Beim interkommunalen Klimaforum in Rheinbach waren Artenvielfalt und Ideen zur Rettung des Weltklimas Trumpf. So gab es Tipps für Fotovoltaik und Wäremepumpen, Radverkehr und Regenrückhaltung.
Klimaforum in RheinbachWo Nachhaltigkeit und Artenvielfalt Trumpf sind
Die vierjährige Mila aus Swisttal ist sehr geschickt im Basteln praktischer Dinge; ihren Eltern ist Nachhaltigkeit wichtig. Beim Klimaforum Rhein-Voreifel der sechs linksrheinischen Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises bastelte Mila nicht alleine. Auch andere Kinder ließen sich im Naturparkzentrum von Michaela Peters vom Naturpark Rheinland beim Bau von Wind- und Wasserrädern anleiten.
Gleich nebenan, auf dem Himmeroder Wall, beantworteten Experten Fragen, die mit dem Klimaschutz zusammenhängen, etwa zu Solaranlagen, Heizungstechnik, Artenvielfalt an Wegrainen oder der Bedeutung von Stadtbäumen.
Im Glasmuseum drehten sich Vorträge um erneuerbare Energien und Artenvielfalt. Um nachhaltige Energieeffizienz und innovative Baustoffe ging es bei Bert Spilles und Professor Ralf Pude vom bio Innovation Park Rheinland (bioIP).
Die Veranstaltung mit zahlreichen Ausstellern, zu denen unter anderem das Naturparkzentrum Rheinland, die Initiative „Rheinbach ohne Plastikmüll“ und die Bad- und Heizungsfirma von Josef Küpper gehörten, sei als Plattform zum Teilen von Wissen und guter Ideen gedacht, erklärte Rheinbachs Bürgermeister Ludger Banken bei der Eröffnung: „Heute bekommen Sie Erkenntnisse darüber, wie Sie auch im Privatem mit vielen Themen umgehen können.“
Eine passende musikalische Einführung gab der Chor der Fünft- und Sechstklässler der Gesamtschule Swisttal um seinen Leiter Andreas Tiggemann, denn der Klimasong war selbstgeschrieben: „Die Erde weint, weil wir sie nicht beachten, wir woll’n sie retten, kommt helft uns dabei.“
Die zunehmende Erwärmung der Erde könnte beispielsweise durch die Nutzung von Sonne, Wind und Erdwärme gestoppt werden, erfuhren jugendliche Klimadetektive und ihre Eltern im Naturparkzentrum. Und während seine Tochter Mila eifrig kleine Windräder aus gelben, grünen und blauen Papierquadraten zusammensteckte und dabei etwas über die nützlichen Kräfte von Sonne und Wind erfuhr, beschäftigten die erneuerbaren Energien auch Vater Manuel Seibel - nur auf einer etwas anderen Ebene: „Wir überlegen, eine Wärmepumpe einzubauen“, berichtete der technische Zeichner für Maschinen und Anlagenbau, der mit seiner Frau gerade ein renovierungsbedürftiges Haus aus den 70er Jahren gekauft hat.
Die ihm praktisch „vor der Haustüre“ gebotenen Informationen beim Klimaforum wolle er nutzen, um sich bei den Fachleuten am gemeinsamen Stand der Firmen Weishaupt und Küpper über Klimatechnik zu informieren. Außerdem sei da noch die Frage der Dämmung und der Dachsanierung, die „auch eine Sache des Geldbeutels ist“. Stolz ist der Familienvater auf seine Fotovoltaikanlage auf dem Dach, die den Grundbedarf von zwei Erwachsenen und zwei Kindern decke: „Der Überschuss wird eingespeist und vergütet.“
Am Stand der Biologen Steffen Steenken und Maren Isfort von der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis ging es um den Wiesenknopf-Ameisenbläuling und ein Projekt zum Schutz des blauen Falters. Seit Jahren gehen die Vorkommen des Ameisenbläulings laut Steenken zurück. Darum sei es hilfreich, Grünflächen mit seiner Wirtspflanze anzulegen, dem Großen Wiesenknopf.
Die Staude mit den violetten Blüten wird von dem Schmetterling als Kinderstube und Nahrungsquelle sowie als Balz- und Schlafplatz benutzt. Rückzugort - nicht nur für Ameisenbläulinge - seien öffentliche Grünstreifen, insbesondere Wegraine und Straßengräben, die es zu erhalten gelte. Generell sei es hilfreich, artenreiche Wegraine als Lebensraum und Nahrungsangebot für viele Tiere zu sichern und mit anderen Lebensräumen zu vernetzen.
Die Biologen forderten zum Mitmachen auf: Wer sich als Pflanzenfinder betätigen und Mädesüß, Glockenblume, wilde Möhre und Co. am Wegesrand fotografieren und dann bestimmen lassen möchte, kann sich bei der biologischen Station in Eitorf melden.
„Besuchen Sie uns bei den monatlichen Pflegetreffen im Garten“, hieß es beim Arbeitskreis „Naturnahe Gärten in Wachtberg“, deren Mitglieder hinter dem Rathaus in Berkum einen Schaugarten betreiben. Dieser biete Naturschutz auf kleinstem Raum und Beispiele für verschiedene Lebensräume.
Die Regionalmanagerinnen Lina Mombauer und Anna Höyng informierten über das EU-Förderprogramm „LEADER“ für die „Region Voreifel – Die Bäche der Swist“, mit dem viele kleine Projekte angestoßen werden, um die von der Flut im Sommer 2021 betroffenen Gebiete wieder nach vorne zu bringen. Zum Mitmachen forderte auch die Arbeitsgruppe Dorfgärten, Landwirtschaft oder Forst auf, in der es zum Beispiel um das Zurückhalten von Regenwasser durch eine Erhöhung von Wegen und das Anlegen von durchlässigen Dämmen geht.
Bei der Rheinbacher Ortsgruppe des ADFC warb Georg Wilmers für das Fahrrad als ein klimafreundliches Fortbewegungsmittel und berichtete über den geplanten 5,5 Kilometer langen Radroutenring in Rheinbachs Kernstadt. „Dieser soll ab diesem Jahr Stück für Stück hergestellt werden.“ Leckere Äpfel verteilte Renate Schlagheck an die Besucher. Sie ist Gastgeberin der „Marktschwärmerei“ auf dem Biohof der Familie Rönn in Ersdorf und klärte über nachhaltige Landwirtschaft auf.