Kleider tauschen, Umwelt schonenAchte Börse in Rheinbach
Ursula Heidgen war sehr zufrieden. Zwei Stunden hat sie mit ihrer Freundin die adrett drappierten, gebrauchten Kleidungsstücke in der Rheinbacher Stadthalle durchstöbert und für sich einige schicke Sachen gefunden: „Ein schönes Kleid, drei Jacken, zwei Gürtel, gute Stiefel und eine rosafarbene Tasche“, zählt sie ihr Ergebnis auf. Die gut erhaltenen Kleidungsstücke hat sie sorgsam in die zwei Taschen gepackt, die sie gefüllt mit ihrer eigenen Kleidung vorher in die Halle gebracht hatte. Dort waren sie von den Helferinnen der gastgebenden Rheinbacher Fairtrade-Steuerungsgruppe in Empfang genommen worden, die sie dabei unterstützten, die mitgebrachten Stücke zu sortieren und an den richtigen Stellen zu platzieren.
„Tausch doch einfach“ hieß es wieder am Sonntag bei der 8. Fairtrade Kleidertauschbörse. Das Prinzip der Aktion ist einfach: Jeder kann mitmachen und bis zu 15 sehr gut erhaltene, gewaschene Kleidungsstücke, Taschen, Schals, Tücher sowie Modeschmuck mitbringen und sich aus dem Vorhandenen neue Sachen aussuchen und mitnehmen. Die übrig gebliebenen Stücke seien teilweise die Grundlage für die nächste Kleidertauschbörse, einige würden am Ende auch, wenn gewünscht, den karitativen Kleiderstuben zur Verfügung gestellt, erläuterte Sprecherin Pia Grünberg. Die Börse sei ausgelegt für Erwachsene: „Wir möchten nicht mit den schon vorhandenen Kinderbörsen in Konkurrenz treten.“
Durch den Tausch von gut erhaltener Kleidung solle der nachhaltige Umgang mit Mode gefördert werden, gleichzeitig sei die Börse eine einfache Möglichkeit zum Wechsel der Garderobe und spare Geld. Sehr beliebt und umlagert waren am Sonntag die Sommerkleider gleich am Eingang. Einige wurden noch nicht einmal aufgehängt, sondern gelangten direkt von der Tasche der Spenderin an die nächste Liebhaberin: „Bevor ich mir jetzt die Mühe mache, es aufzuhängen, gebe ich es Dir direkt in die Hand“, sagte Heidgen schmunzelnd, als sie der 24-Jährigen Studentin, die sie noch vom vergangenen Jahr kannte, ein farbenfroh-blumiges Stück aus leichter Baumwolle überreichte.
Die 24-Jährige hatte selber eine große Tasche mit diversen Kleidungsstücken gespendet. Es sei ein gutes Gefühl, zu beobachten, wie auch die eigene Kleidung ein neues Zuhause finde. Nebenan in den zwei Umkleidekabinen halfen sich die Kundinnen und hielten auch schon mal den Spiegel für die Nachbarin in die richtige Höhe. „Guck mal, für den Urlaub: ein schönes fluffiges Sommershirt!“, bemerkte Juliane Ott zu ihrer Tochter Melissa, die bereits Armreifen und Kettchen entdeckt hatte. Die Achtjährige liebe „alles, was glitzert“, wusste ihre Mutter, die für ihre zwei Töchter vorsortierte und die richtigen Größen heraussuchte. Im Vorfeld hatte sie eigene Sachen gespendet.
Unter den ausgelegten Waren gebe es viele kleine Größen, die ihren acht- und zwölfjährigen Töchtern passen und auch gefallen würden, sagte sie. Als passionierte Flohmarktgängerin findet sie die Kleidertauschbörse super: „Ich werfe ungern Sachen weg.“ So wie die 41-jährige Ramona aus der Grafschaft, die seit acht Jahren Second-Hand-Ware einkauft: „Ich möchte das Klima schonen.“ Gleiches gilt für ihren Freund Marco Studnik, der das Tauschprinzip gut findet: „Die Idee ist toll und wir finden immer wieder etwas Schönes.“ Nur auf die Krawatten, auf die könne er verzichten, bemerkte er. Von diesen Accessoires für den Herrn war dieses Mal jedoch trotz Hinweisschild keines im Angebot: „Macht nichts!“ Mit dabei seien auch seine zwei Tanten Karin Vilz und Uschi Leidl, stellte Studnik vor.
Ebenso Marita Studnik, deren Tochter im Orga-Team mitwirkt. Die Seniorin hatte für sich eine weiße Bluse entdeckt: „Wir haben einiges mitgebracht und lassen uns jetzt inspirieren.“ Bei Wasser und Kuchen, den die Organisatorinnen mitgebracht hatten, erholten sich die Kundinnen und Kunden – Letztere waren allerdings in der Minderheit – von den Strapazen. In eine Spardose durften Spenden geworfen werden. Gegen 17 Uhr machten sich die Gastgeberinnen ans Aufräumen. „Wir sind hochzufrieden mit dem Nachmittag, weil trotz der Wärme viel getauscht wurde“, bilanzierten Pia Grünberg und Sabine Kirstein: „Es waren sehr viele Menschen da.“
Fairtrade-Town Rheinbach
Seit Mai 2014 führt Rheinbach den Titel „Fairtrade-Stadt“. Nach Prüfung durch den Verein Fairtrade Deutschland wurde die Auszeichnung für die nachhaltige Verankerung des fairen Handels in der Stadt im April 2022 für weitere zwei Jahre zuerkannt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang bürgerschaftliches Engagement. Die Fairtrade-Steuerungsgruppe Rheinbach trägt mit ihrem Engagement dafür Sorge, dass die Stadt den Titel weiterhin führen darf. Die Freiwilligen organisieren Veranstaltungen wie die faire Kleidertauschbörse, hinzu kommen ein Informationsstand beim Frühlingsmarkt und die Teilnahme am Feierabendmarkt. Ein Kriterium ist ein Angebot von Produkten aus fairem Handel in Geschäften und Gastronomie. Kontakt: fairtrade-steuerungsgruppe@stadtrheinbach.de