wochen aufgeführt.
Enge Verbundenheit mit Rheinbach
99 Personen passen maximal in das Theater. Die Premiere ist schon ausverkauft - auch weil viele geladene Gäste aus dem Ort, aber auch Freunde und Familie kommen. „Claudia Roth hat gestern abgesagt“, erzählt Migliosi schmunzelnd. Die Kulturstaatsministerin habe aber eine sehr nette Antwort gemailt, was sie nicht erwartet hätten.
Neben der Kultur wollen die Gründer des Theaters auch Raum für Geselligkeit und Austausch vor und nach den Veranstaltungen schaffen. Dafür eignet sich das ehemalige „Ahorn“, was es viele Jahre lang gab und schon eine Art Kultstatus besitzt, bestens. Die Theke der Kneipe haben sie gerade deshalb behalten, auch das Schild an der Wand. „Das kennen Nico und ich auch noch aus unserer Abizeit“, erzählt Stephan. Damals hätten im „Ahorn“ immer die Schulbands gespielt.
An der Theke soll sich auch wieder einiges abspielen: „Wir haben eine kompetente Barchefin, die uns eine Weinkarte zusammenstellt, bei Premieren gibt es auch immer Snacks und Sekt für die Gäste“, so Migliosi.
Eine neue kulturelle Instanz im Ort?
„Rheinbach ist die klassische Kleinstadt im Rheinland“, so Stephan. Vieles funktioniere über Kontakte und Mundpropaganda. Das sei zum einen sehr positiv, zum anderen auch schwierig, so die Leute direkt zu erreichen.
Für die Zukunft wünschen sich die Betreiber des Theaters am Lohmarkt, dass möglichst viele Menschen gerne kommen. „Wir hoffen, dass es angenommen wird. Langfristig würden wir gerne bleiben, und dass das Theater zu einer Instanz in Rheinbach wird.“
„Ich habe hier noch ganz viel Familie und Freunde und die haben alle schon Tickets gekauft. Ich weiß, dass das richtig gut wird“, erklärt Schweers. Für eine Produktion wieder in die Heimat zu kommen, sei für ihn „das Beste, was man sich wünschen kann“.
Theater am Lohmarkt, Lohmarkt 1, Haupteingang: Deinzer Platz 33, 53359 Rheinbach. Weitere Informationen und das Programm finden Interessierte unter: theater-am-lohmarkt.de