In Rheinbach-Flerzheim bietet Tanja Hahnenberg, die Chefin von „Hahni's AlpaLamaLand“, Lama- und Alpakawanderungen an.
Lama- und AlpakawanderungEntschleunigen mit entspannten Tieren in Rheinbach

Lama- und Alpakawanderung im Regen mit Tanja Hahnenbergs Tieren von 'Hahni's AlpaLamaLand'.
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Loui, Herr Nilson, Robin, Aladdin und Picasso geben das Tempo vor, ganz gemächlich. „Wir passen uns der Geschwindigkeit der Tiere an. Die sind relativ langsam“, erklärt Tanja Hahnenberg. „Wir haben das im vergangenen Sommer schon einmal gemacht, es war das totale Highlight. Das ist so entschleunigend“, schwärmt Besucherin Marion Schneider aus Buschhoven.
Bevor es mit der Lama- und Alpakawanderung in Flerzheim richtig losgeht, lernen sich Wanderer und Tiere zunächst auf der Weide kennen. Dann zieht Tanja Hahnenberg, die Chefin von „Hahni's AlpaLamaLand“, den Alpakas und Lamas das Halfter an.

Zum Wandern zieht Tanja Hahnenberg, die Chefin von „Hahni's AlpaLamaLand“, den Alpakas und Lamas das Halfter an.
Copyright: Hahni`s AlpaLamaLand
Lama Robin mag das gar nicht, will aber immer unbedingt mitwandern. Also wendet Tanja Hahnenberg einen Trick an: Sie lockt das Tier zu einem Eimer mit Futter, hält das Halfter hinein, und als Robin seine Nase im Eimer versenkt, hat er das Halfter auch schon an. Jetzt kann die Wanderung beginnen. Für alle, bis auf ein braunes Alpaka, dem das Fell wuschelig die Sicht verhängt: Norbert humpelt, deshalb bleibt er heute auf der Weide.
Alpakas und Lamas können bei fast jedem Wetter wandern
Dass Lamas und Alpakas nicht nass werden dürfen, ist ein Mythos, sagt Hahnenberg. Sonst hätte die Wanderung auch gar nicht stattfinden können im Nieselregen. „Das Fell ist so dick, es ist nur oben drauf nass.“ Dennoch können die Tiere können nicht bei jedem Wetter wandern. Bei 30 Grad bleiben sie auf der Weide. Der heiße Asphalt würde unter den Füßen wehtun. Tanja Hahnenberg geht mit ihren Tieren auch nur dann wandern, wenn sie sich nicht wehren: „Wenn die nicht wollen, müssen die auch nicht.“ Das würden ihr die Tiere zeigen.
„Wenn Fragen sind, einfach Bescheid sagen. Wenn ihr Angst habt, nicht loslassen!“, gibt Tanja Hahnenberg letzte Tipps, bevor es von der Weide hinunter und auf den Weg geht. Während der Wanderung ist Hahnenberg immer dabei, beantwortet Fragen und guckt, dass alles glatt läuft. Die Tiere sind aber völlig entspannt, und weil sie am liebsten in ihrer Herde bleiben, ist die Gefahr, eins könnte abhauen, sehr gering. „Den Dreh hat man ganz schnell raus“, sagt Marion Schneider und beruhigt damit diejenigen, die zum ersten Mal mit den Alpakas und Lamas unterwegs sind.

Tanja Hahnenberg auf der Weide: Lamas schnuppern gerne direkt im Gesicht.
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Nicht erschrecken: Lamas schnuppern gerne direkt im Gesicht. „Die Tiere beißen nicht, haben sowieso nur unten Zähne“, sagt Hahnenberg: „Außerdem sind die Veganer.“ Mit den Alpakas und Lamas hat sich die 48-Jährige einen Wunsch erfüllt: „Ich fand die Tiere immer toll!“
Alpaka-Wanderungen sind seit ungefähr vier Jahren Trend, so ihre Schätzung. Nachdem sie selbst bei einer mitgemacht hatte, wollte sie die Patenschaft für ein Alpaka in der Eifel übernehmen. „Mein Vater sagte mir, das sei Quatsch.“ Schließlich sei der Platz für eigene Alpakas vorhanden auf der „MP Ranch“, die Tanja Hahnenbergs Eltern Monika und Peter in Flerzheim führen.
Alpakas und Lamas können immer draußen sein, brauchen auf der Weide aber einen Unterstand, auch als Rückzugsort. Im April 2022 zogen die ersten Tiere ein. Da hatte Tanja Hahnenberg noch gar nicht den Plan, Angebote mit den Alpakas und Lamas zu machen. Sie wollte die Tiere nur für sich.
Die Flerzheimer fragten nach Lama- und Alpakawanderungen
Als Flerzheimer immer wieder fragten, ob Hahnenberg Wanderungen und Kindergeburtstage anbieten könne, gab sie schnell nach. „Mein Plan ist schiefgegangen, aber schön schiefgegangen“, stellt sie zufrieden fest. Nur zwei Monate nach den ersten Tieren zogen peu à peu weitere ein. Wie es zu dem Namen „Hahni's AlpaLamaLand“ kam, erklärt Tanja Hahnenberg so: „Hahni ist mein Spitzname. Ich habe Alpakas und Lamas, also musste ich das irgendwie verbinden. Daraus wurde ‚Hahni's AlpaLamaLand‘.“

