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„Kunst und Wasser“Liebeserklärung und Mahnung in Rheinbacher Ausstellung

Lesezeit 5 Minuten
Ausstellung „Kunst und Wasser“. Der Publikumspreis (Fotos) ist eine Glaststele von der Rheinbacher Glaskünstlerin Helga Feuser-Strasdas und wird gerade ausgelobt, jeder Besucher kann sich beteiligen und einen Stimmzettel abgeben. Die Abstimmung läuft bis 31. Oktober.

Ausstellung „Kunst und Wasser“. Der Publikumspreis ist eine Glaststele von der Rheinbacher Glaskünstlerin Helga Feuser-Strasdas und wird gerade ausgelobt, jeder Besucher kann sich beteiligen.

Unter dem Titel „Ars et Aqua“ -Kunst und Wasser - stellen gerade 39 Künstler und Künstlerinnen aus der Region und weit darüber hinaus im Glasmuseum der Stadt Rheinbach ihre Werke aus.

Die Internationale Ausstellung kann gesehen werden „als eine Liebeserklärung“, „ein Staunen über seine Wunder“, aber auch als eine Mahnung vor einem nachlässigen Umgang mit dem kostbarsten Gut des Menschen: dem Wasser. Die präsentierten Werke thematisieren mit unterschiedlichsten technischen Mitteln die Bedeutung des Wassers als wichtiges Lebens- und auch Heilmittel, gleichzeitig nähern sie sich auch wissenschaftlich dem „nassen Element“, das eigentlich gar keines ist. Es ist vielmehr eine chemische Verbindung aus den Elementen Sauerstoff und Wasserstoff, woran die Arbeit der Berlinerin Pia Höhfeld erinnert.

170 Einsendungen erreichten die Jury

Mit ihren „wässrigen Zerlegungen“ zeigt die Mediengestalterin 16 Mineralstoffe, die sie selber aus Wasser gewonnen hat. Ausgestellt werden sie in auf einer Platte montierten Reagenzgläsern. Ausgewählt wurden die gezeigten Arbeiten von Dr. Ruth Fabritius, ehemalige Leiterin des Glasmuseums, Prof. Dr. Gerd Wiendieck vom Kunstforum ‘99 und Prof. Dr. Klaus Grewe vom „Freundeskreis Römerkanal“. In dem Verein wurde die Idee zur Schau entwickelt, die durch finanzielle Unterstützung der Städte- und Gemeinden-Stiftung der Kreissparkasse Köln möglich wurde. Der Rheinbacher Bürgermeister Ludger Banken betonte die großartige Arbeit dieser Jury, die „ganze Arbeit“ geleistet habe.

Vernissage Ausstellung Ars et Aqua/ Kunst und Wasser. Enthüllung des Siegerbildes "Elegien des Wassers", Tusche auf Papier (im Hintergrund) durch und mit Bürgermeister Ludger Banken und Vize-Landrätin Notburga Kunert (rechts)  im Beisein der drei erstplatzierten Künstler, von links: Irena Paskali (3. Preis), Sophia Kirst (1. Preis: Elegien des Wassers) und Tatjana Turova (2. Preis)

Vernissage der Ausstellung Ars et Aqua/ Kunst und Wasser. Enthüllung des Siegerbildes "Elegien des Wassers", Tusche auf Papier (im Hintergrund) durch und mit Bürgermeister Ludger Banken und Vize-Landrätin Notburga Kunert (rechts) im Beisein der drei erstplatzierten Künstler, von links: Irena Paskali (3. Preis), Sophia Kirst (1. Preis: Elegien des Wassers) und Tatjana Turova (2. Preis)

Aus einer „Wahnsinnszahl“ von 170 Einsendungen seien 39 Exponate ausgewählt worden, „drei wurden prämiert, ein Exponat soll im November den Publikumspreis erhalten“. Der Verwaltungschef erinnerte an die Schattenseiten rund um das Thema Wasser und die Flut vor zwei Jahren, die auch Rheinbach schwer getroffen hatte. Im Gedenken an die Verstorbenen und die Opfer sei erst vor kurzem eine Gedenkstele eingeweiht worden. Die Stele an der Kreuzung Stadtpark/Neugartenstraße ist eine Gemeinschaftsarbeit der Rheinbacher Glaskünstlerin Helga Feuser-Strasdas und dem Steinmetz Hans-Josef Samulewitz.

