Die Besucher von „Jana und Janis“ erlebten eine mitreißende Premiere im Rheinbacher Theater am Lohmarkt. Das Publikum entschied im ewigen Auf und Ab zwischen Küssen und Schimpftiraden über Liebesaus oder Weitermachen.
Mitreißende PremiereLiebesturbulenzen im Rheinbach Theater am Lohmarkt
Den Eingang musste niemand lange suchen: Schon von weitem leuchtete den Besuchern stimmungsvoll violett-gelbes Neonlicht durch den Regen entgegen. Ein vom Wasser durchtränkter roter Teppich leitete in den neu eröffneten Ort der Kultur in Rheinbachs Innenstadt. Mit einer Premierenfeier anlässlich der erstmaligen Aufführung der Musical-Komödie „Jana und Janis – Sag einfach Jein“ startete das neue Theater am Lohmarkt überaus erfolgreich in seine erste Spielsaison.
Die Besucher waren hingerissen: „Was man mit drei Matratzen alles machen kann – grandios“, kommentierte Michel Mardaga aus Köln die innovativ verwendete Bühnendekoration. „Die Zwei machen das klasse.“ Und der Applaus gab ihm recht. Im Keller einer ehemaligen Diskothek haben die Rheinbacherin Christina Stephan und Raoul Migliosi eine intime Bühne mit rund 70 Stühlen davor eingerichtet. Hinzu kommen etwas erhöht eine handvoll Sitze im Barbereich.
Geküsst wurde an dem ausverkauften Eröffnungsabend viel, auf der Bühne und davor, wobei die Geschichte von Jana ein wenig das Leben von Theater-Gründerin Stephan zu spiegeln schien: „Die kleine Rheinbacherin, die nach Hamburg ging, dort das Theaterhandwerk erlernte und nun nach Rheinbach zurückgekommen ist“, brachte es die 33-Jährige selber auf den Punkt. „Wir wollen in Rheinbach ankommen“, wünschen sich Stephan und Migliosi. In den vergangenen Jahren hat sich das Paar bereits mit Aufführungen beim Rheinbacher Theatersommer einen Namen gemacht.
Die Gäste wurden gebeten, die Nachricht von der Neueröffnung in die Stadt zutragen: „Erzählen Sie es weiter.“ Und viel zu erzählen gab es nach zwei Stunden temporeicher Interaktion und mitreißenden Songs mit Tanzeinlagen, bei denen sich Jana und Janis, gespielt von Johanna Haas und Nico Schweer, eine über Jahrzehnte währende Beziehungsschlacht liefern. Eine hoffnungslose Geschichte? Das liegt letztlich im Auge des Betrachters.
Schwindelerregend mitreißend ist sie auf jeden Fall, die stark gespielte On-Off-Beziehung, die beim Abi-Ball im Jahr 2006 im Hamburger Gymnasium Marienthal, das es tatsächlich gibt, ihren Anfang nimmt. Dort im Keller küssen sich Jana und Janis als Schüler zum ersten Mal. Den ersten Kuss in der Jetzt-Zeit gibt es auf der Bühne bereits nach 13 Minuten – ein verregnetes Wiedersehen in Hamburg macht es möglich –, und nach 14 Minuten ist auch schon das Bett aufgebaut.
Gelbe Socken als Running Gag
Für Lacher sorgen nicht nur die gelben Socken von einem Janis in Boxershorts, die sich wie ein roter Faden durch das Stück ziehen, sondern auch eine Frage an die Zuschauer, die über die kuriose Beziehung entscheiden sollen: „Wieso fragen wir nicht die hier, Janis?“ „Ein Glück, dass du sie auch siehst“, antwortet der alte Schulfreund erleichtert. Selber ist das Chaospaar nicht in der Lage, sich seine verfahrene Situation zu erklären: „Wieso sind wir hier, Janis, in diesem Hotel? Obgleich wir doch ganz glücklich sind.“
Es kommt, wie es kommen muss: Entnervt geben sie sich nach erneuter wilder Knutscherei den Laufpass. Jana beschwert sich mit einer musikalischen Schimpftirade und wirft Janis vor: „Probleme löst man nicht mit Knutschen.“ „Doch, und wenn nicht, dann hat man wenigstens geknutscht“, verkündet Janis seine ganz eigene Philosophie zum Gefühlskarussell.
Rückblicke beleuchten ihre gescheiterte Fern-Beziehung sowie die berufliche Achterbahn zweier Künstler, voller Trennungsschmerz und Liebesglück. So lebt Jana ihren Schmerz mit „Penis-Dialogen“ aus, die von Erfahrungen im Dirndl-Vorsprechen in Los Angeles getoppt werden. Janis tingelt mit seiner Schmonzette „Arriba, abajo“ als Spanisch singender Deutsch-Grieche durch den Norden Deutschlands und schlägt sich mit Vorurteilen etlicher Regisseure herum, bis er das Restaurant seines Vaters übernimmt.
Für sich sind beide jeweils ganz glücklich, bis sie erneut aufeinandertreffen und feststellen: „Du und ich, das passt einfach nicht.“ Ob sich Jana und Janis doch finden oder getrennte Wege gehen, entscheiden auch beim nächsten Mal wieder die Besucher.
Gespielt wird „Jana und Janis“ am 29. und 30. September jeweils um 20 Uhr sowie am 1., 8. und 15. Oktober, 17 Uhr, und am 5., 6. und 7. sowie 12., 13. und 14. Oktober jeweils um 20 Uhr im Theater am Lohmarkt. Der Haupteingang ist am Deinzer Platz 33.