Der Name „Hahni`s AlpaLamaLand“ vereint Tanja Hahnenbergs Spitznamen „Hahni“ sowie Alpaka und Lama.
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Hahnenberg, die inzwischen in Niederdrees wohnt, aber aus Flerzheim stammt, ist nicht hauptberuflich Alpaka und Lama-Halterin. Bei „Industriebedarf Blaschke“ in Rheinbach ist sie für Verkauf, Einkauf und Buchhaltung zuständig. Um 15 Uhr macht sie Feierabend, dann geht es zu den Tieren auf die Weide. Alpakas und Lamas sind pflegeleicht und machen gar nicht so viel Arbeit, findet Tanja Hahnenberg. Jeden Tag brauchen sie frisches Wasser und Heu. An den Tieren schätzt sie besonders deren ruhige Art. „Und die sehen wahnsinnig süß aus.“
„Die Großen sind die Lamas und die Kleinen sind Alpakas“, erklärt Tanja Hahnenberg: „Spucken tun die beide.“ Also ist Vorsicht geboten: „Nicht ärgern!“ „Herr Nilson ist die Wutz der Weide“, schmunzelt Tanja Hahnenberg: „Der guckt auch immer so, als würde er irgendetwas im Schilde führen.“
Herr Nilson ist die Wutz der Weide. Der guckt auch immer so, als würde er irgendetwas im Schilde führen.
Dass sich dennoch jemand findet, um Herrn Nilson freiwillig zu führen, ist deshalb sehr erfreulich: Die Mutige heißt Kirsten Koka und kommt aus Rheinbach. Auch für sie ist es bereits die zweite Wanderung mit Hahnenbergs Alpakas und Lamas. „Ich habe viele Wiederholungstäter hier“, sagt Hahnenberg. Größtenteils buchen Menschen aus der Region ihre Angebote, aber auch Urlauber aus Berlin haben ihren Besuch schon angekündigt.
„Kannst du die streicheln?“, fragt Kirsten Koka Tanja Hahnenberg. „Ja. Prinzipiell sind es Distanztiere“, lautet die Antwort: „Die lassen sich aber streicheln.“ Einige der Tiere seien sogar „sehr kuschelig“. Den Alpakas über den Kopf wuscheln ist aber das absolute No-Go.
Die Alpakas und Lamas beobachten die Umgebung genau. Entdecken sie etwas Spannendes, bleiben sie stehen und gucken erst einmal ausgiebig. Sie müssen herausfinden, „ob Freund oder Feind“, weiß Hahnenberg. Immer wieder brummen die Tiere. „So kommunizieren die“, erklärt Tanja Hahnenberg. Lama Loui passt besonders gut auf. Als Leittier der Gruppe geht Loui voraus, geführt von der 13-jährigen Jennifer aus Meckenheim, die somit den schwierigsten Job abbekommen hat. Sie muss das Lama immer wieder zum Weiterlaufen überreden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Tiere sehr neugierig sind und sich schnell ablenken lassen.

Kinder teilen sich ein Tier mit einem Erwachsenen. Dann macht Tanja Hahnenberg einfach zwei Stricke am Halfter fest.
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In größeren Gruppen müssen sich die Wanderer ein Alpaka oder Lama teilen. Dann wird hin und wieder gewechselt und jeder darf einmal führen. Kinder teilen sich ein Tier mit einem Erwachsenen. Dann macht Tanja Hahnenberg einfach zwei Stricke am Halfter fest.
Die vierjährige Emilia und die fünfjährige Sophia sind Freundinnen aus dem Kindergarten. Bald finden sie die großen Regenpfützen noch spannender als die Tiere. Auch Alpaka Herr Nilson, ebenfalls fünf Jahre alt, hat Gefallen an den Pfützen gefunden. Sowohl die Mädchen als auch das Alpaka werden ermahnt, sich nur nicht in den Pfützen zu wälzen. Reinhüpfen ist aber okay: für Kinder und Alpaka.
Üblicherweise wandern die männlichen Alpakas und Lamas
„Das sind ja alles männliche Tiere“, stellt Marion Schneider fest. Hahnenberg erklärt: Üblicherweise würde nur mit Männchen gewandert, denn die Weibchen könnten trächtig sein, oder ein Fohlen haben. Tanja Hahnenberg züchtet aber nicht, und die Tiere sind inzwischen alle kastriert. Bald will sie also auch die Alpaka-Mädchen an das Wandern gewöhnen: „Ich habe das den Mädels schonmal gesagt. Mal gucken, ob's klappt.“

