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Oldtimer- und Oldie-FansSuper Stimmung rund um die Oldtimer bei „Rheinbach Classics“

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Rheinbach Classics Stefan Raetz freute sich über die tolle Resonanz auf den Festivaltag

Rheinbach Classics Stefan Raetz freute sich über die tolle Resonanz auf den Festivaltag

Auch wenn die Rheinbach Classics in diesem Jahr am Samstag nur in abgespeckter Form, sprich nur an einem Tag stattfanden, tat dies der Stimmung keinen Abbruch.

Hunderte Oldtimer- und Oldie-Fans kamen auf den Himmeroder Wall, stellten ihre „Schätzchen“ aus, gerieten ins Schwärmen bei den vielen Boliden, die Schrauberfans aus der ganzen Region nach Rheinbach mitgebracht hatten, so auch die amtierende Miss Petticoat Nina Vesper: „Rheinbach ist eine schöne Stadt, die Veranstaltung ist schön, hier stimmt einfach alles. Ich freue mich, dass die Classics wieder stattfinden,“ schwärmte die 41-Jährige, die aus Schwelm bei Wuppertal kommt.

30 Juni 2024. Rheinbach Classics. Dieter Müller mit seinem BMW 525 BJ 1980. Foto: Frank Engel-Strebel

Rheinbach Classics. Dieter Müller mit seinem BMW 525, Baujahr 1980.

Auch wenn sie noch nie in den USA war, was sich aber vielleicht bald ändern wird, ist sie ein absoluter Fan amerikanischer Oldtimer. Stilecht in ihrem türkisfarbenen Kleid präsentierte sie ihren Desoto (Baujahr 1959), den sie vor einiger Zeit bei einem Händler gegen ihren alten US-Truck getauscht hatte. Vor allem die schmucke Heckflosse war es, die es ihr angetan hatte: „Sobald die Sonne scheint, fahre ich den Wagen aus.“

In dem großen Kofferraum immer dabei hat sie ihre Rollschuhe. Gemeinsam mit einigen Freundinnen betreibt sie Showskating. Ganz billig war die Anschaffung natürlich nicht, über den Preis schwieg Vesper, doch der Kauf sei nur das eine, so richtig zu Buche würden Kosten für die Instandhaltung und das Benzin schlagen. Das wohl älteste Prachtstück auf dem Wall geparkt hatte Florian Kalff aus Rhöndorf: Einen Original VW-Bulli der Marke Samba. Zu dem Gefährt, beziehungsweise dem, was noch von ihm übrig gewesen war, kam er 2017 aus Zufall. In Mayen in der Eifel war ein Grundstück verkauft worden.

Der neue Eigentümer hatte dies von Wildwuchs befreit und unter dem Gestrüpp das Fahrzeug gefunden. Über eine Kleinanzeige erfuhr Kalff von dem „Samba“ und sicherte sich den Oldie. Kalff restaurierte das Fahrzeug möglichst authentisch, sogar mit einem Originalmotor von 1951. Der 24 ½ PS starke Bus war wahrscheinlich ein Vorführwagen des renommierten Autohauses Fleischhauer und nach damaligen Maßstäben ein echtes Luxusfahrzeug. 9000 Mark hat es wohl gekostet. Würde man heute ein vergleichbares Auto kaufen, müssten man das Sechsfache hinlegen, schätzt Kalff, für den es kein großes Problem war, den Bulli flott zu machen, denn er betreibt eine Firma für VW-Ersatzeile.

30. Juni 2024 Rheinbach Classics. Florian Kalff mit seinem VW-Bulli Samba von 1951. Foto: Frank Engel-Strebel

Florian Kalff mit seinem VW-Bulli Samba von 1951.

