Die Rheinbach Classics als riesiges Sommerspektakel inmitten der Stadt pausiert für ein Jahr. Die Veranstalter wollen die Zeit für eine fundierte Finanzierung nutzen, um nicht das Programm abspecken zu müssen.
Ein Jahr Zeit für die FinanzierungRheinbach Classics gehen in die Pause
„Die Rheinbach Classics fallen nicht aus, sie werden nur verschoben – und zwar auf 2024!“ Mit diesen Worten versuchte Lissy Prange, die Pressesprecherin des Vereins Rheinbach Classics, die bittere Nachricht etwas zu versüßen. Denn wie bereits berichtet wird das weithin bekannte Großereignis rund um Musik, Motoren und Petticoats in diesem Jahr nicht stattfinden. Prange erläuterte gemeinsam mit dem Vorsitzenden Lars Prior und Vorstandsmitglied Thomas Spitz die Gründe für die Verschiebung auf das Wochenende vom 28. bis 30. Juni 2024.
Gemeinsam mit den etwa 40 Mitgliedern des veranstaltenden Vereins habe der Vorstand nach langen Überlegungen und letztlich schweren Herzens die Entscheidung getroffen: Das Oldtimer- und Rock 'n' Roll-Spektakel kann in diesem Jahr nicht, wie ursprünglich geplant, vom 16. bis 18. Juni stattfinden.
„Corona-Pandemie und die Flut hatten die Veranstaltung zwei Jahre verhindert. Im vorigen Sommer legten die Rheinbach Classics mit verändertem Konzept einen erfolgreichen Neustart hin, der Besucher und die Rheinbacher Geschäftswelt gleichermaßen begeisterte. Umso bedauerlicher ist es nun für uns, die Stadt in diesem Jahr nicht erneut mit dem Sommer-Open-Air Event beleben zu können“, so Prior. Schon im vergangenen Jahr sei ein Defizit entstanden, das der Verein nur mit seinen Rücklagen habe ausgleichen können.
Hauptgrund für die Verschiebung der Rheinbach Classics seien die drastisch veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die dem Verein eine seriöse Planung unmöglich machten. „Unmöglich, weil zahlreiche immense Preissteigerungen anstehen, aber noch nicht konkret und auch nicht in Gänze beziffert werden können“, so Prior. Er bittet dafür um Verständnis. Dies betreffe beispielsweise die Kosten für Energie, Bühnen und Technik, externes Personal oder auch für Werbemaßnahmen.
Die Einnahmen ließen sich laut Prior ebenfalls nicht verlässlich planen, da die wirtschaftliche Lage auch Sponsoren betreffe. Sie hätten ihre Unterstützung teilweise eingeschränkt oder noch nicht definitiv zugesagt. Außerdem seien zwei größere Partner abgesprungen, die nicht so einfach zu ersetzen seien. „Hinzu kommt, dass aufgrund von Sparmaßnahmen auch mit einem Rückgang der Ticketverkäufe bei den Konzerten auf dem Himmeroder Wall zu rechnen ist“, ergänzte Spitz.
Defizit im fünfstelligen Euro-Bereich
„Alles in allem sind das für uns als Verein zu viele Unwägbarkeiten, die wir nicht verantworten können“, fassten Prior und Spitz unisono zusammen. „Das drohende finanzielle Defizit hat Dimensionen angenommen, die sehr weit im fünfstelligen Bereich liegen und vom derzeitigen Vereinsvermögen in dieser Größenordnung nicht mehr aufgefangen werden könnten“, betonte Prior. Am Ende müssten die Vorstandsmitglieder mit ihrem persönlichen Vermögen für Verluste haften.
Gemeinsam mit den Mitgliedern habe der Vorstand in mehreren Abstimmungsrunden verschiedene Möglichkeiten in Betracht gezogen und Ideen entwickelt, um die Finanzierung der Rheinbach Classics doch noch zu sichern. „Jedoch bremst hier der Faktor Zeit“, so Prior. Auch über eine aus Kostengründen abgespeckte Version sei diskutiert, diese aber verworfen worden.
„Entweder ganz oder gar nicht – so lautet die einstimmige Meinung im Verein. Die Rheinbach Classics stehen für Musik, Motoren und Petticoats. Und das soll auch so bleiben“, so Prior. Lediglich die Rallye fahren zu lassen und auf die Bühnenprogramme zu verzichten, oder auch umgekehrt, werde dem Charakter der Veranstaltung nicht gerecht, findet Spitz. Zumal die Fixkosten ohnehin gleich blieben.
Die nun gewonnene Zeit möchte der Verein nutzen, um die Rheinbach Classics 2024 finanziell abgesichert zu planen. Ins Hausaufgabenheft geschrieben haben sich die Mitglieder zum Beispiel die Gewinnung neuer Sponsoren oder die Ideenfindung zum Generieren weiterer Einnahmen. Auch am Konzept soll gefeilt werden. Vermeiden möchte der Verein jedoch, Neuerungen aus dem Vorjahr, wie zum Beispiel der Verzicht auf die Eintrittsgelder am Sonntag, wieder zu verwerfen.
Jährlicher Turnus steht auf dem Prüfstand
Auch der zukünftige Turnus der Veranstaltung soll auf den Prüfstand. Klar formuliertes Ziel sei dabei jedoch, die Rheinbach Classics im jährlichen Turnus zu erhalten und wieder auf sichere Beine zu stellen. Die Vereinsmitglieder seien dabei mit viel Herzblut aktiv. „Es wäre aber hilfreich, wenn mehr Unterstützung auch von dort käme, wo man von der Veranstaltung profitiert“, wünschen sich Prior und Spitz. Sie zielen dabei auf den Einzelhandel und die Gastronomie in der Rheinbacher Innenstadt ab. „Und auch weitere freiwillige Helfer sind bei uns sehr willkommen.“ Immerhin würden für das Wochenende etwa 130 freiwillige Helfer benötigt, außerdem etwa 30 Security-Mitarbeiter.
Abschließend betonen Prior und Spitz ausdrücklich, dass der Verein kein mitleidiges Gejammer anstimmen wolle. Vielmehr gehe es darum, offensiv und optimistisch nach vorne zu blicken, um ein Stück Rheinbacher Kultur für die Zukunft zu bewahren. „Wenn dies vielleicht auch ungewöhnliche Maßnahmen erfordert, dann werden wir diese gerne ergreifen“, machte Prior klar und versicherte: „Der Verein ist auch für innovative Ideen offen.“