Tanja Hahnenberg mit ihren Alpaka-Mädchen auf der Weide.
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Zurück auf der Weide verrichten ausnahmslos alle Tiere zuerst ihr Geschäft. „Das können die anscheinend nur zu Hause“, stellt Daniel Schneider fest.
Für Hahnenberg gehört die Bewirtung ihrer Gäste dazu: „Sonst ist mir das zu unpersöhnlich.“ Nach der einstündigen Wanderung gibt es Würstchen vom Grill und Getränke, zwischen den Alpakas und Lamas auf der Weide. Hier ist es durch den Regen matschig. Im trockenen Unterstand dafür aber staubig. „Das muss man abkönnen“, stellt Marion Schneider fest.
„Darf man Hunde mitbringen zur Wanderung?“, fragt Daniel Schneider. „Eher nicht“, lautet die Antwort von Tanja Hahnenberg: Das wären dann zu viele Tiere, die gleichzeitig an der Leine ziehen. Das versteht Jennifer nur zu gut: „Ich habe zwei Chihuahuas.“

An den Tieren schätzt Tanja Hahnenberg besonders deren ruhige Art.
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Eine Wanderung mit den Alpakas und Lamas dauert zirka zweieinhalb Stunden und kostet 35 Euro pro Person für Erwachsene und 25 Euro für Kinder von sechs bis 14 Jahren. Die Verpflegung ist im Preis mit drin. Die Auszeit auf der Weide kostet 15 Euro pro Person. Kindergeburtstage kosten 190 Euro für zehn Personen, jede weitere Person zahlt zehn Euro.
Beim Kindergeburtstag auf er Alpaka- und Lamaweide können die Kinder ihren Lamaführerschein machen. Alles, was die Kinder dafür wissen müssen, erfahren sie von Tanja Hahnenberg. Zu laut und stressig für die Tiere seien Kinder, die Geburtstag feiern, nicht. „Die Tiere können sich auf der Weide frei bewegen, und die Kinder nehmen Rücksicht. Das klappt gut.“
Sie hat noch mehr Ideen: „Ich möchte gerne mit den Alpakas und Lamas in Seniorenheime in der Nähe fahren, aber dazu fehlt mir bisher der Anhänger für den Transport.“ Bereits in Planung sind Events wie das Wein-Tasting auf der Weide oder Alpaka-Yoga. Anders als beim Ziegen-Yoga würden die 200 Kilo schweren Tiere dabei allerdings nicht auf den Rücken der Sportlerinnen und Sportler herumtrampeln.
Alpaka-Orakel
Bei der Fußball-EM 2024 spielte eines von Tanja Hahnenbergs Alpaka-Mädchen Orakel. Die Ergebnisse von vier Spielen der Deutschen Nationalmannschaft sagte das Alpaka namens Lollipop richtig voraus.
Im Achtelfinale gegen Spanien lag Lollipop dann aber falsch: Deutschland verlor und flog aus dem Turnier.
Die Herde
13 wollige Tiere sind bei der Familie Hahnenberg in Flerzheim zuhause – drei Lamas und zehn Alpakas. Ein Tier benötigt 1000 Quadratmeter Platz, für jedes weitere kommen 100 Quadratmeter hinzu. Die Tiere fressen überwiegend Heu, zusätzlich kriegen sei müsliähnliches Alpakafutter.

Alpakas und Lamas sind neugierige Tiere.
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Alpakas und Lamas können 20 bis 25 Jahre alt werden. Die jüngsten Tiere in „Hahni's AlpaLamaLand“ sind gerade fünf Jahre alt. Alpakas und Lamas sind Schwielensohler, die zu den Paarhufern gehören. Hufe haben die Tiere aber nicht. Wie bei Hunden sind die Füße unten ganz weich, die Nägel müssen zwei- bis dreimal im Jahr geschnitten werden.
Das macht nicht der Hufschmied, sondern der Scherer. Einmal im Jahr – Anfang Juni – werden die Tiere geschoren. Aus der Wolle werden keine Pullover gestrickt, sondern wird allergenfreundliche Seife hergestellt.
Terminvereinbarung unter der Rufnummer (0160) 96 74 56 10 oder per E-Mail an hahnis@alpalamaland.de.