Die Karosserie weist deutliche Rostspuren auf. Damit er lange Freunde an dem Bus hat, der es auf „erstaunliche 85 km/h“ bringt, wird er möglichst nicht bei Regen ausgefahren. Aus Euskirchen waren die Brüder Gerd und Dieter Müller angereist mit Dieters Frau Waltraud. Gegen den „Samba“ war sein BMW 525 der Modellreihe E12 Baujahr 1980 noch ein richtiger Jungspund. 150 PS Leistung hat das Gefährt mit der zypressengrünen Lackierung unter Haube: „Es ist ein Auto für Schönwetterausfahrten“, meinte Dieter Müller, der froh war, dass die „Classics“ wieder stattgefunden haben.

Aus Roisdorf war Karl-Heinz Nauroth mit seiner Bekannten Angelika Pütz auf den Himmeroder Wall bekommen. Nauroth hatte sich in Schale geschmissen und kam im schrillen 50er-Jahre Kleidchen vorbei. Bekannt ist der Travestiekünstler vielen nicht nur als Ortsvorsteher von Roisdorf, sondern als sein Alter Ego, der Chansonsängerin Charlene de Verre. Er saß auch bereits in der Jury zur Miss Petticoat-Wahl. Mitgebracht hatten Nauroth und Pütz ein kleines BMW-Z1-Modell von 1991. Zu mehr hatte es nicht gereicht: „Wir haben die Rheinbach Classics Light“, scherzte Nauroth und Angelika Pütz bedauerte, dass sie mit ihrem Opel Vectra, Baujahr 1995, nicht vorfahren konnte: „Der steht leider in der Werkstatt.“

Bekannt sind die Rheinbach Classics als mehrtägige Veranstaltung. Dann kamen die Corona-Jahre, im vergangenen Jahr fiel sie aus und dass sie dieses Jahr nur an einem Tag stattfand, hatte gleich mehrere Gründe, wie Thomas Spitz und Stefan Raetz vom Organisationsteam erläuterten: „Uns war es wichtig, dass sie überhaupt wieder stattfindet“, sagte Raetz. Die Kosten wurden so kalkuliert, dass die Classics ohne Eintritt über die Bühne gehen konnten, allerdings wurden die Besucher und Gäste um Spenden gebeten. Einen Dank sprach Raetz den Sponsoren und der Stadtverwaltung aus, die den Himmeroder Wall zur Verfügung gestellt und sich sehr kooperativ gezeigt hatte.

Ein weitere Grund für die abgespeckte Version waren die enorm gestiegenen Kosten: „Sie zahlen heute für Security, Personal, GEMA oder Absperrungen das Drei- bis Vierfache als noch vor Corona“, schilderte Spitz. Er könne sich schon vorstellen, dass die Classics wieder in einem größeren Rahmen stattfinden könnten, etwa mit einem Autokorso durch die Stadt, doch dafür brauche es nicht nur mehr Geld, sondern auch viel mehr Ehrenamtliche.

30. Juni 2024 Rheinbach Classics. Miss Petticoat Nina Vesper mit ihrem Desoto. Foto: Frank Engel-Strebel

Miss Petticoat Nina Vesper mit ihrem Desoto.

Dadurch, dass wieder so viele Besucher gekommen waren, sich rund 100 Teilnehmer von Aachen bis zum Ahrtal angemeldet hatten, sahen sich die Organisatoren bestätigt: „Unser Fest hat seine Bedeutung über Rheinbach hinaus nicht verloren.“ Das sah auch Bürgermeister Ludger Banken so: „Dieses Ambiente, diese Stimmung – einfach großartig.“ Sehen und hören lassen konnte sich auch das musikalische Begleitprogramm. Zum Auftakt spielte die Musikschulband anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Musikschule Voreifel. „Symphonic Rock“ präsentierten die Musikfreunde „Fidelia Wormersdorf“, klassischen Rock'n' Roll gab es vom Quintett „Oll Spencers Melting Pot“ und „The Reindeers“.

Europas dienstälteste Dire-Straits-Tribute-Band „Brothers In Arms“ sorgte ebenso für Stimmung wie „Vier gewinnt“, die wegen des drohenden Unwetters allerdings nicht nach dem Public Viewing des EM-Spiels Deutschland gegen Dänemark auftrat, sondern parallel. „Das ist das Rheinland. Wir wissen zu improvisieren“, sagte Raetz.