Titel der Ausstellung nach der Flut angepasst

Allerdings sei die Hochwasserkatastrophe nicht Anlass der Ausstellung gewesen, erläuterte Professor Gerd Wiendieck der Rundschau. Die Idee sei viel früher entstanden, bei einem Treffen von Knuth Reinhardt, Vorsitzender des Kunstforums ‘99, und Professor Klaus Grewe vom Römerkanal-Informationszentrum. Das erkläre den ursprünglichen Titel „Wasser ist Leben“, der nach der Flut als nicht mehr passend erachtet worden sei. Vize-Landrätin Notburga Kunert, die den Landrat und Schirmherren Sebastian Schuster vertrat, erinnerte „an die schlimmen Sachen, wie sie der Rhein-Sieg-Kreis sie vor zwei Jahren erleben musste“.

Die Bewertung der vielen Kunstwerke sei eine „herausragende Leistung“ gewesen. Es sei sicherlich schwierig, zum Thema Wasser „etwas Besonderes zeigen zu können, dass die anderen nicht haben“. Und so sagte Kunert „Danke für das, was Sie geleistet haben: Eine Internationale Ausstellung hier im schönen Rheinbach, was will man mehr!“ Prof. Dr. Gerd Wiendieck bekräftigte: „Die Ausstellung zeigt die große Fülle der Wasser-Interpretationen und des Könnens der eingeladenen Künstler“. Dr. Ruth Fabritius bemerkte die weitestgehend an der Realität ausgerichteten Umsetzungen der Künstler, die den Bereich der Mythen und Sagen ausspart: „Das Thema Wasser wird säkular-diesseitig angegangen.“

Auch der Humor kommt nicht zu kurz

Neben der Ernsthaftigkeit der Menschenthemen wie Rettung der Meere vor dem Umkippen „kommen aber immer auch hoffnungspralle Lebensfreude, augenzwinkernder Humor und feine Ironie zu ihrem Recht“. Bemerkenswert bei aller Internationalität fanden zahlreiche Besucher die üppige Tonarbeit der regionalen Künstlerin Annegret Goebels. Die Absolventin der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft formte eine Wasserschöpferin aus Ton. Maho Schütz-Kono, ebenfalls im Kreis beheimatet, schuf in Mischtechnik eine alte Steinmauer in der Eifel, die sie durch mehrschichtigen Auftrag von Acrylfarbe, Quarzsand, Pigmenten und Pastellkreide umgestaltet. Wasser als stehendes Gewässer zeigt die digitale Fotomontage „geflutet“ der Kölnerin Elke Boll von 2018.

Unter Applaus enthüllte Ludger Banken die mit je einem Preisgeld verbundenen drei bestplatzierten Arbeiten: Das waren das Siegerbild „Elegien des Wassers“, ein großformatiges zweiteiliges Aquarell von Sophia Kirst, der „Wassertanz“ von Tatjana Turova (2. Preis) und das „Unterwasser-Ballett 3“ von Irena Paskali (3. Preis), die laut eigenen Angaben „aus der Republik von Mazedonien“ stammt und aktuell in Köln wohnt. „Ich liebe das Wasser“, sagte die Wahl-Kölnerin. Für die beeindruckende Fotoaufnahme einer Ballett-Tänzerin unter Wasser beschäftigte Paskali ein ganzes Taucherteam und erfüllte sich damit einen Kindheitstraum: „Ich war als Kind klein und dick und wollte immer Ballett-Tänzerin sein.“ Fotografiert wurde 2014 im nördlich der Balkaninsel gelegenen Ohrid See, dem See ihrer Kindheit. Tatjana Turova (Belarus/ Jülich) schuf für ihren Wassertanz mittels Glasfusing drei netzartige Schalen, die das Auseinanderspritzen eines Wassertropfens vermittelt, der zuvor auf einer festen Oberfläche aufprallte.

Mit Tusche brachte Sophia Kirst (München/ Sittard, Niederlande) ihre „Elegien des Wassers“ auf Papier. Mit dem Sujet Wasser und seiner Zirkulation beschäftige sie sich seit 15 Jahren, sagte sie. In ihrem Atelier nahe der niederländischen Grenze habe sie über einen Zeitraum von drei Jahren 90 Elegien geschaffen. Der auf dem Siegerbild Nummer 72 gezeichnete feurige Punkt zeige: „Wasser kann auch schmerzhaft sein.“

Musikalisch begleitete das Moritz Preisler Trio bestehend aus dem Namensgeber am Piano, Bassist Jakob Hirsch und Johannes Pfingsten am Schlagzeug. Für den Publikumspreis können Besucher ihre Stimme bis zum 31. Oktober abgeben. Der Preis, eine Glasstele von der Rheinbacher Glaskünstlerin Helga Feuser-Strasdas (Fotos), wird im Rahmen der Finissage am 5. November 18 Uhr im großen Saal des Glasmuseums vergeben.

Weitere Informationen zur Ausstellung und auch zum umfangreichen Rahmenprogramm mit Vorträgen, Workshops und Musik gibt es unter www.glasmuseum-rheinbach.de