Das Wetter hatte es nicht gerade gut gemeint mit den „Urban Sketcher“, den Skizzierern und Aufzeichnerinnen im städtischen Raum, die mitten in Rheinbach auf dem Platz vor der Kirche St. Martin tätig wurden. Doch Corinna Schulze-Quabis blätterte bereits das zweite Blatt in ihrem Skizzenblock auf, um die Kollegen nun ihrerseits mit wenigen Strichen festzuhalten. Und Grigori Skrylev, der so gerne blind zeichnet, hatte sie auch wieder nach seinen inneren Vorstellungen fix auf dem Papier in einer Blindzeichnung festgehalten, ohne nach seinem hoch konzentrierten Blick die Augen noch einmal zu öffnen. Jede(r) der Künstler und Künstlerinnen hatte eben auch hier sein ureigenstes Vorgehen, und für die Passanten war es spannend, die einzelnen Entstehungsgeschichten zu erleben. Die Auswahl der Motive war so unterschiedlich wie Arbeitsstil und rhythmischer Duktus.

Die „Urban Sketcher“ hatten sich in Rheinbach vor zwei Jahren als Ableger der von Cornelia Jung gegründeten Bonner Gruppe „Urban Sketcher“ gebildet, die in einem weltweiten Netz miteinander in Kontakt stehen. Die Rheinbacher waren begeistert von der Idee, sich an markanten Orten zum Skizzieren zu treffen. An ihren Donnerstagen gehen sie im Sommer 14-tägig auf die Pirsch, im Winter einmal im Monat. Die Grafikerin Ruth Dalinghoff hat die Organisation übernommen, und so hatten sich trotz des Regens etwa ein Dutzend zeichen- und malfreudige Urban Sketcher eingefunden.

Die Malerin Katja Rohde war ganz in die Darstellung des alten Turmes der St. Martinskirche vertieft, und als ein paar große Tropfen die Konturen verregneten, konnte sie auch das in ihre Malweise integrieren.

Einem machten Wind und Wetter absolut nichts aus. Mit dem ganzen Charme seiner KI (Künstlichen Intelligenz) zeichnete der von Knut Reinhardt gebaute Roboter eine der schönen Fachwerkfassaden. Total selbsttätig ging er im Auf und Ab mit einem Stiftvorsatz auf dem weißen Blatt seiner Aufgabe nach, wobei eine Art Architekten Zeichnung entstand. Das Geheimnis seiner technischen Seele: der Roboter setzte ein vorher eingespeistes Foto um.

Er habe sich bei seinem einstigen Geologiestudium ja auch mit Stadtplanung beschäftigt, erzählte der Erfinder dem staunenden Publikum, hier aber wolle er diese robotergesteuerte Performance vorführen, um die Rheinbacher darauf aufmerksam zu machen, dass „diese autoüberlastete und für die Fußgänger wenig attraktive City dringend kulturelle Anregungen benötigt.“ Das gefiel den Passanten, und sie hielten gern ein in der Alltagshetze, um den mußegesteuerten Aktivitäten auf dem Platz zuzusehen.

Von der Idylle Rheinbachs angetan war auch der aus dem Iran kommende Künstler und Kunstprofessor Asef Ebrahimi, der zu der von Reinhardt derzeit organisierten Ausstellung mit Bildern iranischer Künstler im Kunstforum 99 eingeladen worden war.