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Kirmes in RheinbachBeleuchtung an Fahrgeschäften wird später eingeschaltet

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Auf geht die wilde Fahrt: Heute wird die Rheinbacher Herbstkirmes, die größte im Linksrheinischen, offiziell eröffnet.

Rheinbach – Mit einem kleinen Kran werden die einzelnen Wagen der Schmetterlingsbahn aus dem Laster geholt und auf die Schienen gesetzt, kräftige Helfer positionieren sie genau. Nebenan beim Überschlagfahrgeschäft „Rock ’n’ Roll“ wird noch geputzt, das Kettenkarussell gegenüber ist schon komplett aufgebaut. 46 Schausteller hoffen in Rheinbach auf gutes Wetter für die 180. Auflage der Herbstkirmes – erstmals wieder nach zweijähriger Zwangspause. Man kann sich schon gut vorstellen, wie farbenfroh der Kirmesplatz in der Dämmerung leuchten wird, wenn da nicht die enormen Energiekosten wären.

Zum ersten Mal in Rheinbach dabei: Mario Blume

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Mario Blume setzt noch mal den Schraubenschlüssel an. Sein schönes Kettenkarussell ist Baujahr 1978.

Mario Blume ist mit seinem Kettenkarussell, Baujahr 1978, zum ersten Mal in Rheinbach dabei. „Bisher hatte der Termin nie in unsere Tour gepasst, aber jetzt lag er optimal vor unserem nächsten Ziel in Neustadt an der Weinstraße“, sagt der Unternehmer. Zwei Angestellte und drei Aushilfen packen beim Auf- und Abbau seines  „Wellenfluges“ mit an. Ob er noch Energie einsparen kann? „Mit ein paar Lichtern weniger am Karussell ist es nicht getan. Dann ist es auch nicht mehr so schön, und wir sind nun mal mit Herz und Seele dabei.“ Er hat eine andere Lösung gefunden: „Wir schalten das Licht jetzt erst später ein, wirklich erst dann, wenn es dämmert, so gegen 16 Uhr“, sagt Blume.

Peter Heinen aus Neuwied gehört mit seinem Autoscooter zu den Stammbeschickern der Rheinbacher Kirmes. Er und sein Angestellter sind noch dabei, das Fahrgeschäft aufzubauen, damit es pünktlich zur Kirmeseröffnung am heutigen Freitag parat steht. „Ich weiß noch nicht, wie ich die hohen Energiepreise gehandelt bekomme“, sagt Heinen: „Wir werden auf jeden Fall weniger Gewinne erzielen.“ Den Fahrpreis  habe er um 50 Cent auf 2,50 Euro erhöht: „Aber wegen der Inflationsrate, nicht wegen der Strompreise.“ Man könne die Mehrbelastungen nicht komplett an die Kirmesbesucher weitergeben, meint Heinen.

Genau so sieht das auch Walter Milz. Der Düsseldorfer, der schon mehrere Male bei der Herbstkirmes dabei war, hat die Fahrpreise für seine Schmetterlingsbahn ebenfalls moderat erhöht. 20 Prozent der Mehrkosten habe er auf die Kunden umgelegt, sagt Milz. Es seien ja nicht nur die gestiegenen Energiekosten, man müsse ja auch die Lkw betanken. Ob er dennoch Gewinn machen kann? „Wir fahren schon an der 0-Euro-Grenze“, sagt Milz: „Man muss am Ende des Jahres einen Strich drunter machen.“  Ganz entscheidend  sei  natürlich die Resonanz der Besucher.

Ein „nettes Publikum“

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Der Kölner Günter Krämer kommt gerne mit seiner Wurfbude nach Rheinbach.

Fast vier Jahrzehnte ist die Familie von Günter Krämer aus Köln in Rheinbach schon mit von der Partie. Noch sind nicht alle Dosen ausgepackt, auf die man werfen muss, um eines der kuscheligen Stofftiere oder andere Preise zu bekommen. Vier Euro kosten bei ihm drei Bälle für Erwachsene, Kinder bekommen vier Bälle dafür. Krämer hat mehr Glück als andere Kollegen, denen mittlerweile das Material ausgeht. Lockdowns in Asien werden hier spürbar, Bärchen und Co. sind oft nicht mehr lieferbar. Seinen gesamten, gerade mal acht Jahre alten Wagen hat der Kölner bereits auf LED-Technik  umgerüstet, „hier gibt es nicht eine Glühbirne mehr“, sagt Krämer. In Rheinbach habe er nur gute Erfahrungen gemacht: „Es ist ein nettes Publikum. Ich bin gerne hier.“

Offiziell eröffnet wird die Kirmes von Bürgermeister Ludger Banken, der am Freitag um 18 Uhr das Kirmesfass ansticht. Und mit einem Farbenspektakel geht sie am Dienstag zu Ende:  Als  Highlight wird gegen  21.15 Uhr das  Höhenfeuerwerk gezündet.

Drei Fragen an Kurt Strang in Rheinbach

Kurt Strang, Fachgebietsleiter Ordnungsangelegenheiten in Rheinbach

Herr Strang, Thema Stromverbrauch: Wird es Einschränkungen geben, zum Beispiel kein Licht mehr nach 22 Uhr? Oder andere Vorgaben?

Kurt Strang: Die meisten Schausteller haben ihre  Betriebe, verstärkt in der Coronazeit, in der keine oder kaum Kirmessen stattgefunden haben,  auf LED-Technik umgestellt. Auch der Verbrauch der Antriebe wurde soweit möglich reduziert. In diesem Bereich liegen die Einsparungen bei zusammen zirka  40 Prozent, bei der Lichttechnik sogar bei bis zu 80 Prozent, so dass eine vorzeitige Abschaltung nur einen geringen Effekt erzielen würde. Zudem müsste man bei Abschaltung der Beleuchtung bei den Schaustellern auch die Kirmes beenden, da die vorhanden Beleuchtung nicht ausreicht oder  zugebaut ist. Es gibt insofern keine Vorgaben.  

Sind auch alle 46 Schausteller dabei, die zugesagt haben?

Nein, es sind zwar rund 46 Schausteller vor Ort, allerdings ist es aufgrund  kurzfristiger Personalausfälle und beschränkter Warenverfügbarkeit zu Absagen gekommen. Glücklicherweise konnten diese aber kurzfristig durch andere Schausteller  fast vollständig  kompensiert werden.          

Viele bekannte Schausteller sind da – auch neue?

Neue Fahrgeschäfte beziehungsweise Betreiber, die noch nie in Rheinbach waren sind die Überkopffahrgeschäfte ,Take Off‘ und  „Rock ’n’ Roll“,  das  „Scheibenwischer“-Rundfahrgeschäft, das Kindekarussell und der Kettenflieger. Hinzu kommen vier Betriebe, die freundlicherweise als Ersatz  eingesprungen sind.   

Zum Feuerwerk. Steht das immer noch in Frage?

Nein, das Feuerwerk ist genehmigt, der Waldbrandindex ist bei der aktuellen Wetterlage kein Hinderungsgrund mehr.